Kind nicht satt an der Brust, trotz ausreichend Milch;zusätzlich Brustentzündung

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kind nicht satt an der Brust, trotz ausreichend Milch;zusätzlich Brustentzündung

Liebe Biggi, Ich habe am 20.April meine Tochter per Kaiserschnitt 37+2 entbunden. Wir hatten beim Stillen leider Startschwierigkeiten, da meine Brustwarzen keine ausgeprägten Nippel hatten. Nach Entlassung hat sie leider zu viel an Gewicht verloren und litt unter Neugeborenengelbsucht. Daher riet meine Hebamme mir dazu, komplett abzupumpen um zu schauen, was die kleine Maus trinkt. Das hat auch alles wunderbar funktioniert, sie hat die Flasche problemlos genommen (ich hatte vorher auch mit Stillhütchen gestillt). Mittlerweile hat sie genug zugenommen und trinkt pro Mahlzeit zwischen 90 und 110 ml, nur leider habe ich in der Zwischenzeit eine Brustentzündung entwickelt (trotz elektrischer Milchpumpe). Diese ist mittlerweile zwar besser geworden aber sie ist leider noch nicht weg. Leider hat die erste Antibiotika Therapie (Clindamycin) nicht funktioniert, sodass ich mittlerweile das zweite Antibiotikum nehme (Flucolaxillin). Ich habe schon sieben Tage hinter mir und brauche noch drei. Jedoch besteht die Rötung noch immer. Die Schmerzen halten sich in Grenzen und die Rötung ist ein wenig zurück gegangen, aber leider stagniert der Heilungsprozess in diesem Stadium. Trotz Kühlen, Wärmen und Co. Ich "schiebe" das mittlerweile auf zu viel Stress. Das kommt mitunter für mich vom Abpumpen, Flasche füttern, desinfizieren, und wieder von vorne... Auch bricht es mir das Herz, dass ich manchmal die Flasche nicht rechtzeitig warm bekomme, wenn sie Hunger (meistens schläft sie und wacht dann gleich mit einem riesigen Hunger = Geschrei auf) hat, sodass sie fast immer schreien muss :( Deshalb habe ich mich entschlossen entgegen der Empfehlung meiner Hebamme wieder zu stillen. Das Anlegen klappt dank Sitllhut problemlos und die Kleine scheint auch zu trinken. Und so kann ich ihre Signale frühzeitig deuten, was auch gut funktioniert. Danach pumpe ich die restliche Milch ab um die Entzündung weiter zu bekämpfen. Wir stillen meist um die 40 Minuten an einer Brust - meistens an der Entzündeten, da diese wesentlich mehr Milch produziert. Nun ist sie danach kurz satt (max. 10 Minuten) und sucht dann wieder. Auch wenn ich ihr dann die andere Brust gebe (mindestens 10 Minuten, damit sie nicht nur die Laktose zieht), sucht sie weiter. Daher habe ich ihr dann im Fläschchen nochmal abgepumpte Milch gegeben. Und die Kleine hat dort sage und schreibe 80 ml zusätzlich verputzt. Und jetzt bin ich ratlos. Denn sie scheint an der Brust zu trinken. Aber wird anscheinend wirklich nicht satt. Dazu kommt, dass sie seit ein paar Tagen unter Bauchschmerzen leidet. Das äußert sich beim Stillen (Flasche und Brust) daran, dass sie erst trinkt und sich dann verkrampft, schreit, aber ganz verzweifelt weitertrinkt. Manchmal beruhigt sie sich durch Wärme, Massage und Füße anheben, aber häufig hilft das alles nichts und die Kleine schreit und schreit... Das stresst mich natürlich weiterhin... Dazu kommt, dass ich ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber habe, weil ich die Geburt auf eigenen Wunsch habe einleiten lassen (sie drehte sich dann in Beckenendlage, weswegen der Kaiserschnitt notwendig war). Aber für mich war das notwendig, da ihr Bruder 39+4 intrauterin ohne erklärbaren Grund gestorben. Und deshalb hat sie unter der Geburt Antibiotika bekommen und auch leider nicht den positiven Effekt der vaginalen Bakterien einer spontanen Geburt. Und ich, dass sie deswegen am Anfang so schwach war, dass sie nicht genug trinken konnte und sie deswegen die Gelbsucht bekommen hat und bisher (fast) immer weinen musste, bis die Flasche kam... Und jetzt habe ich diese Brustentzündung, weshalb sie jetzt mittlerweile das 3.(!) Antibiotikum abbekommt und Bauchschmerzen hat. Wir geben schon BiGaia Tropfen zum Aufbau, aber sie tut mir einfach leid und es tut mir einfach leid. Ich bin grade ziemlich verzweifelt, da ich 1. Angst habe, dass die Brustentzündung auch mit diesem Antibiotikum nicht weggeht. Hast du da Erfahrungen, was man machen kann? Ich habe Angst, dass ich dann noch ein weiteres Antibiotikum verschrieben bekomme. Und das möchte ich auf keinen Fall an meine Kleine weitergeben. Aber Abstillen möchte ich auch nicht. Meine Idee wäre, für die Zeit dann auf Pre Nahrung umzustellen und die Muttermilch zu verwerfen um sie dann weiter zu stillen. Denn ich möchte nicht abstillen. Meine Maus hatte so einen schweren Start ins Leben und vermutlich mit den Folgen des Antibiotikums noch in Zukunft zu kämpfen, sodass ich sie unbedingt stillen möchte, damit sie so gesund wie möglich aufwächst. Nur ist das Antibiotika kontraproduktiv... Und ich bin auch total unsicher wegen des Stillens und der nachräglichen "Hungerattacken". Ich würde mich über Deinen Rat sehr freuen und freue mich auf Deine Antwort! Viele Grüße & vielen Dank!

