Kleinkind und die sich verändernde Stillbeziehung?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kleinkind und die sich verändernde Stillbeziehung?

Hallo! Unser junger Mann ist nun 17. Monate alt und wird nach Bedarf gestillt. Nachts liegt er bei uns im Familienbett. Er wird manchmal, wenn es für uns alle passt noch in der Traghilfe getragen. Gehen zum babyschwimmen und spielgruppe- je einmal die Woche- jetzt ist Sommerpause. Bin noch in Karenz, mein Mann kümmert sich auch viel um ihn. Er schafft es auch schon ein paar Stunden ohne Mama und Papa bei der Oma und Tante! ( nur untertags) Kurz um- er bekommt aus unserer Sicht bestimmt genug liebe, Sicherheit, Geborgenheit, aber auch freiräume die er braucht. Jedoch sucht er teils stark seine bzw unsere bzw meine Grenzen. Ein harmonisches ruhiges schlafen gehen am Abend? Nicht daran zu denken. Beim stillen, besonders abends, tretet, schlägt und zwickt er manchmal richtig fest. Leg ich ihn dann weg oder in sein Bett, schreit er und steht spätestens 5 min später wieder bei meinem Bett. (Haben beim gitterbettchen schon zwei Stäbe raus, damit er nicht eingesperrt ist) Meine Hebamme meinte am Anfang: ein liebevoller, respektvoller Umgang miteinander ist das wichtigste. Ich fühle jedoch nicht, dass er zu 100% Respekt zeigt. Eben wenn er so grob ist. Das fühlt sich für mich nicht schön an und ich würde dies gerne etwas besser ausgleichen- wenn das das richtige Wort ist. In stillblogs von langzeitstillenden lißt sich immer alles so harmonisch... Wo ist unsere Harmonie hin? Ich weiß nicht genau, was er versucht auszudrücken mit seinem verhalten. Ist es ihm manchmal zu viel an Mama? Oder zu wenig? Gehört etwas Schreinen, wenn er was nicht will- aber muss, frustriert ist dazu? Oder ist er durch das stillen noch zu abhängig von mir? Will er nicht mehr so viel- obwohl er doch noch viel will? Haben wir ihm gar nicht das beste gegeben- indem wir immer sofort gehüpft und gesprungen sind- wenn er nur einen kleinen mucks machte? Fragen über fragen. Liebe Grüsse

von belina am 10.07.2013, 12:51



Antwort auf: Kleinkind und die sich verändernde Stillbeziehung?

Liebe belina, keine Bange, Du hast NICHTS falsch gemacht und dein Sohn testet jetzt tatsächlich ganz einfach seine Grenzen aus! Klingt ganz so, als ob deine Kleine gerade schon in der Phase ist, die im englischsprachigen Raum „Terrible Two" genannt wird. Das kann eine sehr anstrengende Zeit sein für Mutter UND Kind. Wichtig ist nun, dass ihr zum Einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum Anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Es ist manchmal schwierig bei einem älteren Kind genau zu unterscheiden, will es jetzt wirklich das Stillen oder sucht es „nur" Aufmerksamkeit und Zuwendung. Doch mit einem fast zweijährigen Kind kannst Du sprechen und auch Abmachungen treffen, die dann auch eingehalten werden können außer in „Katastrophensituationen". Es kann nun sein, dass sich bei euch schon so etwas wie ein „Kampf" entwickelt hat, doch auch aus dieser Situation werdet ihr wieder einen Weg herausfinden, wenn Du deinem Sohn mit Eindeutigkeit begegnest, so dass er klar erkennen kann „Mama meint das, was sie sagt und tut auch wirklich so". Du kannst deinem Sohn klar sagen, dass er dir weh tut und Du das nicht möchtest. Wenn er dich dann zwickt, nimm ihn ab von der Brust und erkläre ihm, dass jetzt nicht mehr gestillt wird. Nach einer gewissen Zeit kann er wieder an die Brust, aber sobald es wieder los geht, hörst Du auf zu stillen. Dein kleiner Mann wird sicherlich zornig sein und toben, aber SO lernt er langsam, dass auch andere Menschen Gefühle haben, die ernst genommen werden müssen. Es wird wahrscheinlich nicht so sein, dass dein Sohn nie protestiert, aber es ist ein großer Unterschied, ob er alleine in seinem Bett (oder Zimmer) weinen muss oder geborgen in deiner Nähe erfährt, dass es Grenzen gibt. Kinder brauchen liebevolle Führung und Anleitung und ein beständiges Eingehen auf ihre Bedürfnisse. Das heißt keineswegs „laisser faire" wie es Kritiker behaupten, sondern liebevolle und verständnisvolle Konsequenz, die sich langfristig auszahlt. Du wirst sehen, wenn dein Kind deine Ernsthaftigkeit spürt und Du ihn trotzdem nicht mit Liebesentzug strafst, wird er bald lernen, dir nicht weh zu tun. Vielleicht magst Du das Buch „Nein, nein will nicht Was tun wenn Kinder trotzen" von Barbara Sichtermann (rororo Taschenbuch) lesen. Mir hat es sehr geholfen. Leider ist es im normalen Buchhandel nicht mehr erhältlich, doch probier es doch einmal bei Amazon oder so bei den gebrauchten Büchern, wenn es dich interessiert. Ein anderes Buch, das zur besseren Verständigung zwischen Eltern und Kindern beiträgt und dessen Vorschläge auch bereits bei kleinen Kindern praktikabel sind ist „Nun hör doch mal zu Elternsprache Kindersprache" von Adele Faber und Elaine Mazlish (dieses Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich). Ein weiteres empfehlenswertes Buch ist „Kinder fordern uns heraus" von Dreikurs sowie die Bücher von Thomas Gordon (Die Familienkonferenz, Familienkonferenz in der Praxis). Auch Steve Bidulph „Das Geheimnis glücklicher Kinder" ist lesenswert. Ich wünsche dir viel Kraft und gute Nerven, für die momentan anstrengende Phase LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 10.07.2013



Antwort auf: Kleinkind und die sich verändernde Stillbeziehung?

Ich danke für die Antwort! Kampf haben wir im Grunde keinen. Nur bin ich eben etwas betrübt, wenn es mal nicht so harmonisch ablaufen kann. Gestern waren nur 15min Mittagsschlaf drin und er konnte am Abend ohne Theater einschlafen, wie schön. Die Nacht war zwar gleich (schlecht) wie immer, aber das ist im Moment eben so. Danke für die Inputs und die Buchempfehlungen! Liebe Grüße und danke für Eure tolle Arbeit!!!

von belina am 11.07.2013, 10:32



Antwort auf: Kleinkind und die sich verändernde Stillbeziehung?

:-)

von Biggi Welter am 11.07.2013