Kleine wird dauernd wach

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Kleine wird dauernd wach

Meine Tochter ist 14 Monate . Stillen dient nur noch zum beruhigen oder schlafen . Sie schläft im Familienbett und wird in den Schlaf gestillt . Das ist alles kein Problem für mich . Mich macht es nur wahnsinnig, dass sie jede Std kommt . Das geht jetzt seit einem halben Jahr so . Ich denke mir es schlaucht ja nicht nur mich sondern auch sie. Warum schläft sie nicht mal 3 Std am Stück? Ich bringe sie zwischen 19-20 ihr ins Bett., in der Regel braucht sie ne halbe Std bis sie an der brust eingeschlafen ist und auch los lässt. Dann kann ich auch aufstehen. Nach ca einer Std weint sie dann und will wieder nuckeln. Dann kann ich wieder gehen nach 20 min .Dann kommt sie wieder nach mer Std . Dann bleib ich meistens bei ihr liegen und Schlaf auch bis sie wieder kommt. Mich mach es langsam kaputt jede Std geweckt zu werden . Was kann ich tun ?

von sontje am 09.11.2018, 20:54



Antwort auf: Kleine wird dauernd wach

LIebe sontje, "nur noch" ist gut. Wir mögen es kaum glauben, aber auch dieses non-nutritive Stillen (es geht dabei wenig um sich ernähren) hat eine sehr große Bedeutung für die Entwicklung eines Babys. Sibylle Lüpold, dreifache Mutter, ausgebildete Stillberaterin, Expertin und Buchautorin zum Thema Schlafen von Babys und Kleinkindern schreibt dazu: "Stillen ist weit mehr als reine Ernährung mit Muttermilch. Das Saugen an der Brust und der damit verbundene Körperkontakt mit der Mutter bieten u.a. Sicherheit, Trost und Beruhigung. Stillen macht nicht nur satt, es hat zahlreiche physiologische Auswirkungen auf das Kind. Bei Säuglingen werden Herzschlag, Atemfrequenz, Körpertemperatur und Blutzuckerwerte durch das Stillen verbessert (ILCA, 2005; Biancuzzo, 2005, Williams, 1997, Bergman, 2004, Bystrova, 2003). Außerdem wirkt Stillen schmerzlindernd (Shah et al., 2006) und fördert das Einschlafen. Stillen nur als bestimmte Ernährungsform zu betrachten, bei der das Kind Muttermilch erhält und die mit zunehmendem Alter des Kindes an Bedeutung verliert, wird dieser höchst komplexen Form der Mutter-Kind-Beziehung nicht gerecht. Stillen ist ganz klar nicht nur eine Ernährungsart, sondern ein stärkendes Beziehungsritual und nonverbale Kommunikation." (Quelle: https://www.still-lexikon.de/die-weibliche-brust-nahrungsquelle-trostspender-oder-lustobjekt/) Soviel einmal zum Hintergrund :-) Zum Problem selbst: hast du es mal mit dem "Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen... Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-) Doch auch dir kann ich sagen: Wenn es auf die natürliche Weise nicht mehr geht, muss ein anderer Weg her. Der ist zwar zunächst einmal deutlich nervenzehrender als das Stillen, das ja die einfachste Art ist (weil von der Natur so vorgesehen ist), ein Baby in den Schlaf zu begleiten. Auch du kannst versuchen, die Stillpause in der Nacht einzuführen. Elizabeth Pantley, die Autorin von "Schlafen statt schreien" hat mit dieser Methode vielen Familien geholfen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker [oder das Nachtlicht] angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (sowohl Nachtlicht als auch Radio kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird. Und es lassen sich auch mehrere Phasen programmieren, so dass du zunächst z.B. alle Stunde das Signal hast, dann alle 1,5, dann alle 2 usw. Abhängig davon, wie häufig er jetzt gerade an die Brust möchte). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Im Idealfall kann in dieser Zeit z.B. der Papa liebevoll unterstützen und den Kleinen so lange tröstend halten, bis er entweder wieder schläft oder das Signal zum Stillen an geht. (Wenn nicht, brauchst du gute Nerven, um ein paar Nächte durchzustehen, die anstrengender sind als eure jetzige Situation...) Natürlich kannst Du ihr während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte bei den meisten Familien zwangsläufig sehr unruhig sind. Häufig jedoch akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Wichtig ist, dass die Person, die das Baby in der Zeit begleitet, ruhig bleibt. Denn Ausflippen, das Baby anschreien oder gar schütteln wäre natürlich keine Option. Und es in seiner Verzweiflung allein zu lassen, auch nicht!! (Auch wenn gerade wieder manche Stimmen dies als ultimative Lösung verkaufen wollen - die wahren Experten sprechen sich dagegen aus, weil der langfristige Schaden größer ist als der kurzfristige Nutzen!!!!) Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest - wenn es irgendwie machbar ist. Nun hoffe ich, dass dir meine Antwort weiterhilft. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 10.11.2018



