Hilfe: Marathonstillen, Blähungen, schwallartiges / strahlartiges Erbrechen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Hilfe: Marathonstillen, Blähungen, schwallartiges / strahlartiges Erbrechen

Hallo liebe Stillberaterinnen, unser kleiner Mann hatte keinen einfachen Start, am 30.04 kam er in der SSW 33+5 zur Welt. Am ersten Tag bekam er Atemunterstützung, danach war dies zum Glück nicht mehr nötig. Er hatte starke Gelbsucht (2 Tage Phototherapie) und eine Trinkschwäche, sodass wir 15 Tage auf der Kinderintensiv verbracht haben. In der Klinik und die ersten Tage zu Hause haben wir ihm Muttermilch per Fläschchen gefüttert, mit FM 85 beigefügt. Danach stille ich ihn voll. Er gedeiht bisher gut, hat ca. 6kg und ca. 60 cm. Schon immer wollte er alle 2h an der Brust nuckeln / trinken....und schon immer stillen wir abends 2-5/6 Stunden (mit kleinen Pausen) was mit der Zeit anstrengend wurde. Um Saugprobleme auszuschließen, sind wir zum Osteopathen. Tatsächlich hat dieser eine Blockade des oberen Halswirbels festgestellt, welcher auch auf das Saugen wirkt. 2 Tage nach dem Besuch beim Osteopathen hatte unser Kleiner häufigeren und wässrigeren Stuhlgang - jedoch nichts ernstes lt. Kinderarzt - er hat uns Milchsäurebakterien verschrieben. Die Woche darauf hatten wir den nächsten Termin beim Osteopathen. 2 Tage später hatte er gar keinen Stuhlgang mehr und fing an während oder nach einer Stillmahlzeit schwall-/strahlartig große Mengen zu erbrechen (über 100 ml je - hab's getestet). Dies geht nun so seit zwei Wochen, alle 2 Tage ca. bricht er einmal im Schwall oder Strahl. Er trinkt immer noch wie vorher - abends auch noch das Clustern....wobei wenn er aufrecht gehoben wird, seine Fontanelle nen halben Zentimeter einfällt, was mir Sorgen bereitet. Was kann ich tun? Das Brechen ist anstrengend für ihn - er tut mir richtig leid. Stuhl hat er nur noch alle 3-4 Tage richtig, ansonsten immer nur kleine Kleckse in der Windel, die er mühevoll herauspresst. (starke Blähungen hatte er schon immer). Könnte ein Infekt schuld sein? Oder die Therapie beim Osteopathen? Wann hört das Clustern normalerweise auf? Kann das Erbrechen von hastigem zu viel Trinken kommen? Meist handelt es sich um angedaute Milch mit weißen Stücken. Ist die Fontanelle normal? Mir scheint es als braucht der Kleine die Brust als Trost bei Bauchweh, Einschlafhilfe etc. und wir deshalb quasi den ganzen Tag stillen. Haben Sie mit Tipps wie ich das ändern kann? Ich würde gerne mehr raus und unter Leute mit ihn, doch Marathonstillen oder strahlartiges Brechen in der Öffentlichkeit muss auch nicht sein. Hoffentlich könnt ihr uns helfen. Vielen lieben Dank. Herzliche Grüße

von Mama30042018 am 17.07.2018, 13:06



Antwort auf: Hilfe: Marathonstillen, Blähungen, schwallartiges / strahlartiges Erbrechen

