Liebe Stillberatung,
Ich bin verzweifelt. Ich habe meinen 2 jahre alten sohn vor 2 tagen durch bitterstoff abgestillt. Er reagiert extrem frustriert, weint wütend, will meine brust haben, nimmt sie aber nicht in den mund sondern schmeisst sich total verzweifelt nach hinten und weint dabei (ähnlich wie bei einer brustverweigerung). Er lässt sich in keinster weise trösten. Er möchte die brust (die auch mit zur einschlafroutine gehörte), aber kann sie nicht nehmen weil sie ihm scheußlich schmeckt. Für einpaar sekunden beruhigt er sich und liegt still in meinen armen. Danach kommt wieder ein anfall.
Wenn ich an den ton seines weinens denke bekomme ich magenschmerzen. So hat er noch nie geweint, als hätte er etwas verloren was er niemehr wieder bekommt, als wurde sein aller aller liebstes spielzeug vor seinen augen kaputt zerschmettert oder als wäre irgendjemand verstorben und er verspürt dabei die selben trauerschmerzen wie ein erwachsener. Was habe ich da bloß angestellt? Habe ich da einem kleinen 2 jährigen mehr emotionale last aufgesetzt als dass es tragen kann? Kann es sein, dass er irgendwelche taumatischen schäden davon trägt? Ich habe so ein schlechtes gewissen und angst, dass ich ihm grossen seelischen schaden zugefügt habe. Wird dieser zustand wieder weggehen?
Ich muss dazu erwähnen, dass er vor 5 tagen erst 2 jahre alt wurde und ich diesen bitterstoff 12 tage vor seinem geburtstag schonmal auf meine brustwarze gestrichen habe um auszuprobieren ob es funktioniert(ohne die absicht endgültig abzustillen) Er war dermaßen geeckelt und verwirrt, dass er sich allein in sein zimmer zurückgezogen hat um innezuhalten und zu verstehen was da gerade passiert ist. Den ersten anblick von seinem gesicht als Ich ihn im zimmer aufgefunden habe werd ich nie vergessen..
auch wenn ich positiv überrascht war und mich darüber gefreut habe, dass er zum ersten mal ohne die brust eingeschlafen ist ohne zu weinen; nach 2 tagen hatte ich es endlich wieder geschafft ihn erneut an die brust zu bekommen und habe wie gewohnt weiter gestillt. Da er nur grinsend mit der brust gespielt hatte wenn er sie wieder wollte und sich danach trotzdem von selbst abgewandt hatte, dachte ich mir bitterstoff wäre die perfekte lösung zum abstillen für mich. Dies war der grund warum ich bitterstoff jetzt wieder verwendet habe.
Beim ersten versuch war ich die jenige die in der nacht einige tränen auf das kissen vergossen hat :) mir wurde nämlich bewusst, dass diese einzigartige stillzeit für immer vorbei ist und dass diese zeit niewieder zurück kommen wird..
doch ich habe mich fest entschlossen abzustillen. mich verunsichert nur seine extrem frustrierte reaktion wenn er mit meiner brust kuscheln will.
Ist es normal, dass mein kind so extrem untrösterlich traurig und frustriert zugleich ist?
Kann diese art abstillprozess zu einem trauma führen?
Wie kann ich dagegen wirken?
Kann diese agressive reaktion meines sohnes mehrere wochen anhalten?
Ich entschuldige mich für den langen text und bedanke mich jetzt schonmal sehr über jede hilfe und aufklärug.
Liebe Grüsse
von
Himmlisch89
am 20.11.2017, 02:58
Antwort auf:
Kind weint laut ist extrem frustriert, sind diese wutanfälle normal?
Liebe Himmlisch89,
Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden.
Stillen ist viel, viel mehr als nur Nahrung für den Körper und deshalb bedeutet Stillen nicht nur, dass das Kind Mahlzeiten an der Brust zu sich nimmt. Das sollte Ihnen absolut bewusst sein, wenn Sie Ihr Kind abstillen: Sie ersetzen nicht einfach nur ein Nahrungsmittel durch etwas anderes.
Die immer wieder vorgeschlagene „Curry Methode" (auch Senf- Methode genannt) kann einen sehr gravierenden Vertrauensbruch bedeuten. Stellen Sie sich vor, Ihr kleiner Sohn kommt vertrauensvoll zu Ihnen, um an der Brust zu trinken und muss dann erfahren, dass die Brust abscheulich schmeckt. Können Sie sich den Schreck und Schock vorstellen? Ich will nicht leugnen, dass Kinder auf diese Weise abgestillt werden, doch um welchen Preis.
Wenn Sie jetzt für sich beschlossen haben, dass Sie Ihren Kleinen abstillen wollen, so kann ich Ihnen nur davon abraten es auf durch „kalten Entzug" zu tun. Dies kann zu einem schweren Bruch in der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind führen.
Ich werden Ihnen jetzt ein paar weniger drastische Methoden beschreiben, die sich beim Abstillen eines älteren Kindes bewährt haben, vielleicht ist ja etwas dabei, was Ihnen weiterhilft:
Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Sie Ihrem Kind die Brust nicht von sich aus anbieten, aber auch nicht ablehnen, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt.
Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Ihre Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Sie müssen die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Sie viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmen, die Ihrem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern.
Es kann auch ablenkend wirken, wenn Sie Ihr übliches Verhalten in bestimmten Situationen verändern. Wenn Sie zum Beispiel sitzen bleiben anstatt sich hinzulegen, wenn Sie Ihr Kind zum Einschlafen bringen. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal ist es sinnvoll, wenn der Vater das abendliche Zubettbringen übernimmt.
Manchmal bringt es das Abstillen auch weiter, wenn Sie das Stillen immer dann, wenn Ihr Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschieben. Das können Sie flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen.
Sie können auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten.
Womöglich wäre „punktuelles Abstillen" eine Lösung für Sie. Es ist eine Alternative zum vollständigen Abstillen. Damit meine ich, dass zu bestimmten Zeiten nicht mehr gestillt wird oder Sie versuchen Ihr Kind davon zu überzeugen, nach einer ausreichend langen Zeit an der Brust, etwas anderes zu tun.
Außerdem möchte ich Ihnen das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen. Das Buch ist im Buchhandel oder bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin oder im Stillshop auf dieser Seite erhältlich.
Zum Schluss noch etwas, was unter Umständen paradox klingt: einige Kinder stillen sich von alleine ab, sobald ihre Mutter die Abstillbemühungen aufgibt.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 20.11.2017