Kein Brustwachstum in der SS - schlechte Chancen fuers Stillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kein Brustwachstum in der SS - schlechte Chancen fuers Stillen?

Hallo Stillberaterinnen, Baby ist noch gut verpackt, aber ich mach mir schon jetzt Gedanken ums Stillen, moechte es auf jeden Fall probieren. Meine derzeitige Sorge ist aber: meine Brueste haben wohl irgendwie das Memo nicht bekommen, in dem stand dass wir schwanger sind. Die meisten anderen Maedels in vergleichbarer Woche berichten vom "Marsch durch die Koerbchengroessen" und extremen Veraenderungen, manche auch schon dass jetzt bereits Vormilch austritt (bin in der 26. SSW). Bei fast allen scheinen die Brueste enorm zu wachsen, nur bei mir nicht. Am Anfang dachte ich sie tun es, da haben sie wahnsinnig gespannt, sind dann aber lediglich etwas voller geworden sodass ich meine vorher locker sitzenden BHs nun ausfuelle, aber mir noch keine neuen kaufen musste. In den letzten Tagen scheinen meine Brueste sich eher wieder etwas verkleinert zu haben obwohl ich kraeftig an Gewicht zulege (habe schon knapp 10 kg zugenommen). Es tritt auch nur ab und zu ein winziger Tropfen aus, das seh ich nur am BH weil es da antrocknet. Feucht oder so wird da nix. Ich hatte immer recht kleine Brueste (B-Cup), weiss auch dass die Groesse grundsaetzlich darueber nichts aussagt ob man stillen kann oder nicht. Aber wenn sie waehrend der Schwangerschaft so gar nicht wachsen und sich null veraendern, sind das dann schlechte Voraussetzungen fuers Stillen? Danke und viele Gruesse K

von Koala2206 am 10.03.2015, 15:46



Antwort auf: Kein Brustwachstum in der SS - schlechte Chancen fuers Stillen?

Liebe Koala2206, es ist von Frau zu Frau ganz unterschiedlich, ab wann und wieviel Milch bereits während der Schwangerschaft aus der Brust austritt. Bei manchen Frauen kommt bereits recht früh etwas, bei anderen bis zur Geburt überhaupt nichts. Sie sollten nicht an Ihrer Brust herumdrücken und auch keine Milch ausstreichen bevor Ihr Kind geboren ist. Das früher empfohlene Ausstreichen von Kolostrum bereits während der Schwangerschaft wird inzwischen als überholt angesehen. Bei dafür empfänglichen Frauen kann die Stimulation der Brustwarzen durch das Ausstreichen sogar zu Wehen führen. In extremen Fällen kann es durch eine Manipulation an den Brüsten sogar bereits während der Schwangerschaft zu einem Milchstau oder einer Brustentzündung kommen. Die Größe der Brust sagt überhaupt nichts über die Stillfähigkeit der Frau aus. Leider ist es aber immer wieder so, dass sich Frauen mit kleinen Brüsten anhören dürfen „JA, mir so kleinen Brüsten, da kann das doch nichts werden" und Frauen mit großen Brüsten hören „Bei so einem großen Busen klappt das Stillen sicher nicht". Die Größe der Brust wird durch das Fettgewebe bestimmt, sowohl kleinbrüstige als auch großbrüstige Frauen haben etwa gleich viel Brustdrüsengewebe und ob groß oder klein: Bei guter Unterstützung, mit der richtigen Information und dem Wunsch zu stillen, können 95 bis 98 % aller Frauen auch erfolgreich stillen. Wenn frau allerdings falsch informiert und schlecht betreut wird, dann kann sowohl eine Frau mit kleinen Brüsten wie auch eine Frau mit großen Brüsten sehr schnell eine unglückliche Stillerfahrung machen. Machen Sie sich jetzt mal nicht verrückt, Sie sind erst in der 26. Woche und es ist keineswegs so, dass alle Frauen in diesem Stadium der Schwangerschaft schmerzende Brüste haben müssen oder dass alle Frauen dann auch schon Veränderungen bemerken. Genießen Sie Ihre Schwangerschaft, informieren Sie sich gut über die Grundlagen des erfolgreichen Stillens, besuchen Sie gerne auch bereits jetzt eine Stillgruppe. Warum sollten ausgerechnet Sie zu den zwei Prozent der Frauen gehören, die tatsächlich nicht stillen können? Und falls es wider Erwarten doch der Fall sein sollte, ist es nach der Geburt immer noch Zeit, sich zu überlegen, was Sie dann tun. Vermiesen Sie sich nicht die Schwangerschaft mit solch schwarzen Gedanken. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 10.03.2015