Liebe Mama30042018, das Spucken ist in der Regel ein ganz normales Symptom dafür, dass der Magenpförtner-Muskel noch nicht richtig schließt, was bei kleinen Kindern völlig normal ist. Milde Formen von Reflux sind in den ersten fünf Monaten sehr häufig und werden fast als normal betrachtet. Ein klinisch bedeutsamer, behandlungsbedürftiger Reflux kommt bei einem von 500 Babys vor (NMAA Talkabout Nov. 1996, Lesley Taylor). Die bei Babys mit Verdacht auf Reflux immer wieder vorgeschlagene Umstellung von Muttermilch auf künstliche Säuglingsnahrung kann die Situation eher verschlimmern als verbessern. Studien ergaben, dass gestillte Babys weniger zu Reflux neigen als Babys, die künstliche Säuglingsnahrung erhalten (Heacock 1992). Es wird angenommen, dass ein Grund für Reflux eine verzögerte Entleerung des Magens ist und da Muttermilch den Magen doppelt so schnell verlässt wie künstliche Säuglingsnahrung ist das Stillen gerade günstig, da der Magen schneller geleert wird. Wenn ein Baby häufig und schwallartig erbricht liegt der Verdacht auf eine Magenpförtnerverengung oder auch einen Magenpförtnerkrampf nahe und es sollte in jedem Fall diesbezüglich untersucht werden. Fast alle Babys spucken, manche mehr, andere weniger. Solange dein Baby weiterhin ausreichend nasse Windeln hat, einen gesunden und lebhaften Eindruck macht und gedeiht, ist das Spucken zwar lästig, wahrscheinlich aber kein Anlass zur Sorge. Bei den meisten Babys ist dieses Spucken in erster Linie ein Wäscheproblem ("bitte ein T Shirt im Spuckdesign, dann fallen die echten Flecken weniger auf"). Nach einiger Zeit verliert sich das Spucken bei den meisten Babys und die Waschmaschine kann wieder weniger in Anspruch genommen werden. Erst wenn ein Baby einen kranken Eindruck macht (schlapp, teilnahmslos, anhaltendes Weinen, Anzeichen von Austrocknung) oder immer häufiger in hohem Bogen schwallweise erbricht, sollte vorsichtshalber ein Arzt aufgesucht werden, um eine gesundheitliche Störung ausschließen zu lassen. Haben Babys Spuckprobleme, wird empfohlen, sie während und nach den Mahlzeiten aufrecht zu halten, sie häufig aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber für kürzere Zeit anzulegen. Manchmal liegt das Spucken wirklich daran, dass die Babys zu hastig trinken. Es gibt aber auch Babys, bei denen sich das Spucken durch nichts beeinflussen lässt und man einfach abwarten muss, bis sie aus dem Spuckalter herausgewachsen sind. Manchmal ist es auch hilfreich, das Baby mit erhöhtem Oberkörper zu lagern. Beobachte die Stillmahlzeit einmal ganz genau. Hat dein Kleiner nach dem Einsetzen des Milchspendereflexes Probleme mit dem Schlucken nachzukommen bzw. verschluckt er sich sehr leicht? Schießt die Milch regelrecht aus deiner Brust heraus? Fließt Milch aus dem Mundwinkel deines Babys? All dies sind Anzeichen für einen sehr starken Milchspendereflex. Es kommt vor, dass der Milchspendereflex so stark ist, dass das Kind nicht damit zurecht kommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (lege dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen“. Dazu wird das Baby so gehalten, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als die Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnt die Mutter sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff wird das Baby von unten mit zwei Kissen im Schoß der Mutter abgestützt und die Mutter lehnt sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: die Häufigkeit der Stillmahlzeiten erhöhen. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst verschlimmert sich das Problem noch weiter. nur eine Brust pro Mahlzeit anbieten. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. das Baby stillen, wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. verschiedene Stillpositionen ausprobieren (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) das Baby oft aufstoßen lassen. den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller vermeiden. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Allerdings kenne ich dein Baby nicht, ich sehe nicht, wie es trinkt und wie es aussieht, deshalb könnte ich leider niemals sagen, wie Du weiter vorgehen kannst. Eben so wenig wie ein Arzt, dem Du am Telefon sagen „mir tut mein Rücken weh" eine Ferndiagnose stellen kann, kann eine Stillberaterin bei Saugproblemen aus der Ferne sagen „genau das ist es". Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort. Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die dich beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob dein Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 17.07.2018



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