Antwort auf: Kleine wird dauernd wach

Ich stille meine Tochter (13 Monate) auch überwiegend nachts. Tagsüber kommt es ganz darauf an, da stille ich 1-2x vielleicht. Aber nachts meldet sich meine Tochter phasenweise stündlich. Bisher habe ich mich damit auch sehr wohl gefühlt. Dann allerdings bekomme ich dann wiederum Druck von außen (Kinderärztin, Tagesmutter) ich solle langsam "durchgreifen". Es würde nur immer schwerer werden. Meine KiÄ sagt ganz klar, in dem Alter bräuchten die Kinder nachts keine Nahrung. Dann fange ich an zu zweifeln und habe das Gefühl falsch zu handeln. Wenn ich meiner Tochter nachts die Brust verweigere schreit sie so erbarmungslos. Eine Mischung aus Wut und Verzweiflung. Und da blutet mein Herz und alles schreit Stopp das fühlt sich so falsch an! Es ist gut zu hören, dass alles gut so ist wie es ist und sich das von ganz allein gibt. Dann bin ich bestimmt traurig, dass diese Zeit vorbei ist!

von DieLene85 am 10.11.2018, 14:38



Antwort auf: Kleine wird dauernd wach

Still sie nachts ab und schaff auch das Einschlafstillen möglichst ab. Deine Tochter wird besser schlafen und du kommst wieder zu dir. Davon profitiert ihr beide. Ein paar Tage wird es dauern, dann ist das Thema vergessen, jede Wette. Das Wichtigste ist eine klare Haltung deinerseits. Liebevoll, aber sicher. Damit gibst du deiner Tochter Sicherheit, die sie zum gut Schlafen braucht!

von lolainberlin am 10.11.2018, 21:57



Antwort auf: Kleine wird dauernd wach

Ihr Lieben, es hat seinen Grund, warum die WHO das Stillen bis zum 2. Geburtstag und darüber hinaus empfiehlt, solange es Mutter und Kind so wollen. Weil's eben gut ist - für beide. Alle anderen Kommentare sind entweder falsch und basieren auf Ängsten, z.B. dass ein Kind sich sonst nicht lösen würde. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Als Faustregel kann man ganz gut sagen: Wer selbst diese Erfahrung nicht gemacht hat, ist kein guter Berater. Und wer keine aktuellen Fortbildungen besucht hat... LIeben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 11.11.2018



Antwort auf: Kleine wird dauernd wach

Das Kind ist 14 Monate alt und die WHO empfiehlt das vor allem auch mit Blick auf Länder, in denen Trinkwasser nicht die gleiche Qualität hat wie in Deutschland. Ich finde es fragwürdig, Frauen, die am Rande ihrer Kräfte sind, zu suggerieren, Abstillen wäre in diesem Fall keine entlastende Entscheidung.

von lolainberlin am 12.11.2018, 20:07