Kind 18 Monate stillt wieder vermehrt

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kind 18 Monate stillt wieder vermehrt

Hallo, mein Sohn 18 Monate ist wie ein ausgewechseltes Kind. Ich Stille ihn "normal" einmal am Tag und in der Nacht nach Bedarf. Da es nachts aber überhand genommen hatte, wollte ich ihn abstillen, was gründlich in die Hose ging. Er hatte sich so aufgeregt, dass er blaue Lippen bekam. Kurz drauf hatte er einen Magen Darm Infekt mit hohem Fieber, da habe ich ihn wieder nach Bedarf gestillt. Und seit er wieder gesund ist, ist es ein anderes kind. Er flippt komplett aus wenn er nicht bekommt was er will, er stillt bis zu 15 mal am Tag und klebt nur noch an mir. Für mich, ist seine Wut und unzufriedenheit das schlimmste, da er eigentlich ein fröhliches Kind ist. Ich weiß nicht weiter. Vor kurzem habe ich ihm die Brust verwehrt, da hat er eine Stunde lang geweint und geschriehen bis zum erbrechen. Ich behandelt ihn schin wie ein rohes Ei nur damit er keinen wutanfall bekommt. Beste Grüße Jenny

von Jennyh90 am 26.03.2020, 10:09



Antwort auf: Kind 18 Monate stillt wieder vermehrt

Liebe Jenny, Ihr Kind zeigt Ihnen sehr deutlich, wie viel ihm das Stillen bedeutet. Für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Dein Sohn verhält sich gar nicht so "brustversessen" wie Du glaubst, viele langzeitgestillte Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet. Gerade jetzt spürt Dein Kind Deine Abneigung und klammert umso mehr. Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. Das Stillen bietet in dem Alter der ersten Ablösung wichtige emotionale Hilfe Dein Kind kann immer wieder den "Heimathafen" ansteuern, wenn etwas beängstigend ist. Stillen ist aber auch eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Das Wichtigste ist dann allerdings, dass Du fest zu deinem Entschluss stehst. Solange hier noch der geringste Zweifel besteht, wird dein Kind diese Zweifel spüren und Du wirst weiterhin „schwach" werden. Sicher ist ein Kind in diesem Alter noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass Du mit deiner Tochter darüber sprichst, wie es dir geht und was Du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und mit liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst Du einen Weg finden, dass ihr wieder zu einer harmonischen Stillbeziehung finden werdet. Wenn für dich allerdings passt, dann schadest Du deinem Kind sicherlich nicht! Dann lass Dein Kind an die Brust sooft es will und lass es ruhig auch klammern, bis es von selbst wieder mehr los lässt. Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 26.03.2020