Kinderarzt empfiehlt Abstillen wegen Schlafstörungen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kinderarzt empfiehlt Abstillen wegen Schlafstörungen

Hallo, ich danke Ihnen im Voraus, dass Sie sich unsere unendliche Geschichte durchlesen und uns helfen. Ich habe überlegt, unsere Geschichte im Kinderarztforum einzustellen, aber ich habe nun "Schlafen und Wachen", so wie in "Liebe wachsen" gelesen und denke, dass Sie, als LLL-Beraterinnen mein Vorgehen besser verstehen können. Unser Sohn ist nun 10 Monate alt und ein wirklich lieber und aufgeweckter Schatz. Jeder der ihn kennenlernt bezeichnet ihn als sehr wach, verständig und kommunikativ, d. h. er kann seine Bedürfnisse sehr gut ausdrücken und ist mit seiner Mimik sehr klar im Ausdruck. Er wird seit dem ersten Tag gestillt und hat bereits im Wehenzimmer, eine Stunde nach der Geburt vollen Genusses getrunken und genießt es noch bis heute wenn er gestillt wird. Oft lacht er aus vollem Herzen, wenn er die Brust sieht. Eine Flasche, selbst mit Wasser oder Saft gefüllt wollte er bisher nie, egal was wir ausprobiert haben. Eine Flaschennahrung kommt für ihn nicht in Frage und mittlerweile auch nicht mehr für uns. Sehr früh (mit 4 Monaten) wollte er unbedingt etwas mit dem Löffel essen und unser Kinderarzt (Chefarzt des Klinikums vorort) hat uns nach den neuesten Studien hierzu ermutigt (ich als Mutter bin Allergikerin) dies zu tun, das es keinen Einfluss habe. Unser Sohn hat seither einen riesigen Spaß am Essen. Seit einigen Wochen hat er jedoch kein Interesse mehr an Brei, er möchte unbedingt alles probieren, was wir als Eltern essen. Überhaupt macht er generell den Eindruck, dass er unbedingt ein "Großer" sein möchte. Vor dem Krabbeln hat er angefangen zu Laufen und zu Stehen etc. Bisher bekommt er am Morgen die Brust, Vormittag ein wenig Breze und hin und wieder etwas Putenschinken, Mittags Gläschen, Nachmittag wird er nochmal gestillt und am Abend gibt es einen Milch-Obst-Brei. Zum Einschlafen braucht er noch immer die Brust. Nun zu unserem Problem. Unser Schatz hat von Anfang an, das Problem (so finden wir) das Erlebte zu verarbeiten. Wir haben den Eindruck, dass er nicht, wie alle sagen, irgendwann ausblendet, wenn es ihm zu viel wird, sondern alles aufsaugt, wie ein Schwamm und nachts kommt er mit dem Verarbeiten nicht hinterher. Seit 10 Monaten kämpfen wir jede Nacht mit ihm und den Schlaf. In den ersten Monaten habe ich ihn gestillt und in sein Bettchen gelegt (Babybalkon) und er schlief wunderbar (sogar alleine) ein. Er kam alle 2 Stunden zum Trinken, irgendwann wurde es besser, er schlief 5 - 6 Stunden am Anfang und dann kam er alle 2 - 3 Stunden. Mit 5 Monaten kamen die ersten Zähnchen. Ab da war alles vorbei. Innerhalb 3 Monaten bekam unser Kleiner 8 Zähne und jeder einzelne hat die Nächte noch schlimmer gemacht. Wir probierten auf Empfehlung einer Hebamme Osanit, Chamomilla, Dentinox und zum Schluss auch noch Avena sativa Globuli. Unser Kind schläft seither bei uns im Familienbett und wir genießen es. Tagsüber schlafen war aber auch seit er 2 Monate ein Problem. Irgendwann hat meine Mutter angefangen, den Kleinen in den Stubenwagen zu legen und zu schieben, weil wir wegen dem schlechten Wetter nicht mit dem Kinderwagen spazieren gehen konnten. Das war der Anfang vom Ende. Seither kann unser Kind nicht mehr ohne dieses Schieben einschlafen, ausser er ist wirklich steinmüde. Unser Kinderarzt hat mich deswegen so zusammengestaucht, weil ich das Kind von mir und diesen Einschlafritualen abhängig