Antwort auf: Kein Brustwachstum in der SS - schlechte Chancen fuers Stillen?

Hallo Frau Welter, vielen herzlichen Dank fuer Ihre ausfuehrlichen Informationen! Ich bin auf sowas angewiesen und werde es auch in Zukunft sein, denn ich lebe in den USA (Suedstaaten) und habe hier das Gefuehl dass man eher stillfeindlich eingestellt ist. Aus einem einfachen praktischen Grund: die meisten Muetter gehen 6 Wochen nach Entbindung wieder Vollzeit arbeiten, da ist natuerlich mit voll Stillen nix mehr los, daher beschaeftigt man sich hier mit dem Stillen an sich nicht so, wenn es nicht klappt wird halt zugefuettert. Leider auch schon im Krankenhaus. Ich werde natuerlich versuchen das zu verhindern, werde da aber Schuetzenhilfe von meinem Mann brauchen denn generell muss man hier um vieles kaempfen. Ich selbst werde nicht so schnell wieder arbeiten gehen und moechte eigentlich ca. 6 Monate voll stillen, danach sieht man dann weiter. Nachsorgehebammen gibt es hier natuerlich auch nicht (generell keine Hebammen), zu allem Ueberfluss werde ich auch noch aus gesundheitlichen Gruenden einen geplanten Kaiserschnitt haben und habe Sorge dass die Milch daher gar nicht einschiesst weil man den ja vor oder bei Einsetzen der Wehen machen wird. Ich habe aber eine deutsche Freundin hier, die beide Kinder erfolgreich und lange trotz anfaenglicher Schwierigkeiten gestillt hat und mir ihre Hilfe schon angeboten hat, immerhin. Und habe gerade auch rausgefunden dass es hier auch eine Gruppe der LLL gibt :-) jetzt muss ich nur noch rausfinden ob die sich auch aktuell treffen. Ab wann denken Sie, macht es Sinn, so eine Gruppe zu besuchen? Wissen Sie ob die Ausbildung da in den USA und Deutschland dieselbe ist? Vielen Dank und herzliche Gruesse K.

von Koala2206 am 10.03.2015, 17:50



Antwort auf: Kein Brustwachstum in der SS - schlechte Chancen fuers Stillen?

