Liebes Expertenteam,
die Stillgeschichte von meiner Tochter (13 Wochen) und mir ist eine lange und nach wie vor unbefriedigende. Ich habe mir während der Schwangerschaft keine Gedanken übers Stillen bzw. Stillprobleme gemacht, für mich war es natürlich, dass ich mein Kind stille. Nach einer langen und komplizierten Geburt hat der Milcheinschuss nun aber auf sich warten lassen, meine Tochter laut Ärzten und Hebamme zu viel abgenommen und auf Drängen der Hebamme haben wir das Zufüttern begonnen. Da es mein erstes Kind ist und ich keinen Plan von irgendwas hatte, habe ich alles genau so gemacht, wie mir die Hebamme geraten hat. Doch jetzt, wo mein Mutterverstand endlich funktioniert, muss ich feststellen, dass wir wohl ganz falsch an die Sache mit der Milch rangegangen sind. Ich sollte "damals" alle vier Stunden anlegen, jeweils 5 Minuten an jeder Seite und dann die Prenahrung hinterher geben. Gleichzeitig hab ich noch 20 Minuten abgepumpt, was da kam, war aber ein Witz von 20ml. Das Abpumpen sollte ich also bald wieder sein lassen und einfach schön den Stiefel weiterfahren, alle vier Stunden kurz zu stillen und dann die Flasche zu geben. Auf diese Art hat meine Brust so ungefähr jeden Wachstumsschub verpasst, sich nie auf die Bedürfnisse des Babys eingestellt und zu guter Letzt wurde das Kind dann saugfaul und hat lieber die Flasche gewollt und an der Brust ein großes Theater veranstaltet. Um ihr die Flasche wieder abzugewöhnen und überhaupt einfach eine "normale" Stillbeziehung aufzubauen, habe ich vor vier Wochen begonnen, komplett auf Brust umzustellen. Die Kleine hat nach 2 Tagen die Brust auch wieder anstandslos genommen, hat aber definitiv zu wenig gepullert und ab Tag vier mussten wir dann Dauerstillen (40 Minuten Stillpause dazwischen), weil sie nicht satt zu kriegen war. Entmutigt und aus Angst, ihren Nierchen zu schaden, hat es dann doch wieder die Flasche gegeben. Und nun stehen wir vor dem umgekehrten Problem, dass die Kleine die Vorzüge der Brust erkennt und die Flasche ablehnt. Erneut bekomme ich sie aber nicht satt und wir nicht auf die angegebene Menge an vollen Windeln. Ist Hopfen und Malz verloren und gibt es tatsächlich auch zu wenig Milch oder kann die 13wöchige Lücke noch gefüllt werden? Ich habe aus lauter Überforderung und vor Kummer die Babywaage raugeholt und die Stillprobe gemacht, die kaum 50g (ml) ergeben hat. Dazu ist zu sagen, dass die Kleine aber irgendwie auch schlecht trinkt und wenig schluckt, eher nuckelt sie im Halbschlaf vor sich hin. Ich habe auch mal zwischendurch das BES mit Prenahrung ausprobiert und war überrascht, wie es eigentlich klingt, wenn ein Kind an der Brust trinkt, aus der auch was rauskommt. Auf Dauer ist dieses Set aber keine Alternative für mich. Besteht für uns noch Hoffnung?
VG A.
von
bohne14
am 30.05.2014, 21:31
Antwort auf:
Ist die Milchproduktion noch aufzuholen?
Liebe bohne14,
ich befürchte, dass Sie inzwischen schon ziemlich tief in diesem Kreislauf stecken und eine Fernberatung reicht nicht mehr aus, um diese Entwicklung umzukehren. Deshalb kann ich Ihnen nur wärmstens ans Herz legen, sich so rasch wie möglich an eine Stillberaterin zu wenden, die mit Ihnen gemeinsam überlegt, wie die Kleine wieder an die Brust zurückgeführt werden kann. Solange sie die Brust überhaupt noch annimmt, bestehen immer noch Chancen, dass sich das Problem noch aus der Welt schaffen lässt.