mache. Mir wäre nichts lieber, als wenn ich bei meinem Sohn bleiben könnte bis er an meiner Brust einschläft und dann den Abend mit meinem Mann verbringen kann! Wenn er dann endlich eingeschlafen ist, dauert es meist eine Stunde dann wird er wieder wach und schläft nur weiter, wenn ich bei ihm bleibe. In guten Nächten wird er 3 Mal wach und wird gestillt, schläft aber gleich wieder weiter. Das ist für mich schon normal und auch in Ordnung. Seit ein paar Tagen jedoch Stoße ich an meine Grenzen. Der Kleine schläft nicht mehr ein, egal was ich mache. Im Stubenwagen oder in unserm Bett krabbelt er rum und will spielen. Wenn er dann endlich nach ca 1 Stunde und langem Schieben im Stubenwagen eingaschlafen ist, geht das die ganze Nacht so weiter. Ich kann nichts von Zahnen ertasten etc. Er schläft kurz nach dem Stillen wieder ein, nur um eine halbe Minute später wieder aufzuwachen und zu weinen, zu weinen und zu schreien. Auf den Arm mag er nicht genommen werden, er wehrt sich mit Händen und Füßen, zwickt, kratzt und schreit wie am Spieß. Ich bin absolut am Ende und weiß mir keine Hilfe mehr. Ich habe auch mittlerweile Angst vor meinen eigenen Gefühlen, die ich Aufgrund des Schlafmangels seit Monaten, in den letzten Nächten entwickel. Ich liebe mein Kind und mache mir solche Vorwürfe, aber ich habe seit seiner Geburt nie länger als 2 Stunden am Stück geschlafen, weil mein Mann beruflich die ganze Zeit unterwegs ist. Als ich nun unseren Kinderarzt um Rat gebeten habe, hat er mir empfohlen das Kind einfach ins Bett zu legen und gem. "Jedes Kind kann schlafen lernen" vorzugehen. Darüber hinaus empfiehlt er, nachts das Kind abzustillen, weil er dann den Spaß am Aufwachen verlieren würde. Wir haben es probiert unseren Schatz in sein Bettchen zu legen und rauszugehen, aber er schrie so erbärmlich, wie wir es noch nie gehört haben und als wir nach 10 Sekunden wieder ins Schlafzimmer gestürmt sind haben wir ein völlig verängstigtes Kind wieder gefunden. Am nächsten Tag durfte ich (ganz anders als sonst) nicht aus seinem Blickfeld verschwinden, was mich nur von der Sinnlosigkeit dieser Aktion überzeugt hat. Abstillen ist für mich keine Frage, unser Kind soll all das Bekommen, was er damit verbindet und den Zeitpunkt selbst bestimmen!!! Das Einzigste, was unser Kinderarzt dann noch raten konnte, war ein Kinderpsychologe!!! Halten Sie das für richtig??? Bei uns streubt sich da Alles! Ich/wir wissen wirklich nicht mehr weiter! Wir möchten unserem Kind und uns keine Trainings aufzwingen, aber wir sind am Ende unseres Lateins und haben auch gar keine andere Idee mehr, was wir tun können. Wir waren auch schon bei einer Craniosacralbehandlung, aber das hat auch nichts gebracht. Die meiste Zeit sind mein Sohn und ich nun zu Hause, weil ich schon Angst davor habe, dass ihm alles zu viel wird und er dann noch schlechter schläft. Es ist ein Teufelskreis. Dadurch und durch die Schlaflosigkeit, wird unsere Frustation nur noch größer und wir werden noch unzufriedener, anstatt dankbar und froh zu sein, dass wir ein glückliches und gesundes Kind haben. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass wir wirklich immer versuchen auf die Bedürfnisse unseres Kindes einzugehen, was uns schon oft schiefe Blicke von Anderen eingebracht hat. Uns tut es aber nicht weh Rücksicht zu nehmen und wenn wir unser Kind und seine sonstige Entwicklung anschauen sind wir sehr stolz darauf. Er ist vertrauensseelig, aufgeschlossen und kennt seine Basis. Bitte helfen Sie uns! Danke! Danke! Danke!

