Frage: Langzeitstillen

Hallo, ich stille meine 16 Monate alte Tochter noch sehr viel, sie hat seit der Beikosteinführung mit 6 Monaten nur wenig Interesse an Essen gezeigt aber es fehlt ihr noch an nichts,Gewicht sowie Blutprobe waren in Ordnung. Nun frage ich mich aber doch, wielange es so weitergehen soll. Ich verfahre schon nach dem Prinzip"nicht aktiv anbieten, aber auch nicht verweigern" und biete ihr ständig alles Mögliche an, esse mit ihr zusammen, lasse sie mit dem Essen spielen und experimentieren,allerdings betrachtet sie die Muttermilch immer noch als ihr Hauptnahrungsmittel, alles andere ist nur mäßig interessant. Die Brust zu verweigern geht eher nach hinten los, dann ist sie total verzweifelt und will sie erst recht, an Essen ist dann nicht zu denken, und ich möchte sie auch nicht auf diese Weise weinen lassen und sie indirekt zum Essen zwingen, denn Essen soll ja auch Spaß machen. Kann ich hoffen, das die Lust aufs Essen noch von alleine kommt, wie sind da die Erfahrungen bei Langzeitstillkindern? Ich habe ja nichts dagegen, sie noch zu stillen, aber nicht unbedingt in dem Umfang wie jetzt. Außerdem lese ich im Nachbarforum bei Dr. Posth fleißig mit und ich schätze seine Ratschläge sehr.Er sieht bei lange gestillten Kindern ja aber das Problem, dass sie sich nicht von der Mutter loslösen können und tatsächlich ist es so, dass meine Tochter sehr anhänglich und sehr auf mich fixiert ist. Ich kann sie nicht mal kurz bei meiner Mutter lassen, die sie ansonsten sehr gern mag. Was denken sie darüber? Ist ihr Verhalten Folge des langen Stillens oder ist es eher umgekehrt, dass sie so intensiv stillen möchte, weil sie eben ein sehr anhängliches Kind ist? Liebe Grüße und vielen Dank, Ela

Mitglied inaktiv - 26.03.2010, 13:12



Antwort auf: Langzeitstillen

Liebe Ela, ich würde erst einmal regelmäßig ein Blutbild machen lassen, damit sicher ist, dass das Kind keinen Eisen- oder Zinkmangel hat oder bekommt (das macht appetitlos) und weiterhin Beikost anbieten. Viele Kinder essen in Gesellschaft viel besser, haben Sie das schon einmal versucht? Der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs Fakt. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Die Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase, aber Ihr Kind spürt jetzt ihre Unsicherheit und das ist etwas, was Kinder extrem schlecht vertragen. Kinder brauchen Klarheit und Zweifel sowie Unsicherheit der Eltern verwirren sie und beeinflussen ihr Verhalten, so dass sie z.B. besonders klammern oder eben sehr lange und häufig an der Brust trinken. Das Problem ist nicht das Stillen - das in diesem Alter außerdem noch vollkommen normal ist, denn statistisch gesehen findet ein selbstbestimmtes Abstillen meist irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag statt - sondern der Druck, der von außen auf Ihnen lastet. Kennen Sie noch andere langzeitstillende Mütter im realen Leben? Ich denke, dass Ihnen der Austausch mit anderen Eltern von langzeitgestillten Kindern sehr gut tun würde. Wenden Sie sich doch einmal an eine Stillberaterin und fragen Sie, ob es eine Kleinkinderstillgruppe in Ihrer Nähe gibt. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 26.03.2010



