Hallo Biggi,
ich hatte dir vor einigen Tagen schon eine Frage gestellt mit dem Titel "Kinderärztin unzufrieden mit Gewichtszunahme" Vllt erinnerst du dich daran. Er hat im übrigen in einer Woche 150g zugenommen. Ich hatte wieder die Stillposition geändert von Wiege- in die Footballhaltung. Aber nun zur eigentliche Sache:
Adrian bekommt jetzt immer einmal wöchentlich Physiotherapie. Nun stand heute wieder der Termin auf dem Plan. Ich hatte mich dann währenddessen mit der Physiotherapeutin unterhalten und sie meinte, ich soll ihn nicht jede Stunde (wenn das jetzt so warm ist) anlegen, da meine Milch dann keine Nährstoffe hätte und die Milch erst nach frühestens 2 Stunden nahrhaft wäre und ich ihm bei Durst Tee oder Wasser anbieten soll.
Ihre Hebamme hätte ihr damals gesagt, das die Babys, wenn sie immer nur die Vormilch trinken, häufiger Blähungen und Bauchweh hätten.
Stimmen diese Aussagen?
Lg
Susanne
von
MamaMausi1986
am 25.08.2011, 15:05
Antwort auf:
Hat Muttermilch bei vielen anlegen keine Nährstoffe?
Liebe Susanne,
dieser Dame kann ich nur dringend empfehlen einmal eine Fortbildung in Hinblick auf das Stillen zu besuchen, wenn sie solche Ratschläge gibt.
Der Milchspendereflex setzt bei beiden Brüsten gleichzeitig ein. Das heißt in der zweiten Brust
mischt sich die (relativ wenige) vorhandene Vordermilch beim Einsetzen des
Milchspendereflexes mit der Hintermilch. Wird das Baby also erst nach dem Einsetzen des
Milchspendereflexes von der ersten an die zweite Brust gelegt, dann erhält es an der zweiten
Brust zunächst eine Mischung, die sehr bald in ausschließliche Hintermilch übergeht.
Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen (da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen), sondern auch zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991).
Zur eingehenderen Information hänge ich den Artikel einer Kollegin an.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Ist zusätzliche Flüssigkeit für gesunde, voll gestillte Babys notwendig?
Von Denise Both, IBCLC
Immer wieder wird stillenden Müttern gesagt, dass Muttermilch alleine für ihr Kind nicht ausreichend sei und sie unbedingt Tee oder Wasser zugeben müssten. Die für diese Empfehlung angeführten Gründe sind vielfältig, stehen jedoch im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Empfehlungen zur Stillförderung, die UNICEF und WHO im Rahmen ihrer Initiative „Stillfreundliches Krankenhaus" veröffentlicht haben.
Zusätzliche Gaben von Tee, Glukoselösung oder Wasser sind bei einem voll ausgetragenen, gesunden Baby, das ausschliesslich mit Muttermilch ernährt wird, nicht notwendig und können den Stillerfolg erheblich gefährden. Auch wenn unter unseren westlichen Verhältnissen nicht zu erwarten ist, dass das Kind durch verunreinigtes Wasser Schaden nimmt, so können sich zusätzliche Flüssigkeitsgaben bei einen Neugeborenen auf andere Weise auswirken.
Zusätzlich gegebene Flüssigkeit füllt den Magen des Babys und verringert so sein Interesse am Gestilltwerden. Ein Baby, dessen Magen mit Tee gefüllt ist, erhält nicht genügend Kalorien. Tee und Glukoselösungen wirken sich störend auf das Stillen aus. Babys, die derartige Flüssigkeiten erhalten, neigen dazu, mehr an Gewicht zu verlieren als Babys, die ausschliesslich gestillt werden.
Zusätzlich verabreichter Tee (oder Glukoselösung) trägt zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bilirubinwerte eines Babys um so höher liegen, je mehr Tee es in den ersten Lebenstagen erhalten hat. Das Mekonium (erster Stuhlgang) ist sehr bilirubinreich. Kolostrum hat eine abführende Wirkung und hilft dem Baby bei einer beschleunigten Ausscheidung des Mekoniums. Dadurch wird der Bilirubinwert niedrig gehalten. Zusätzlich gegebener Tee hingegen regt nicht zu Darmbewegungen an, verursacht eine Rückabsorption des Bilirubins in den Körper des Babys und trägt somit zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Auch während einer Phototherapie bei verstärkter Neugeborenengelbsucht sollte das Kind bevorzugt häufig Muttermilch statt Tee erhalten
Wird Flüssigkeit mit einer Flasche gegeben, kann dies zu Stillproblemen, einer Schwächung der Saugfähigkeit oder Ablehnung der Brust führen. Ein Neugeborenes kann auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren. Eine Saugverwirrung kann zu gravierenden Stillproblemen führen.
Auch bei heissem Wetter ist es nicht notwendig zusätzliche Flüssigkeit zu geben. Muttermilch genügt auch in dieser Situation als vollwertiges Nahrungsmittel und enthält genau das richtige Verhältnis von Flüssigkeit und Nahrung, um Hunger und Durst des Babys zu befriedigen. Wichtig ist jedoch, dass die Mutter das Baby nach Bedarf stillt, was bei heissem Wetter häufiger der Fall sein kann.
Quellen:
Mohrbacher und Stock: The Breastfeeding Answer Book, 1997
Lauwers und Shinskie: Counseling the Nursing Mother, 1999
Goldberg und Adams: Studie veröffentl. im Arch. Dis. Child, 1983
Sachdev, Krishna, Puri et al.: Zusätzliche Flüssigkeit für voll gestillte Kinder im Sommer in den Tropen, Lancet 1991
von
Biggi Welter
am 25.08.2011
Antwort auf:
Hat Muttermilch bei vielen anlegen keine Nährstoffe?
Das ist doch schwachsinn was die physiotherapeutin sagt. ich habe meine tochter bei dem wetter früher auch immer oft (aller einer stunde) angelegt und sie trank kurz damit ihr durst gestillt wurde. tee oder wasser wollte und brauchte sie nicht. Lass dir sowas nicht von einer physiotherapeutin sagen. ich denke hebammen wissen darüber besser bescheid.
von
DarkDayDreams
am 25.08.2011, 20:15