Mitglied inaktiv - 18.08.2009, 10:25



Antwort auf: Kinderarzt empfiehlt Abstillen wegen Schlafstörungen

Liebe mimama, es ist bei den Meinungen rund um das Thema Schlaf nicht anders als bei anderen Themen: es gibt immer unterschiedliche Meinungen. So wie es Kinderärzte gibt, die das Konzept von Kast Zahn und Morgenrot vehement verteidigen, so gibt es genau so Kinderärzte, die dieses Konzept vehement ablehnen. Allerdings würden mich die Belege für eine „wissenschaftliche Unbedenklichkeit" der Methode interessieren, denn eine solche Studie konnte mir bisher noch nie jemand zeigen und selbst Prof. R. Ferber auf dessen Methode Kast Zahn und Morgenrot und auch die Freiburger Sanduhr Methode aufbauen warnt davor, diese Methode leichtfertig und zu früh einzusetzen. In einem Interview während einer öffentlichen Radioshow in Mineota hat Prof. Ferber 1998 bereits gesagt, dass seine Methode nicht für Babys unter 12 (!) Monaten gedacht ist, und dass sie der letzte Ausweg sei, ehe die Eltern so weit sind, dass sie ihr Baby aus dem Fenster werfen. Seinen Verständnis der medizinischen und wissenschaftlichen Forschung nach, ist eine Anwendung seiner Methode bei Kindern, die jünger als 12 Monate sind, mit allen möglichen Problemen verbunden. Später hat Ferber dem amerikanischen Journalisten John Seabrook ein Interview gegeben, das in „The New Yorker" veröffentlich wurde und in dem Ferber einige sehr interessante Dinge gesagt hat. Auszug: „"Aber hier in Ihrem Buch heißt es doch..." Ich (Anmerkung: John Seabrook) las ihm zwei Sätze vor, die ich meiner Frau während einer unserer Auseinandersetzungen um 2 Uhr morgens vorgelesen hatte: "Obwohl es vernünftig sein kann, Ihr Kind für ein oder zwei Nächte mit zu sich ins Bett zu nehmen, falls es krank oder wegen irgendetwas verängstigt ist, ist es jedoch meistens keine gute Idee." Und: "Allein schlafen zu lernen ist wichtig für das Kind, damit es lernt, ohne Ängste von Ihnen getrennt zu sein und sich selbst als ein unabhängiges Individuum zu betrachten." "Ich wünschte, ich hätte diese Sätze nicht geschrieben", entgegnete Ferber. "Sie stammen aus der herkömmlichen Literatur. Es sind Pauschalaussagen, die einfach nicht stimmen. Es gibt viele Beispiele, in denen das Familienbett funktioniert. Meine heutige Einstellung ist, dass Kinder mit ihren Eltern zusammen oder allein schlafen können. Was wirklich zählt, ist, dass die Eltern sich darüber klar werden, was sie wollen."" Wird dem Kind die Gelegenheit dazu gegeben, wird jedes Kind irgendwann seinen Weg zum Durchschlafen und alleine schlafen finden. Das eine früher, das andere später. Ich bin überzeugt, dass bis auf die wenigen Ausnahmen, die extrem „pflegeleichte" Kinder haben jede Mutter diesen Punkt kennt, an dem Du jetzt bist. Die Zweifel nagen und die Frage stellt sich „Will mein Kind mich nicht doch manipulieren?" „Wird es je anders werden?" Da es nicht nur jede Menge Menschen gibt, die der Meinung sind, dass ein Kind möglichst früh lernen muss „was Sache ist", sondern auch Bücher, die ein Kind vom ersten Lebenstag an als Wesen hinstellen, das nur darauf aus ist, mit den Eltern und ihren Bedürfnissen in Konflikt zu treten, ist es nur zu verständlich, dass sich alle Eltern, die nicht diesem Strom folgen, sondern einen anderen Weg im Umgang mit ihren Kindern suchen, in Zeiten besonderer Erschöpfung oder einfach dann, wenn auch noch andere Dinge das Nervenkostüm sehr dünn werden lassen, nachdenklich werden: ist unser Weg wirklich gut oder ziehe ich mir einen Tyrannen heran? Als dreifache Mutter von ebenfalls keineswegs immer „pflegeleichten" Kindern, kenne ich diese Gedanken nur zu gut. Doch inzwischen, wo mein ältester Sohn bereits ein junger Erwachsener ist, bin ich froh, nie auf die „andere Seite" übergelaufen zu sein. Ich bin überzeugt, dass der Weg, das Kind zu achten und auf seine Bedürfnisse einzugehen, richtig ist und das nicht nur, wenn ich mir meinen Großen anschaue (und mal wieder froh bin, dass er ungefragt dafür sorgt, dass die Blumen, die ich vergessen habe, gegossen werden, dass er den Streit zwischen den Kleineren schlichtet, ihnen etwas zu essen macht, weil Mutter am PC sitzt und unzählige Stillberatungen schreibt oder plötzlich mit einer Tasse Kaffee neben mir steht, weil „Du ihn jetzt sicher brauchen kannst"), sondern auch wenn ich andere Kinder und Jugendliche erlebe, die in ähnlicher Weise erzogen wurden und ebenfalls fröhliche und in sich ruhende Menschen sind. Sicher gibt es auch in unserer Familie Konflikte und auch unser Sohn hatte Pubertätskrisen, doch bis jetzt konnte ich immer auf ein festes Fundament unserer Beziehung vertrauen, das uns durch alle Krisen getragen hat und von dem ich mir wünsche, dass es weiter bestehen wird, auch wenn alle meine Kinder erwachsen sind. Ich schreibe das jetzt deshalb so detailliert, weil es mir ungemein geholfen hat, die älteren Kinder und Jugendlichen in den Familien von anderen LLL Stillberaterinnen zu erleben, als ich das Gefühl hatte, dass meine Kinder mich zuviel fordern und ich jetzt endlich auch mal wieder jede Nacht oder zumindest jede zweite schlafen will. Die Art, wie ein 16jähriger bei einem LLL Regionaltreffen liebevoll ein völlig außer sich geratenes kleines Geschwisterkind in den Arm nahm und beruhigte, werde ich nie vergessen, obwohl es schon Jahre her ist. Für mich, war es damals ein ungeheures Erlebnis, einen Teenager zu sehen, für den es selbstverständlich war, so einen Umgang mit seinen kleinen Geschwistern zu pflegen und heute höre ich manchmal von anderen Müttern „toll, wie euer Großer das macht". Auch hat es mir enorm geholfen, zu sehen, dass die Mütter von diesen Kindern keineswegs total aufgearbeitet und verbraucht aussehen, im Gegenteil. Es ist schwer, müde zu sein und jede Nacht x Male aufzuwachen, weil das Kind mich braucht und ich hätte zeitweise sehr viel dafür gegeben nur einmal einfach weiterschlafen zu können und am nächsten Tag nicht vor einem Berg unerledigter (Haus)Arbeit zu stehen. Doch es hat sich gelohnt, den Haushalt zurückzuschrauben, mir Nischen zu suchen, in denen ich auftanken konnte (sowohl körperlich als auch emotional) und zu akzeptieren, dass meine Kinder keine kleinen Roboter sind, die auf das Durchschlafen (o.a.) „programmiert" werden können. Überlege dir einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillgruppe heraus. Liebevolles Eingehen auf die Bedürfnisse der Kinder, ihnen die Zeit lassen, die sie brauchen, um jeweils den nächsten Schritt zu meistern, das ist der Tipp, den ich allen Eltern nur wärmstens ans Herz legen kann. Wir würden niemals an einer Blume ziehen, damit sie schneller wächst, denn jeder weiß, dass sie dann eingehen würde. An unseren Kindern sollten wir auch nicht „ziehen". Ich hoffe, der Text war dir jetzt nicht zu lange und wenn Du noch Lust zum Lesen hast, dann schau dir auch den angehängten Text von Dr. Paky an, der zeigt, dass lange nicht alle Kinderärzte der Meinung sind, dass „kontrolliertes Schreienlassen" in Ordnung geht. LLLiebe Grüße Biggi Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute Nacht Geschichte, Gute Nacht Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht wie übrigens erwachsene Menschen auch eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern in guter Absicht in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewußt zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, läßt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan. Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen.