Antwort auf: Langzeitstillen

Hallo, ich höre das so oft, dass langzeitgestillte Kinder sich nicht von der Mutter lösen können und nicht gerne essen, bei uns ist das überhaupt nicht der Fall, darum glaube ich auch nicht, dass es etwas mit dem Stillen zu tun hat. Meine Tochter, 2 Jahre, wird immer noch gestillt, wenn auch (nach langem Kampf) nicht mehr so oft, bis vor ein paar Monaten, habe ich sie aber noch mehrmals täglich gestillt. Sie hat aber seit sie 1 Jahr ist (vorher fast vollgestillt wegen Breiverweigerung) großes Interesse am Essen. Auch ist sie seit einiger Zeit sehr auf den Papa bezogen. Bei Oma und speziell beim Opa ist sie immer schon gerne alleine geblieben. Ich kenne aber aus dem Verwandtenkreis ein Kind, das lange nicht einmal bei der Oma geblieben ist, der Kleine wurde übrigens keine Minute gestillt. Wollte ich hier nur einfach mal loswerden, weil ich es kenne, wenn alle "Probleme" aufs Langzeitstillen geschoben werden. Viele Grüße

Mitglied inaktiv - 26.03.2010, 13:35



Antwort auf: Langzeitstillen

Hallo, vielen Dank für ihre Antwort. Sie haben sicher recht, dass Kontakte zu anderen Langzeitstillenden gut wären, man kommt sich doch manchmal recht allein vor. Ich habe schon eine LLLStillberaterin in meiner Nähe in einer Anzeige gesehen und werde diese mal kontaktieren. Liebe Grüße, Ela

Mitglied inaktiv - 28.03.2010, 13:55



Antwort auf: Langzeitstillen

Felix war und ist ein Extremist mit allem, was ihn beschäftigt. Er war als Baby die ersten MOnate nur bei mir im Tragetuch, ließ sich NIE ablegen (auch nicht in meinem Beisein auf die Krabbeldecke), wollte dauernd gestillt werden und dazwischen ständig seinen Schnuller. Er hat zwar schon mit 11 Mon. bei uns mitgegessen, aber der Wandel von bis dahin fast nur stillen auf Familienkost war eine Entscheidung von heute auf morgen. Er wollte immer in den Schlaf getragen werden, am liebsten nur von mir, aber um den 2. Geb. verweigerte er das ganz plötzlich und schläft seitdem problemlos alleine ein - darin hat er seinen 6jährigen Bruder schon "überholt"! Gestillt wurde er auch bis er etwa 2 war, dann wollte er urplötzlich nicht mehr und lachte mich nur aus. Wieder von jetzt auf gleich. Im Sommer wird er nun 4, geht gerne in den KiGa oder zu Freunden, lässt sich gerade ganz selbstbewusst die Haare lang wachsen und hat, ganz im Gegensatz zu seinem früheren Klammern an mich absolut keine Probleme, ohne mich auszukommen. Letzten Sommer war ich erstmals eine Woche alleine weg (für einen Kurs), und es war der kleine Felix, nicht etwa sein großer Bruder, der diese Zeit ohne Tränen wegsteckte. Lange Rede, kurzer Sinn: Bei uns hat sich das Kind offenbar unter anderem durch Stillen so viel Mama am Anfang des Lebens geholt, dass es dicke für später mit zu reichen scheint. LG, Emily

Mitglied inaktiv - 29.03.2010, 14:30



Antwort auf: Langzeitstillen

Hallo Ela, ich bin auch Langzeitstillerin geworden, weil mein ältester (inzwischen 10 Jahre) einfach keinen Brei essen wollte. Auch die zweite (nun 7 Jahre) war sich mit ihm in diesem Punkt einig und hat sonst so einige Eigenheiten an den Tag gelegt wie der unten beschriebene Felix - sehr auf mich bezogen, immer an mir dran ... Inzwischen sind beide sehr selbständige und selbstbewusste Kinder. Und ich stille nun mein drittes Kind. Auch er scheint den Brei nicht sonderlich zu mögen. Fingerfood ist schon eher etwas für ihn! Aber auch bei ihm werde ich mich nun nicht abbringen lassen und ihn stillen, so oft und lange wie er möchte - so lange es mir und ihm dabei gut geht! Solltest Du Kontakt wünschen, jederzeit gerne unter ChrisBach(at)web.de. Grüssle, Chrissy

Mitglied inaktiv - 29.03.2010, 23:00



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