Liebe Koala2206, Sie können sicher sein, dass die Kolleginnen überall gleich gut ausgebildet sind :-). Hier können Sie schauen, wer für Sie in Frage kommt: http://www.lllusa.org Und auch wegen dem Kaiserschnitt möchte ich Sie beruhigen. Auch nach einem Kaiserschnitt verläuft der Milcheinschuss nicht anders als bei einer normalen Geburt. Das Signal für den Beginn der Milchbildung wird durch das Ausstoßen der Plazenta gegeben und nicht durch die Wehen. Solange die Plazenta noch im Körper der Mutter arbeitet, schüttet sie ein Hormon aus, das die Milchbildung hemmt. Wenn die Plazenta dann ausgestoßen (oder beim Kaiserschnitt entfernt) wurde, fällt dieses Hormon weg und andere Hormone, die nun nicht mehr gehemmt werden, sorgen für das Einsetzen der Milchbildung. Selbstverständlich wird auch Kolostrum gebildet und selbstverständlich können und sollen Sie sofort nach der Geburt mit dem Stillen beginnen. Es stimmt zwar, dass manchmal nach einem Kaiserschnitt der Milcheinschuss verzögert einsetzt, ABER: das liegt fast immer daran, dass die Mutter und das Kind getrennt wurden, das Kind nicht genügend Gelegenheit hatte frühzeitig und häufig an der Brust zu trinken und deshalb die Brust nicht genügend stimuliert wurde. Wenn die Babys im Anschluss an die Kaiserschnittgeburt uneingeschränkten Zugang zur Brust haben wird, dürfte alles genau so verlaufen, wie nach einer normalen Geburt. Wenn es sich um einen geplanten Kaiserschnitt handelt, sind die Voraussetzungen für das Stillen um einiges besser als bei einem Notkaiserschnitt, denn Sie sind ja nicht durch stundenlange Wehen bereits erschöpft, wenn es zur OP kommt und das Baby ist wahrscheinlich auch weniger gestresst als nach einer Notsituation. Falls Sie eine Periduralanästhesie haben werden, können Sie Ihr Baby anlegen, sobald der Bauch wieder zu ist (Sie brauchen natürlich Hilfe dabei, aber mit etwas guten Willen von Seiten des Krankenhauspersonals oder der Hilfe des Partners ist es machbar). Nach einer Vollnarkose können Sie das Baby anlegen, sobald Sie richtig wach sind und das Baby halten können. Wichtig ist, dass Sie Baby von Anfang an häufig anlegen, damit die Milchbildung in Gang kommt und das Baby lernt gut und richtig an der Brust zu trinken. Wird nach einem Kaiserschnitt bald und oft angelegt, verläuft das Stillen in der Regel wirklich nicht anders als nach einer normalen Geburt. Lassen Sie sich zeigen, wie Sie trotz Bauchschnitt bequem stillen können, wie Sie im Liegen stillen und wie Sie sich mit dem Baby gemeinsam umdrehen können (ein Bett mit Seitengittern und vielen Kissen ist dabei sehr hilfreich). Gönnen Sie sich alle Ruhe, die Sie nach dem Kaiserschnitt bekommen können, solange niemand diese Ruhe dahingehende interpretiert, dass Sie Ruhe vor dem Kind brauchten. Nehmen Sie jede Hilfe, die Sie für den Haushalt bekommen können an, Sie erholen sich nicht nur von einer Geburt, sondern von einer großen Bauchoperation. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 10.03.2015



Antwort auf: Kein Brustwachstum in der SS - schlechte Chancen fuers Stillen?

Super, das ist gut zu wissen! Dann brauche ich mir in dieser Hinsicht wohl echt keine Sorgen zu machen. Danke! Hilfe werde ich fuer die ersten 3 Wochen nach dem KS rund um die Uhr haben, danach duerfte das meiste ja wieder einigermassen gehen. Viele Gruesse K.

von Koala2206 am 10.03.2015, 19:08



Antwort auf: Kein Brustwachstum in der SS - schlechte Chancen fuers Stillen?

Hallo, Ich bin ja keine Stillberaterin, habe mir aber in meiner ersten Schwangerschaft dieselben Gedanken gemacht, daher antworte ich kurz: Ich habe ebenfalls einen kleinen Busen (eher A als B), der in beiden Schwangerschaften etwas voller geworden ist, aber das war's dann auch. Neue BHs musste ich nie kaufen. Stillen war überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Ich habe eher viel Milch, was ich v.a. darauf zurückführe, dass ich beide Kinder schon in der ersten Stunde nach der Geburt angelegt habe und dann immer, wenn sie das wollten. Das Umfeld war überrascht: Voll stillen, obwohl ich so zierlich bin? Ja, geht prima. Dir noch eine schöne Schwangerschaft und danach eine schöne Stillzeit!

von Krümelmama78 am 11.03.2015, 11:03



Antwort auf: Kein Brustwachstum in der SS - schlechte Chancen fuers Stillen?

Danke, das ist schoen zu hoeren :-)!

von Koala2206 am 11.03.2015, 15:17