von Biggi Welter am 18.08.2009



Antwort auf: Kinderarzt empfiehlt Abstillen wegen Schlafstörungen

Hi Du, habt Ihr mal überlegt, evtl. zum Osteopathen zu gehen? Unser Kinderarzt hat uns auch das Buch empfohlen, hält nichts von Osteopathen, und es kommt nicht für uns in Frage! Ich baue Vertrauen auf, gebe alle Liebe und dann lege ich es hin, und soll es schreien lassen. Klasse! Nee. Außerdem heißt es schon, dass die benannte Methode mit Kindesmisshandlung zu tun hat... Also hier in der Großstadt :-) gibt es natürlich viele Osteopathen, die sich teilweise auch auf Kinder spezialisiert haben. Auch wegen Schlaftrauma etc. Meistens sind es ja Physiotherapeuten. Unsere Kleine (8 Mon.) wacht auch nachts alle zwei Std. auf. Und ich werde jetzt wohl die nächtl. Brustentwöhnung machen. Also Einschlafstillen und dann morgens wieder. Aber so richtig damit anfreunden, kann ich mich noch nicht. Mal schauen. Die Blicke der anderen....die haben wir auch, ganz schlimm. Vor allem wenn man erwähnt, dass die KLeinen bei einem im Bett schlafen. Daraus dürft Ihr Euch nichts machen. Es ist toll, wenn man liest, wie Ihr Euch um Euren Kleinen kümmert :-) Viel Glück und bin gespannt, was hier noch so geraten wird. LG Nicole