von Cinam am 28.05.2021, 20:33



Antwort auf: Kind nicht satt an der Brust, trotz ausreichend Milch;zusätzlich Brustentzündung

Liebe Cinam, lass Dich erst einmal virtuell umarmen, da ist so viel Schmerz in Dir und das tut mir so leid. Du kannst absolut nichts für die Gelbsucht und Du kannst auch nichts dafür, dass Dein Baby Bauchschmerzen hat! Wahrscheinlich trinkt Dein Baby noch nicht korrekt an der Brust und schluckt deshalb Luft, aber das lässt sich in den Griff bekommen! Es ist gut wenn Du Dein Baby oft und lange an die Brust lässt, denn so wird die Milchmenge gesteigert! Es ist auch völlig normal, dass ein Baby unregelmäßig trinkt, kleine Pausen einlegt und dann weiter trinkt, Muttermilch ist in 90 Minuten verdaut. Es ist also nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Es ist jetzt wirklich wichtig, dass Du kompetente Hilfe vor Ort bekommst, bitte wende Dich an eine Stillberaterin, welche Dir zur Seite stehen kann. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Und bitte geh noch einmal zum Arzt, es kann tatsächlich sein, dass das Mittel wieder nicht wirkt :-(. Aber mach Dir auch da nicht solche Sorgen! Ich kann Dir aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit“ von Spielmann, Steinhoff, Schaefer (dem Leiter der Embryotox),zitieren: "Antibiotika allgemein Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Fall Bakterien hemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht. In der Literatur werden immer wieder folgende Risiken diskutiert: Beeinflussung der Darmflora (ggf. „dünnere" Stuhlkonsistenz, selten Durchfall), Beeinflussung bakteriologischer Untersuchungen, die im Fall einer Erkrankung des Säuglings erforderlich werden könnten, Entwicklung resistenter Keime, Sensibilisierung. Als klinisch relevant oder gar therapiebedürftig haben sich alle diese Nebenwirkungen bisher nicht erwiesen. Am ehesten ist mit einer vorübergehenden Auswirkung auf die Stuhlkonsistenz zu rechnen (Ito 1993). Penicilline, Cephalosporine und andere ß Lactam Antibiotika Erfahrungen. Bei allen gängigen Penicillinderivaten (z.B. Isocillin®, Amoxypen®) liegt der M/P Quotient unter 1. Der voll gestillte Säugling erhält in der Regel deutlich weniger als 1 % einer therapeutischen Dosis (Übersicht in Bennett 1996). Ähnliches gilt für Cephalosporine, die zum Teil im Darm des Säuglings inaktiviert werden (Übersicht in Bennett 1996). Benyamini und Mitarbeiter (2005) haben 67 Mütter mit Amoxicillin plus dem Enzyminhibitor Clavulansäure (in Augmentan®) sowie 38 mit Cefuroxim nach Nebenwirkungen bei ihren gestillten Kindern gefragt. Bei der ersten Gruppe wurden mit 22 % häufiger Symptome berichtet als bei Amoxicillin alleine. Die Symptome waren dosisabhängig, bedurften aber keinerlei Intervention. Bei Cefuroxim wurden in knapp 3% der Fälle leichte Nebenwirkungen berichtet, die im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Cefalexin nicht häufiger auftraten. Bei Aztreonam (Azactam®) sind nach einer Einzeldosis an die Mutter 0,2 % als relative Dosis für das Kind in der auf die Applikation folgenden Stillmahlzeit ermittelt worden (Ito 1990). Bei lmipenem (Zienam®) wurden in einer japanischen Untersuchung durchschnittlich 0,8 % einer gewichtsbezogenen, i.v. verabreichten Dosis in der Tagesmilchmenge gemessen (Ito 1988). Von Sulbactam (z.B. Unacid®) beträgt die relative pro Tag übergehende Dosis maximal 1 % (Foulds 1985). Enteral werden die zuletzt genannten Substanzen kaum resorbiert. Dies spricht zusätzlich für eine geringe biologische Verfügbarkeit beim gestillten Kind. Zu anderen ß Lactam Antibiotika liegen keine ausreichenden Daten vor. Bisher gibt es keinen Anhalt für toxische Effekte beim gestillten Kind. Empfehlung für die Praxis: Penicillinderivate und Cephalosporine gehören zu den Antibiotika der Wahl in der Stillzeit. Soweit möglich, sollten länger eingeführte Substanzen bevorzugt werden, d. h. im Fall der Cephalosporine solche der 2. Generation. Wenn erforderlich, können auch andere ß Lactam Antibiotika und Clavulansäure verwendet werden." Und in der Wirkstoff-Datenbank der Embryotox findet sich dieser Eintrag: "Stillzeit Pharmakokinetik: HWZ: 1-1,5 h, verlängert bei Neugeborenen; Proteinbindung: 33-50%; molare Masse: 424; orale Bioverfügbarkeit: 30-50%. Klinik: Die meisten gestillten Kinder haben keine Symptome. Im Einzelfall kann es zu dünnerem Stuhlgang, selten zu Durchfall kommen. Empfehlung: Cefuroxim gehört zu den Antibiotika der Wahl in der Stillzeit." Bei Fragen zur Vereinbarkeit und Dosierung von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft) kann und sollte sich dein Arzt jederzeit an das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") wenden, das unter der Telefonnr. 030 450-525700 erreichbar ist, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. Lieben Gruß, ich hoffe, ich habe Dich nicht erschlagen mit der langen Antwort ;-). Biggi

von Biggi Welter am 28.05.2021



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