Frage: Mahlzeiten und Schlaf

Hallo, mein Baby ist fast acht Monate alt. Es hat seit etwa der siebten Woche bis zur Einführung des Milchgetreidebreis am Abend durchgeschlafen (anfangs mind. zwölf, später noch neun Stunden am Stück). Seit Ende Februar gibt es drei Breie mittags, nachmittags und abends. Mitte Februar und auch im März hatte es noch mal für ein bis zwei Wochen durchgeschlafen. Tagsüber schlief es dann viermal jeweils 15 bis 20 Minuten. Vor den Breien war es ein großer Anhänger des Cluster-Feedings und hat abends immer wieder angedockt bis anfangs 22:30, später 21:00 Uhr und schlief dann durch. Vormittags hat es auch mehrfach getrunken, meistens dreimal. Mit Brei ist das natürlich anders und in den letzten Wochen schläft es gar nicht mehr durch. Vormittags trinkt es ein- oder zweimal. Dann gibt es meist etwa 11:30 Uhr den Gemüse-Fleisch-Brei, 14:15 Uhr den Obstgetreidebrei, 17:30 Uhr den Milchgetreidebrei, für den es manchmal schon zu müde ist. Manchmal wird es auch am Nachmittag gestillt, wenn es das verlangt. Nach dem Abendbrei wird es gewaschen und recht bald ins Bett gebracht. Hin und wieder wird auch da die Brust verlangt und ausgiebig getrunken. Nun wird es fast immer etwa 0:30 Uhr wach, oft auch noch ein zweites Mal. Spätestens 6:30 Uhr ist es endgültig wach, wenn das zweite Mal nach vier Uhr ist, bleibt es oft gleich wach. Manchmal ist es mit 10 Minuten Stillen erledigt und es schläft wieder, manchmal wird es eine längere Geschichte. Ohne Stillen schläft es nicht ein. Der Vater scheitert eigentlich immer. Am Tag wird immer noch mehrmals eher kurz geschlafen. War die Nacht besonders kurz, schläft es vormittags länger und ist abends früher müde. Nun bin ich sehr verunsichert. Eigentlich sollte es doch mit vier Mahlzeiten auskommen? Ich lass es so lange trinken, bis es sich weg dreht. Warum schläft es nicht mehr durch?

von Schnoof am 10.04.2019, 20:30



Antwort auf: Mahlzeiten und Schlaf

Liebe Schnoof, als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit acht oder zehn Monaten. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby. • Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 10.04.2019



Antwort auf: Mahlzeiten und Schlaf

Danke Biggi, es ist die Antwort, die ich befürchtet habe. Kurz nach den Abschicken ist mir schon eingefallen, warum mein Schatz aktuell so schlecht schläft. Es ist zu groß für das Beistellbettchen, hat dort zu wenig Platz, um sich zu wenden, und musste in das eigene Zimmer umziehen. Die ersten Nächte waren ganz gut, aber da bin ich bei jedem Rascheln aus dem Babyphone bereits rüber gelaufen, um den Schnuller zu suchen, über die Wange zu streicheln, etc. Inzwischen bin ich zu müde und werde nicht bei den kleinsten Geräuschen wach. Tagsüber kann ich nicht schlafen, da finde ich nicht die Ruhe. Ich habe schon mit drei oder vier Jahren mit dem Mittagsschlaf aufgehört, was mir eine Stunde erzwungenes Stillliegen im Kindergarten und in der Grundschule eingebracht hat. Ich schlafe nachts und stoße nun an meine Grenzen. Dass mein Kind tagsüber so munter ist, hat mich bis dahin nie gestört. Hab einen Ring-Sling, nehme mein Baby mit in die Waschküche. Ich überlasse viele Aufgaben recht hemmungslos meinem Herzallerliebsten. Ich war in der Schwangerschaft so entspannt wie noch nie in meinem Leben und auch in dem ersten Lebenshalbjahr war ich sehr entspannt. Unser Baby ist auch sehr entspannt. Wenn es acht Monate alt ist, werde ich wieder arbeiten gehen und der Vater übernimmt die Elternzeit. Ich versuche, einmal am Tag abzupumpen, wobei mal nur 50 ml, mal 150 ml zusammen kommen. Da ich am Tag kaum Ruhe habe, geht das nur abends, wenn es im Bett ist. Es fällt aus, wenn ich auch am Abend stillen muss. Wie lang die 60 Beutel reichen werden, weiß ich nicht. Wie ich das leisten soll, wenn ich arbeite, noch weniger.

von Schnoof am 11.04.2019, 10:19



Antwort auf: Mahlzeiten und Schlaf

Liebe Schnauf, warum nimmst Du Euer Baby nicht einfach mit in Euer Bett? Ihr könntet es in die Mitte legen oder aber das Bett an die Wand stellen, damit es nicht herausfallen kann. So entfällt da dauernde Aufstehen und Du kannst gleich weiterschlafen. Mach es Dir so einfach wie möglich, um diese harte Zeit durchzustehen! Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 11.04.2019



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