Hallo Frau Welter,
Eigentlich ist unser Familienglück perfekt, eigentlich.
Vor wenigen Wochen habe ich unser 2. Kind entbunden. Unsere 2 Jahre alte Tochter wurde von uns, dachten wir, gut darauf vorbereitet. Mein Mann und ich haben mit ihr dazu Bücher angeschaut, den Bauch eincremen, krabbeln und daran lauschen lassen, sie zur Ultraschalluntersuchung mitgenommen. Auch das abstillen hatten wir zum großen Teil geschafft, sanft über die Schwangerschaftsmonate hinweg. In der Schwangerschaft hatte ich keine Milch mehr, dennoch mochte sie weiter nuckeln, in der Annahme das es sich durch die fehlende Milch von allein ausschleicht habe ich es zugelassen. Ihr immer wieder erklärt, das die Brust ja kein Nuckel ist und sie gern mit den Händen fummeln/knubbeln darf. Was sie gut angenommen hat. Wenn das Baby da ist, es die Brust braucht, weil es so nur Essen und Trinken bekommt..., sie ja so tolle Sachen essen und trinken kann..., was das Baby eben noch nicht kann.
Leider kamen auch Veränderungen wie der Wechsel in die nächst ältere Kindergartengruppe, Sprechen lernen, Umzug in ein neues Zuhause, natürlich die Schwangerschaft an sich und das was die kleinen Knirpse noch so ereilt in diesem Alter zum tragen. Zum Nachteil wurde sie dann auch noch mehrmal in kurzer Zeit krank, somit kam die Brust wieder mehrfach zum Einsatz.
Nun unser derzeitiges Problem, mit dem Stillen des Babys fühlt sie sich dazu aufgefordert auch wieder mehr zu stillen. Ich habe bis vor 3 Tagen noch Tandemgestillt, was ich aber eben vor 3 Tagen eingestellt habe da sie unser Baby nicht länger an der Brust duldet und ich auch den ganzen Tag dem unterschiedlichen Saug-, Nuckelverhalten ausgesetzt bin, dies keine Option mehr für uns ist. Da wir uns alle gegenseitig aufwühlen und viel Unwohlsein entsteht haben wir Bedenken die Situation könnte noch schlimmer werden.
Sie beißt sich ( was wir am schlimmsten finden) und teilweise auch uns, was sicherlich auch dem fehlenden Wortschatz zuzuschreiben ist, sie zerrt an mir herum, schreit, wirft sich zu Boden. Vielleicht machen wir uns zu große Sorgen, aber uns bricht es das Herz sie so verzweifelt zu sehen.
Ich bin davon überzeugt sie abstillen zu wollen, gestern war sogar ein guter Tag und sie mag das Baby, was sie uns gestern mit Küsschen auf seine Stirn, ihm die Mütze bringen und Spielzeug zeigen gezeigt hat.
Es geht Bergauf... , nur was ist wenn diese extremen Gefühlsausbrüche wieder kommen, sie anfängt im Kindergarten andere zu beißen?? Sollte man sie doch weiter an die Brust lassen, auch wenn sie schon 3Tage komplett ohne Brust ist, wir denken eigentlich nicht das dieses Hin und Her eine gute Idee wäre. Können wir ihr etwas besonders Gutes zukommen lassen???
Beste Grüße. Emilia
von
EmiliaWunder
am 27.02.2019, 11:38
Antwort auf:
Kleinkind abstillen nach Geburt vom Geschwisterbaby
Liebe Emilia,
so viel ist davon abhängig, wie deine Kleine drauf ist, was für euch funktioniert, kann bei jemand anderem nichts bringen und umgekehrt. Darum hilft oft einfach nur das Ausprobieren. Wichtig ist vor allem, dass du dein Kind ernst nimmst. Also ihm ruhig erklärst, was du ändern möchtest und warum. Deine Tochter versteht mehr, als du denkst, und sie nimmt wahr, ob du sie einfach nur ablenken möchtest oder ob du klar weißt, was du willst, und auch dazu stehen kannst, Proteste hin oder her.
Vielleicht ist es für dich wieder tragbar, wenn sie weniger stillt und du festlegst, wann gestillt werden darf und wann nicht, und das durchsetzt?
Dein Kind muss gerade lernen, dass da noch jemand ist, dass es nicht mehr nur alleine die ganze Aufmerksamkeit bekommt - und das tut weh.
Selbst wenn Du jetzt abstillen würdest, würde sich die Situation wahrscheinlich nicht verbessern.
Du machst alles richtig, aber Ihr beide braucht Ruhe und Zeit, um Euch an das neue Menschlein zu gewöhnen. Kann dein Mann ein paar Tage daheim bleiben und sich vermehrt um Euren Große kümmern? Oder kann er mit dem Baby spazieren gehen und Du bist ganz alleine für die „Große“ da, damit sie spürt, wie wichtig sie ist?
Wie wäre es, wenn Du während dem Stillen ein Buch vorliest?
Mir persönlich gefällt das Buch "Ich will auch Geschwister haben" von Astrid Lindgren für diesen Zweck sehr gut. Ein Buch, das sich vor allem auch mit dem Thema Stillen beschäftigt und mit liebevoll gezeichneten Bilder aus der Sicht des größeren Bruders vom Auf die Welt kommen, dem Stillen und Tragen erzählt ist "Busi sagte Henriette" von Edith Seitz. "Busi sagt Henriette bekommst Du im Buchhandel (Edition buntehunde, ISBN 3 934941 03 6).
Weitere Tipps für die Zeit nach der Geburt:
o dem älteren Kind eine Babypuppe schenken, (oder sie ihr von dem Baby schenken lassen), die es ebenfalls versorgen und stillen kann. Außerdem kann das ältere Kind in die Versorgung des Babys miteinbezogen werden (es kann die Windeln reichen, den Po eincremen ...). Entscheidend ist, dass sie sich wichtig fühlt und weniger zurückgesetzt durch das Baby.
o dem älteren Kind erlauben wieder klein zu sein, eben auch ein Baby, und es, wenn das Baby schläft, ein bisschen herumtragen, mit ihm ausgiebig kuscheln usw. Der oft geäußerte Spruch "Du bist jetzt schon so groß" führt bei manchen Kindern gerade zum Gegenteil dessen, was man erreichen wollte, denn "groß sein" bedeutet nach Auffassung des Kindes, dass es jetzt nicht mehr so wichtig ist. (Ich weiß, dass dies objektiv nicht so ist, aber das Kind kann es so empfinden).
o ein Tragetuch verwenden. Mit dem Baby im Tuch, ist mindestens eine Hand frei für das ältere Kind (bei einem korrekt gebundenen Tuch). So kann die Mutter sich mit dem älteren Kind beschäftigen und gleichzeitig auf das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Körperkontakt eingehen. Das Baby ist mit dabei, schläft wahrscheinlich sogar recht gut und es wird Freiraum für das Große gewonnen.
Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel- und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.Ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern.
Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine "Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen.
Wenn Du mit beiden Kindern unterwegs bist, sind die Kombination Buggy (großes Kind und/oder Einkäufe) und Tragetuch (Baby) optimal.
Nur Mut, auch der (Still)Alltag mit zwei kleinen Kindern ist meisterbar, Ihr braucht nur Zeit dazu!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.02.2019