Kann es Probleme mit Rückatmung/Temperatur an der Brust geben?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kann es Probleme mit Rückatmung/Temperatur an der Brust geben?

Zunächst einmal herzlichen Dank für dieses wertvolle Forum! Ich habe schon so viel dadurch gelernt! Meine Fragen beziehen sich auf das nächtliche Stillen bzw. das Familienbett. Unser Sohn ist 10 Wochen alt und leider habe ich riesige Angst vor SIDS, obwohl ich eigentlich weiß, wie unwahrscheinlich das ist... Aber durch diese Angst bin ich vor allem nachts recht unsicher. Ich stille ihn nachts auf der Seite liegend und habe auch schon festgestellt, dass wir beide am besten schlafen, wenn wir immer wieder einschlafen und dann jederzeit einfach kurz aufwachen und stillen. Wenn er mit dem Trinken fertig ist, dockt er sich ja selbst ab. Ich schlafe dann oft schon. Er bleibt dann ganz nah vor der Brust liegen und ich frage mich, ob es so zu einer gefährlichen Rückatmung kommen kann? Außerdem schläft er dadurch große Teile der Nacht "unbeaufsichtigt" auf der Seite. Wenn ich wach werde, versuche ich ihn zwar vorsichtig auf den Rücken zu drehen, aber das kann schonmal eine Weile dauern, bis ich es merke. Er trägt bei mir im Bett bisher seinen recht dünnen Innenschlafsack. Mir ist allerdings aufgefallen, dass er morgens oft etwas warm/feucht im Nacken ist. Wahrscheinlich ist es durch meine Körperwärme so nah an mir zu warm, oder? Wie könnte ich ihn vielleicht besser kleiden? Im Schlafzimmer haben wir nachts im Moment so um die 20 Grad. Eine andere Frage noch: Meine Schwiegereltern haben für unsere Besuche extra ein neues Gästebett angeschafft. Leider ist die Matratze sehr weich. Gibt es irgendeine Möglichkeit, das Bett vielleicht mit Hilfsmitteln noch "familienbetttauglich" zu machen oder würde nur eine andere Matratze helfen? Vielen herzlichen Dank!

von Carika111 am 19.05.2022, 19:47



Antwort auf: Kann es Probleme mit Rückatmung/Temperatur an der Brust geben?

