Ich hoffe, Sie können mir einen Rat geben.
Meine kleine Maus ist jetzt 19,5 Wochen alt und wird voll gestillt. So trinkt sie ohne Probleme an der Brust und gedeiht gut (6,6 kg bei 64 cm).
Ich habe jedoch folgendes Problem:
Seit ca. 6 Wochen will sie tagsüber aller 3 Stunden und Nachts aller 2,5 Stunden an die Brust. Vorher kam sie nur einmal pro Nacht und tagsüber aller 4 Stunden. Wenn sie Nachts trinkt, dann allerdings nur eine Brustseite und schläft dann gleich wieder ein. Weckbar ist sie dann kaum für die zweite Seite. Sollte ich sie trotzdem wecken können, dann fängt sie schrecklich an zu weinen und trinkt trotzdem nicht mehr. Ein hinauszögern des Trinkens mit Nuckel funktioniert nachts maxinal 20 min und dann will sie unbedingt trinken.
Beim Abpumpen habe ich gemerkt, dass ich beide Brustseiten ca. 80 ml Milch habe. Duch das ständige Stillen wird es auch nicht mehr.
Kann es sein, dass meine Milch nicht mehr gehaltvoll genug ist oder hat sie sich diesen Trinkrhythmus nur angewöhnt? Ist es sinnvoll abends vorm Schlafengehen eine PRE-Milch zu zu füttern?
Ich gehe wegen des ständigen Nachtsfüttern schon total am stock. Wie könnte ich diese situation vielleicht verbessern?
Vielen Dank für die Hilfe schon im voraus.
Samba
von
Sambakatze
am 25.10.2011, 12:19
Antwort auf:
Ist meine Milch nicht gehaltvoll genug?
Liebe Samba,
es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe.
Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 25.10.2011