Kind verwöhnt? Tipps zum Abstillen bzw für ruhige Nächte

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Kind verwöhnt? Tipps zum Abstillen bzw für ruhige Nächte

Hallo liebes Stillberatungs-Team, Ich benötige dringend Ihren Rat : Mein Sohn ist mittlerweile 19 Monate alt und hat bisher noch keine Nacht durchgeschlafen, was an sich nicht weiter dramatisch ist. Mein Problem ist allerdings, dass er immer noch zu jedem einschlafen (also auch nachts, wenn er aufgewacht ist, was ca. Im 3 stündigen Rhythmus passiert) nicht ohne Brust einschlafen kann. Tagsüber isst er relativ gut. Vor 2 Wochen hatte er leider einen Magen darm Infekt, wodurch ich auch auf Anraten des Kinderarztes vermehrt gestillt habe. Seitdem verlangt er die Brust auch wieder tagsüber, v.a.zum Mittagsschlaf sofern ich greifbar bin. In der kita schläft er 2 tage die woche mittags, was problemlos klappt. Eigentlich würde ich gerne allmählich abstillen, weil v.a.Dingen das nächtliche Dauerstillen langsam zehrt, trotz Familienbett. Auf der anderen Seite, möchte ich meinen Sohn deswegen auch nicht weinen lassen. Ich hatte immer die Hoffnung, dass er sich von alleine abstillt. Langsam frage ich mich allerdings, wann es jemals so weit sein wird... Auch weil der Wunsch nach einem Geschwisterchen besteht, den wir allerdings, da wir eine ICSI benötigen, nur nach den Abstillen angeben können... Auch überkommen mich allmählich Zweifel, ob ich ihm das nicht etwa ein Stück weit selbst antrainiert habe, da ich von klein auf nachts immer mit Stillen zur Stelle war, wenn er wach wurde... Ich wäre sehr dankbar für ein paar Tipps um ein paar ruhigere Nächte zu bekommen - auch ohne Tränen. Vielen Dank!

von Verena_M am 07.11.2017, 22:13



Antwort auf: Kind verwöhnt? Tipps zum Abstillen bzw für ruhige Nächte

Liebe Verena_M, toll, dass du einen so still-fördernden Arzt hast!! Jedes Kind ist anders, und das Bedürfnis zu stillen ist natürlich und kein Erziehungsfehler. Hätten wir nicht alle irgendwelche Zweifel in den Kopf gesetzt bekommen, würden wir es vermutlich einfach normal finden, dass ein Zweijähriger stillt und es auch nachts noch zur Beruhigung braucht. Denn so ist es ja vorgesehen. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen, dies ist das normale, natürliche Verhalten von Mutter und Babys. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Wenn es für dich aber nicht mehr tragbar ist, ist es dein absolutes Recht, etwas zu ändern! Bevor du komplett abstillst, wäre es jedoch vermutlich besser (für dein Kind), mit einer stillfreien Zeit in der Nacht anzufangen. SIe wird vermutlich nicht tränenfrei einzuführen sein, weil er ja offensichtlich das Stillen wirklich noch braucht. Aber einen Versuch könnte es wert sein. Elizabeth Pantley hat dazu ein schönes Buch geschrieben (Schlafen statt Schreien, im TRIAS Verlag), und von ihr stammt auch diese "Methode": Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird (sie verstehen es auch dann, wenn wir denken, sie seien noch viel zu klein um zu begreifen, was los ist!), und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du die stillfreie Zeit nicht zu lang ausdehnen solltest pro Nacht, oder vielleicht doch noch ein bisschen warten und durchhalten solltest. Ich hoffe, das hilft! Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 08.11.2017



Antwort auf: Kind verwöhnt? Tipps zum Abstillen bzw für ruhige Nächte

Liebe Verena_m, ich würde an deiner Stelle überlegen zu der stillfreien Zeit in der Nacht eine räumliche Trennung von Stillen und schlafen vorzunehmen. Ich bin der festen Überzeugung dass ein Baby das besser verstehen kann. Wie soll ein Baby verstehen, dass es um 22:00 noch gestillt wird, um 23:00 Uhr jedoch nicht mehr? Nur ein Gedanke :) Liebe Grüße

von Kornblume2016 am 08.11.2017, 18:23



Antwort auf: Kind verwöhnt? Tipps zum Abstillen bzw für ruhige Nächte

Liebe Kornblume2016, ich bin da ganz anderer Meinung: EInem Baby das Stillen vorzuenthalten UND die wichtig Nähe zu seiner Hauptbezugsperson kann für das Kind ein grausamer Stress bedeuten. DAS, soviel steht heute wissenschaftlich erwiesen fest, verändert die Gehirnstruktur, lässt das Stresszentrum wachsen und wirkt sich somit auf die weitere Entwicklung des Babys aus. Wird es in der stillfreien Zeit von einer anderen (aus seinem Blickwinkel!!!) Bezugsperson betreut, dann tritt das Problem nicht oder nur sehr schwach aus. Jedoch haben die meisten Babys nur eine Hauptbezugsperson, Mama. Allein schon, weil sie am meisten Zeit zusammen verbringen. Nicht jeder liebevolle Papa, Opa, Oma oder Freundin kann das ersetzen. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 09.11.2017



Antwort auf: Kind verwöhnt? Tipps zum Abstillen bzw für ruhige Nächte

Ich bin eben durch Zufall auf diesen Beitrag gestoßen (er wurde mir recht weit oben bei Google angezeigt) und mir ist es ein Anliegen richtigzustellen, dass die räumliche Trennung, die Kornblume angesprochen hat, nicht auf die Trennung von Mama und Baby bezogen war, sondern lediglich auf die Trennung von Stillen und Schlafen. Das bedeutet, dass die Mama das Kind nicht im Bett stillt, sondern an einem anderen Ort (eine Kuschelecke, ein anderer Raum, ein Stillsessel etc.). Das hat den Hintergrund, dass das Kind nicht das Bett mit dem Stillen assoziieren soll. Dadurch soll sich die Verknüpfung von Schlafen und Stillen besser lösen können. Selbstverständlich bleibt die Mama jederzeit bei dem Kind und begleitet es liebevoll. Alles Liebe Vanda :)

von Vanda am 01.06.2023, 14:03



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