Kolostrum nach Kaiserschnitt - wann kommt es?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kolostrum nach Kaiserschnitt - wann kommt es?

Liebes Stillteam, in 9 Tagen werden meine Zwillinge an 37+1 per Kaiserschnitt entbunden. An meinen Brüsten hat sich dem Augenschein und Gefühl nach bislang noch rein gar nichts getan. Ich weiß, dass das nichts für die spätere Milchproduktion bedeuten muss, aber kann ich denn damit rechnen, dass direkt nach der Geburt auch Kolostrum vorhanden ist? Es heißt ja immer, man soll die Kinder direkt in den ersten paar Stunden anlegen, und irgendwie kann ich mir gar nicht vorstellen, dass aus meinen bis dato von der Schwangerschaft völlig unbeeindruckten Brüsten irgendetwas herauszusaugen sein soll. Vielen Dank für Ihre Antwort, Nela

von nelapdx am 20.11.2017, 00:12



Antwort auf: Kolostrum nach Kaiserschnitt - wann kommt es?

Liebe Nela, auch nach einem Kaiserschnitt verläuft der Milcheinschuss nicht anders als bei einer normalen Geburt. Das Signal für den Beginn der Milchbildung wird durch das Ausstoßen der Plazenta gegeben und nicht durch die Wehen. Solange die Plazenta noch im Körper der Mutter arbeitet, schüttet sie ein Hormon aus, das die Milchbildung hemmt. Wenn die Plazenta dann ausgestoßen (oder beim Kaiserschnitt entfernt) wurde, fällt dieses Hormon weg und andere Hormone, die nun nicht mehr gehemmt werden, sorgen für das Einsetzen der Milchbildung. Selbstverständlich wird auch Kolostrum gebildet und selbstverständlich können und sollen Sie sofort nach der Geburt mit dem Stillen beginnen. Es stimmt zwar, dass manchmal nach einem Kaiserschnitt der Milcheinschuss verzögert einsetzt, ABER: das liegt fast immer daran, dass die Mutter und das Kind getrennt wurden, das Kind nicht genügend Gelegenheit hatte frühzeitig und häufig an der Brust zu trinken und deshalb die Brust nicht genügend stimuliert wurde. Wenn das Baby im Anschluss an die Kaiserschnittgeburt uneingeschränkten Zugang zur Brust haben wird, dürfte alles genau so verlaufen, wie nach einer normalen Geburt. Wenn es sich um einen geplanten Kaiserschnitt handelt, sind die Voraussetzungen für das Stillen um einiges besser als bei einem Notkaiserschnitt, denn Sie sind ja nicht durch stundenlange Wehen bereits erschöpft, wenn es zur OP kommt und das Baby ist wahrscheinlich auch weniger gestresst als nach einer Notsituation. Falls Sie eine Periduralanästhesie haben werden, können Sie Ihr Baby anlegen, sobald der Bauch wieder zu ist (Sie brauchen natürlich Hilfe dabei, aber mit etwas guten Willen von Seiten des Krankenhauspersonals oder der Hilfe fes Partners ist es machbar). Nach einer Vollnarkose können Sie die Babys anlegen, sobald Sie richtig wach sind und das Baby halten können. Wichtig ist, dass Sie die Babys von Anfang an häufig anlegen, damit die Milchbildung in Gang kommt und die Babys lernen gut und richtig an der Brust zu trinken. Wird nach einem Kaiserschnitt bald und oft angelegt, verläuft das Stillen in der Regel wirklich nicht anders als nach einer normalen Geburt. Lassen Sie sich zeigen, wie Sie trotz Bauchschnitt bequem stillen können, wie Sie im Liegen stillen und wie Sie sich mit dem Baby gemeinsam umdrehen können (ein Bett mit Seitengittern und vielen Kissen ist dabei sehr hilfreich). Gönnen Sie sich alle Ruhe, die Sie nach dem Kaiserschnitt bekommen können, solange niemand diese Ruhe dahingehende interpretiert, dass Sie Ruhe vor dem Kind brauchten. Nehmen Sie jede Hilfe, die Sie für den Haushalt bekommen können an, Sie erholen sich nicht nur von einer Geburt, sondern von einer großen Bauchoperation. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 20.11.2017



Antwort auf: Kolostrum nach Kaiserschnitt - wann kommt es?

Hallo Nela, Keine Sorge, das ging bei mir auch erst nach der Geburt los. Aber nach ein paar Tagen war's dann schon ein Atombusen... :-). "Gönnen Sie sich alle Ruhe, die Sie nach dem Kaiserschnitt bekommen können, solange niemand diese Ruhe dahingehende interpretiert, dass Sie Ruhe vor dem Kind brauchten." Das ist schön und richtig gesagt. Allerdings solltest Du Dich darauf vorbereiten, dass Du in den ersten Tagen Deine Kinder nicht ganz alleine versorgen kannst (Wickeln, Tragen usw). Trotzdem ist es natürlich am besten, wenn Du sie bei Dir hast - kann der Papa mit ins Krankenhaus (Rooming In?). Sonst wirst Du möglicherweise Schwierigkeiten haben, die Kinder z.B. nachts zum Stillen gebracht zu bekommen, weil es für die Schwestern viel einfacher ist, ihnen eine Flasche zu geben. Wenn Du die Kinder nicht "gleich" stillen kannst, achte darauf, dass Du dann wenigstens pumpst - nicht erst nach einem erholsamen Nachtschlaf, sondern in den ersten Stunden und auch nachts. Vielleicht informierst Du Dich auch vorher schon über Brustmassage, das hilft nämlich im Zweifelsfall auch. Alles Gute und viel Spaß beim Stillen!

von zweizwerge am 20.11.2017, 09:49



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