Mitglied inaktiv - 18.08.2009, 14:04



Antwort auf: Kinderarzt empfiehlt Abstillen wegen Schlafstörungen

Hallo, ich muss ja mal sagen, dass ich wirklich mit Gänsehaut und Tränen in den Augen gelesen habe, was Biggi dort geschrieben hat. Sowas von motivierend und emotional, super. Und danke. Es hat mich auch bissel animiert, doch weiterzumachen. Ich war nur der Meinung, dass es nachts nicht gut ist, wenn das Kind trinkt???!!! Hm. Lg Nicole

Mitglied inaktiv - 18.08.2009, 14:09



Antwort auf: Kinderarzt empfiehlt Abstillen wegen Schlafstörungen

Hallo! Ich möchte Dir aus meiner Erfahrung heraus berichten, dass es wirklich besser wird! Ich hoffe, ich kann Dir Mut machen und helfen, dass Du noch durchhältst! Mein Sohn ist nun 13 monate alt und war ein absoluter "Brustjunkie" :-) Die Nächte waren von anfang an eine einzige Katastrophe (selten länger als 2h geschlafen) und auch ich war so oft am Ende meiner Kräfte und der ganz großen Verzweiflung nahe! Mein Kinderarzt hat uns dann (Söhnchen war da gerade mal 2 Monate alt) in die Klinik eingewiesen - da sollte ich lernen, mein Kind schreien zu lassen! Kind ins hohe Gitterbett und ich durfte wenn er verzweifelt weinte nicht zu ihm! IN dem Moment war für mich klar - lieber durchwachte Nächte als diesen Horror zu ertragen - die Klinik hat mich nie wieder gesehn! Natürlich gab es in den weiteren Monaten immer wieder Tage und Nächte, an denen ich dachte - jetzt schaff ich es nicht mehr! Entweder wurde mein Sohn im ERgo getragen oder gestillt! ABer mit der ganzen Kraft, die man als liebende Mama aufbringen kann, schafft man es dann doch irgendwie! 'Und mit dieser Geduld haben wir es geschafft - nun schläft er (seit ca. 2 wochen) endlich in seinem Bettchen so gut wie jede Nacht durch! Bis dahin hat er mit mir im großen Bett geschlafen und durfte Nuckeln wie er wollte! Auch wenn man zwischendurch immer wieder zweifel bekommt ("gute" Ratschläge von Dritten machens nicht leichter) und denkt ob das denn ewig so weiter geht - es lohnt sich! Nun habe ich ein selbstbewußtes, frohlich lachendes Kind, das nun die Nächte allein bewältigen kann, weil es weiß, dass Mama immer da ist und sofort kommt, wenn es traurig ist! Ich drück Dir ganz fest die Daumen und wünsch Dir, dass es bald besser wird! Liebe Grüße Anne

Mitglied inaktiv - 18.08.2009, 15:04



Antwort auf: Kinderarzt empfiehlt Abstillen wegen Schlafstörungen

Huhu, ich habe gerade die Mail von mimama gelesen und habe ganz genau das selbe Problem....unser Sohn ist jetzt 13 Monate und ich stille ihn (zumindest morgens , abends und auch nachts) noch , er schläft im eigenen Bett in unserem Zimmer, das ist auch alles kein Problem. Leider ist es aber jetzt ganz schlimm geworden mit dem nächtlichen Aufwachen. Und das stillen scheint auch nicht mehr zu helfen, teilweise ist er über eine Stunde wach, dann ist er nur am quengeln, weinen und kann scheinbar einfach nicht schlafen. Er wacht eh die ganze Nacht alle 2 Stunden auf und will an die Brust. Ich bin total fertig mittlerweile... nun wollte ich mal hören ob es etwas neues gibt von mimama zu dem Thema, es ist ja jetzt ein halbes Jahr her! Ist es schon besser geworden? ;) (ich nehm jeden Strohhalm) Liebe Grüße, dani Haydensmama

Mitglied inaktiv - 06.05.2010, 10:20



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