Erhöhen Sie in den nächsten Tagen im Gegenteil die Stillfrequenz deutlich. Versuchen Sie in
den nächsten Tagen Ihr Baby häufig anzulegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn
der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und falls Ihr Baby einen
Schnuller bekommt, reduzieren Sie zumindest vorübergehend den Einsatz des Schnullers. Der
Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Babys, ohne dass er dabei Nahrung erhält. Bei
einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Bitte keinen Tee oder Wasser oder Saft
geben. Diese Flüssigkeiten braucht ein gestilltes Kind nicht und sie können zu massiven
Gedeihstörungen führen.
Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wachzuhalten, können Sie es mit Wechselstillen
versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es
wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald
es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den
Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren
es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der
anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es
wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas
ermuntert haben. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang
ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Achten Sie auf eine korrekt Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur
die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen.
Wenn Sie beim Stillen Schmerzen haben, saugt Ihr Baby höchstwahrscheinlich nicht richtig. Ein
richtig angelegtes Kind, das korrekt saugt, darf beim Stillen keine Schmerzen verursachen.
Essen Sie genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinken Sie
entsprechend Ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die
Milchmenge aus. Nochmals: Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange Sie sich nicht
ausgedörrt fühlen, ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen, trinken Sie genug. Es gibt
keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn Sie Milchbildungstee
trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim
Kind verursachen.
Geben Sie Ihrem Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung nach. In vielen Fällen hat es sich bewährt,
wenn die Mutter sich für ein paar Tage mit dem Baby ins Bett legt und sich nur um die Versorgung des
Babys kümmert. Vielleicht kann Ihnen ja Ihr Partner oder eine andere Person den Haushalt
abnehmen.
Falls Sie noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin haben, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor
Ort wenden, die sie beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Ihr Baby korrekt an der Brust
saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 30.05.2014
Antwort auf:
Ist die Milchproduktion noch aufzuholen?
Huhuuu,
Deine Geschichte erinnert mich an meine eigene.
Gleich vorab: inzwischen stille ich meinen Sohn problemlos, über Monate hinweg fast voll!
Und zwar seit dem 25.05.2013 - zu dem Zeitpunkt war er bereits über 5,5 Monate alt. Vorher kannte er quasi nur die Flasche.
Unser Schlüssel zum Glück war (neben Biggi Welter) das Familienbett. Ich schlief mit freiem Oberkörper und ließ meinen Sohn nachts andocken, wann immer er es wollte. So trank er immer nur ein bisschen, dafür sehr häufig, und lernte das Stillen im Halbschlaf.
Irgendwann stellte ich fest, dass er sein Morgenfläschchen nicht mehr trinken wollte. Er war schlicht und ergreifend satt von der Nacht!
Nachdem dies an drei aufeinanderfolgenden Tagen so war, fasste ich mir ein Herz und verbannte Pumpe und Fläschchen und legte meinen Sohn auch tagsüber an. Und - es klappte :-).
Was Du brauchst:
- Unterstützung! Jemanden, der Dir Mut macht und Dich - wenn Du Kuschel- und Stillstunden einlegst, mit Leckereien und Wasser versorgt
- Geduld! Es klappt nicht von heute auf morgen und manchmal wirst Du kurz vor dem Aufgeben sein.
- Mut! Der Schritt, die Flasche ganz wegzulassen, ist nicht zu unterschätzen. Dazu gehört eine riesige Portion Mut, denn schließlich liegt es einem in den Genen, sein Baby optimal zu versorgen. Aber das wirst Du! Das wird Deine Brust!
- Rat! Am besten hier. Schreibe meinetwegen alle drei Tage, wie es läuft. Oder schreibe Dir noch per Mail mit einer Stillberaterin außerhalb des Forums. Ganz ideal wäre, wenn eine Stillberaterin zu Dir nach Hause kommen kann.
Zu guter letzt noch etwas: falls es NICHT klappen sollte ist das zwar schade, aber es ist KEIN Weltuntergang. Du bist eine tolle Löwenmama, auch, wenn Du nicht weiter stillst. Bitte mache Dir keine Vorwürfe! Mache denen die Vorwürfe, die Dich so grottenschlecht berieten. Schreib ihnen einen Brief (den Du nicht abschicken musst), in dem Du sie ausgiebig beschimpfst und ihnen die Schuld an allem gibst. Das hilft wirklich!
Ich denke ganz, ganz fest an euch und drücke die Daumen!
LG
Sarah mit Jendrik (knapp 18 Monate, noch immer Stillkind)
von
Jendriks_Mama
am 30.05.2014, 22:05