Mal wieder Stillen

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Mal wieder Stillen

Liebe Biggi, liebe Christian, ich brauch wohl mal wieder etwas "seelische Unterstützung" ( da ich leider nie die Stilltreffen in meiner Region nutzen kann ;-(). Unser Sohn ( jetzt 16 Mon) wird nach Bedarf gestillt, was nach wie vor sehr oft ist. Das Gewicht von 11,5 kg ist bei 80 cm ja ok, auch ansonsten ist er quirlig, aufgeschlossen, "zieht in die Welt", zeigt erste soziale Regungen in seiner Spielgruppe und macht eben so sein Ding. Das freut mich auch sehr. ABER dieses häufige Stillen macht mich immer wieder unsicher. Er zieht die Brust dem Mittagessen vor, d.h., er isst ein bischen, will dann aber an die Brust, selbst wenn es seine heißgeliebten Nudeln oder Würstchen gibt. Soll ich ihn lassen? Ablenken geht nicht, dann greint er und bleibt "hart amBall" bis ich nachgebe. Bin ich nur nicht konsequent genug? Morgens trinkt und schmust er über eine halbe Stunde und mag es garnicht, wenn wir vorher aufstehen. Nachts trinkt er auch noch sehr viel....weil er tagsüber kaum was Essen mag - meine ich. Seuftz! Mach ich das denn so richtig, mit dem Stillen nach Bedarf??? In dem Buch "Ich stille noch" von der LLL schreibt die Autorin, dass es wichtig ist, sich dem Kind auch so zuzuwenden und eben nicht nur über die Brust. Das mache ich. Kann es sein, dass unser Sohn einfach noch viel braucht? Im Moment zerrt vor allem das nächtliche Trinken an mir, weil er dann richtig wach wird und rumturnt. Wir verhalten uns ruhig, aber so richtig erholsam ist das natürlich nicht. Muss ich da nun durch, weil ich mich für´s Stillen nach seinem Tempo entschieden habe? Ach ja und vor allem mittags wird er mesit weinend wach..wohl weil ich dann nicht mehr neben ihm liege wie beim einschlafen, bzw. weil die "Brust" nciht da ist. Immer wieder muss ich ihn dann nochmal trinken lassen, bis er so ganz wach geworden ist. ??? Danke und etwas ausgelaugte Grüße montibaer

Mitglied inaktiv - 24.07.2009, 13:30



Antwort auf: Mal wieder Stillen

Liebe monitbaer, es ist wirklich nicht einfach, wenn man weit und breit niemanden in der Nähe hat, der einem bei Stillfragen zur Seite steht. Ich freu mich, dass ich dir hier hoffentlich beruhigende Antworten schreiben kann! So, wie du deinen kleinen Mann beschreibst, gehört er wohl schon zu denen, die gern etwas mehr Mama bekommen, und denk daran, dass er an deiner Brust nicht nur Nahrung sondern auch Geborgenheit, Sicherheit und Ruhe findet. Solange es für dich ok ist, dass du ihn häufig stillst, spricht nichts dagegen, dass du ihn auch weiterhin nach Bedarf stillst. Was das Buch meint ist, dass manche Mütter nicht bemerken, dass ihre Kinder mehr brauchen als die Brust. Und dann kann es passieren, dass ein Baby aus lauter Langeweile immer wieder stillt. Andererseits gibt es nicht wenige Kinder, die auch mit 16 Monaten Muttermilch anderer Nahrung vorziehen, und solange er selbst frei entscheiden kann, ob er feste Kost zu sich nimmt oder nicht, ist das Risiko, dass er zuwenig Nährstoffe bekommt, gering. Was die Nächte betrifft: Ich kann natürlich von hier aus nicht sagen, woran es liegt, dass dein Kleiner so häufig wach wird in der Nacht. Es könnte eine Gewohnheit sein, oder aber er holt sich nachts das, was er tagsüber nicht hat. Das Stillen, deine körperliche Nähe, geben ihm Sicherheit und Geborgenheit, die ihm die Kraft schenken, den Alltag zu meistern - was ihm ja anscheinend prima gelingt. Wenn er diese Nähe tatsächlich BRAUCHT, dann wird dir vielleicht nichts anderes übrig bleiben, als diese schwere Zeit zu durchstehen und zu versuchen, andere Dinge einfacher zu gestalten, so dass du tagsüber ein wenig ausruhen kannst. Handelt es sich "nur" um eine liebgewordene Angewohnheit, dann kannst du mit folgender Methode versuchen, einen Teil der Nacht stillfrei zu bekommen: Erkläre Deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich Dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim „Nein“, bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von Dir aus Deinem Kind die Brust anbieten – so lernt es, dass es sich auf Dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht „strafst“ für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese Stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Bedenke bitte, dass jedes Kind irgendwann seinen Weg zum Durchschlafen und alleine schlafen findet, wird ihm die Gelegenheit dazu gegeben. Das eine früher, das andere später. Ich bin überzeugt, dass bis auf die wenigen Ausnahmen der extrem "pflegeleichten" Kinder, jede Mutter diesen Punkt kennt, an dem Du jetzt bist... Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 24.07.2009