Frage: Kolostrum auch für Flaschenkinder

Hallo, bei meinem ersten Kind hat das Stillen leider gar nicht geklappt (trotz Spontangeburt), obwohl ich das gerne wollte. Es kam zu keinem Zeitpunkt ein Tropfen. Ich war extra 5 Tage im Kh und wir haben 3 Tage lang alles versucht (alle 3 Stunden: anlegen, wickeln, abpumpen auf höchster Leistung, Fläschen geben,da sie schon mehr als 10% des Gewichts abgenommen hatte) Danach war ich nur noch fertig, da ich die 3 Tage im Grunde nicht geschlafen habe, die Brüste taten weh ohne Ende, es ging nichts mehr. Wir sind dann samstags nach Hause entlassen worden mit dem Auftrag den 3 Stunden -Rhythmus beizubehalten, irgendwann würde es schon klappen. Wir haben aber auf dem Weg nach Hause beschlossen, dass das so nicht weitergeht und haben dann aufgegeben. Obwohl ich nie eine Abstilltablette genommen habe, ist es nie zu einem Milcheinschuss gekommen. Jetzt bin ich mit meinem 2. Kind schwanger, diesmal muss es auch noch ein KS werden und ich bin völlig verunsichert, ob ich das alles schaffe. Ich weiß,dass es diesmal ganz anders laufen kann und dass Stillen das Beste ist etc. Aber ich weiß noch nicht was ich machen werde. Meine Frage aber trotzdem: Könnte ich meinem Kind auch das wichtige Kolostrum geben, wenn ich mich doch gegen das Stillen entscheiden sollte? Also Kolostrum geben und dann die Abstilltablette nehmen? Vielen lieben Dank für eine Antwort, liebe Grüße tingelmaus

von tingelmaus am 11.07.2012, 12:50



Antwort auf: Kolostrum auch für Flaschenkinder

Liebe tingelmaus, es tut mir leid, dass Ihre erste Stillerfahrung nicht so war, wie Sie es sich gewünscht haben. Das muss sich beim zweiten Kind aber nicht zwangsläufig wiederholen. Es ist ein sehr guter Gedanke von Ihnen, sich bereits vor der Geburt deines nächsten Kindes mit einer Stillberaterin in Verbindung zu setzen. Die wichtigste Vorbereitung für eine erfolgreiche Stillzeit ist, sich bestmöglichst zu informieren und sollte es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen, haben Sie gleich eine kompetente Ansprechpartnerin an der Hand. Selbstverständlich ist es eine Möglichkeit für Sie, dass Sie Ihr Baby nach der Geburt anlegen und so die ersten Schritte zum Stillen tun. Es ist für SIEund IHR BABY von Vorteil, wenn Sie zumindest eine kurze Zeit stillen. Bei Ihnen erfolgt die Rückbildung der Gebärmutter schneller und Ihr Baby erhält zumindest das Kolostrum. Das Kolostrum, die erste Milch, die gebildet wird, ist besonders reich an Immunstoffen, hilft dem Baby das Mekonium (den ersten Stuhlgang) schneller auszuscheiden und schützt außerdem den Darm des Babys. Danach können Sie neu entscheiden, denn wenn es diesmal klappt, mögen Sie vielleicht doch einen neuen Anlauf wagen. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Ich wünsche Ihnen schöne restliche Schwangerschaftswochen, eine gute Geburt und diesmal eine problemlose und schöne Stillzeit. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 11.07.2012



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