Liebe Carika111, das gemeinsame Schlafen von Babys und Müttern (oder Eltern) ist in vielen Kulturen weltweit die Norm und entgegen immer wieder geäußerten Meinungen nicht schädlich. Dafür haben wir Mütter sehr gut funktionierende Instinkte - immerhin haben sie Jahrtausende lang dafür gesorgt, dass unser Nachwuchs (der immer dicht bei uns schlief) überlebte! Ich empfehle Dir gern das Buch von Sibylle Lüpold: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Ich gebe dir hier die von LLL International herausgegebene Presseerklärung wider: „Studien haben ergeben, dass das gemeinsame Schlafen mit dem gestillten Baby die Bindung fördert, das Schlafmuster von Mutter und Baby aneinander anpasst, der Mutter hilft besser auf die Bedürfnisse des Babys reagieren zu können und sowohl der Mutter als auch dem Baby hilft, zu der von beiden benötigten Ruhe zu kommen. Das gemeinsame Schlafen unterstützt die Mutter beim Stillen nach Bedarf, ein wichtiger Aspekt, um die Milchmenge der Mutter aufrechtzuerhalten. Dr. James McKenna, Professor für Anthropologie an der Universität von Notre Dame, Mitglied des Medizinischen Beirates der LLL International und Experte zum Thema „Gemeinsames Schlafen" ist überzeugt, dass es gefährlicher ist, ein Baby alleine in einem Kinderbett oder einer Wiege schlafen zu lassen, als in einer sicheren Umgebung mit ihm gemeinsam zu schlafen. Er sagt: „Wir stimmen mit den Autoren und anderen überein, dass es notwendig ist, Vorsorge zu treffen, um schreckliche Unfälle so weit wie möglich zu verhindern. Trotzdem ist die Notwendigkeit solcher Vorsorgemaßnahmen ebenso wenig ein Argument gegen das gemeinsame Schlafen in einem Bett generell, wie die Tatsache, dass Babys sich durch unglückliche Umstände strangulieren oder ersticken oder am Plötzlichen Kindstod sterben während sie alleine im Bett liegen ein Grund ist, immer Einwände dagegen zu erheben, dass Babys alleine und unbeaufsichtigt schlafen. Es gibt bestimmte Dinge bei Betten von Erwachsenen, die Gefahren für das Baby mit sich bringen und es ist wichtig, darauf zu achten. Aber dass diese Gefahren bestehen, bedeutet weder, dass sie nicht beseitigt werden können, noch, dass das gemeinsame Schlafen generell gefährlich ist." Außerdem betrachtet Dr. McKenna die Schlussfolgerungen und Empfehlungen der Studie als unangemessen, da die Autoren ihre Schlüsse mehr aus unvollständigen und anekdotenhaften Berichten als aufgrund von harten, wissenschaftlich nachvollziehbaren Daten gezogen haben. Dr. McKenna glaubt, dass das gemeinsame Schlafen für die Familie mit einem gestillten Kind eine positive Erfahrung sein kann und nicht als gefährlich angesehen werden sollte, wenn die Eltern sich an die folgenden Sicherheitsrichtlinien halten: • Eltern sollten nicht mit ihren Kindern in einem Bett schlafen, wenn sie rauchen oder Alkohol oder Drogen konsumiert haben. • Das Bettzeug sollte zur Größe der Matratze passen. • Die Matratze sollte genau in das Bett passen (keine Lücken zwischen Matratze und Bettgestell). • Das Gesicht des Babys darf nicht durch lose Kissen oder Decken verdeckt werden. • Es darf kein Spalt zwischen dem Bett und der angrenzenden Wand sein, so dass das Baby hinunterrollen und eingeklemmt werden könnte. • Das Baby sollte nicht auf dem Bauch liegen." Auch von Penelope Leach (Kinderärztin und Autorin) gibt es einen interessanten Artikel zu dieser Studie, in der sie darauf hinweist, wie die Autoren der Studie zu ihren Ergebnissen gekommen sind: sie haben aufgrund von Totenscheinen, Polizei und Zeitungsberichten zusammengezählt wie viele Kinder unter zwei Jahren in der Zeit von 1990 bis 1997 in den USA gestoben sind während sie im Bett der Eltern geschlafen haben (515 Kinder). Sie haben aber keine Untersuchung über die Todesursache oder die näheren Umstände des Todes durchgeführt. Sie haben nicht nachgefragt, ob die Eltern zum Beispiel unter Drogen standen oder betrunken waren. (Kinder die unglücklicherweise zwischen Wand und Bett eingeklemmt wurden und so zu Tode kamen, sind in diesen Zahlen ebenfalls enthalten) Studien aus Neuseeland belegen, dass es keinen Zusammenhang für eine erhöhte Rate von Fällen plötzlichen Kindstodes und dem gemeinsamen Schlafen mit den Eltern gibt. Selbst in der Zeitschrift ELTERN wurde jetzt ein Artikel veröffentlicht, in dem Entwarnung gegeben wird (Du kannst den kompletten Artikel unter dem Titel „Kann unser Baby im Elternbett erdrückt werden? Autor Joachim Bensel, Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen, Kandern in dem angegeben Heft nachlesen). Ich werde jetzt einen Teil des Artikel zitieren: „Kann unser Baby im Elternbett erdrückt werden? Obwohl eine amerikanische Verbraucherorganisation in einer (unter Experten umstrittenen) Studie Anfang 1999 einige Fälle von Säuglingstod durch Schlafen im Elternbett ausgemacht zu haben glaubte, kann man Entwarnung geben: Wenn die Eltern nicht durch Schlafmittel, Drogen oder Alkohol in ihrem normalen Schlafverhalten gestört sind, werden sie ihr Kind nicht unter sich ersticken. Zur eigenen Beruhigung und um andere Gefahrenquellen im Bett auszuschließen können Sie einige Vorsichtsmaßnahmen treffen" Daran schließen sich fast identisch die Empfehlungen, die bereits in der Presseerklärung La Leche League International erwähnt werden an. Zum derzeitigen Zeitpunkt gibt es keine korrekt durchgeführte Studie, die tatsächlich gegen das gemeinsame Schlafen von Eltern und Kindern spricht. Schau, das wird dich auch beruhigen: https://www.afs-stillen.de/fachinfos/wie-sicher-ist-das-familienbett/ Ich hoffe, du kannst nun wieder ruhiger schlafen. Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 19.05.2022



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