Hallo,
meine Tochter wog bei der Geburt 3660gr (obwohl 3 Wochen zu früh gekommen..), und ist nun 2,5 Monate alt und wiegt erst ca. 5400gr. Ich schreibe 'erst', weil ihre grosse Schwester bei einem aehnlichen Geburtsgewicht schon 1 Kilo mehr auf die Waage brachte. Ich stille sie voll, ca. alle 2 Stunden, nachts 1x, mehr als sie nun trinkt will sie einfach nicht, wenn ich sie überfüttere (sie also irgendwie überliste und ihren Saugreflex nutze...)kommt es oben wieder heraus. Laut Kinderarzt ist die Gewichtszunahme total okay und entsprechend der Perzentile, ich finde es ein bisschen wenig bzw. gerade so das Minimum, und wenn ich mir z.B. die WHO Empfehlung anschaue, ist es zu wenig. (Welcher Richtwert gilt denn? 150g oder 200g die Woche?)
Ich habe einen starken Milchspendereflex, der ziemlich oft für Frust sorgt, und habe den Eindruck, dass mein Baby das Stillen nicht geniesst sondern sich oft verschluckt etc.. - ihre grosse Schwester kam damit gut zurecht,( die habe ich 18Monate gestillt, davon 15 voll, ein ganz moppeliges Baby!) daher meine Verwirrung, denn eigentlich denke ich, ich bin mittlerweile ein ziemlicher Stillprofi. Ich warte immer ein bisschen bzw. nehme sie von der Brust, wenn die Milch einschiesst, und lege sie wieder an, wenn das Schlimmste vorbei ist. Zufüttern habe ich probiert, die Flasche nimmt sie nicht. Sie scheint auch keinen Hunger zu haben und ist ein aeussert froehliches und lebendiges Baby und bewegt sich furchtbar viel. Bin etwas ratlos?Ich glaube ich habe genügend Milch und die Menge laesst sich auch leicht steigern, ich haette eigentlich eher genug Milch für 3 Babies, aber meine Tochter trinkt noch nicht einmal so richtig 'leer'. Ist sie von dem Ueberangebot evtl. etwas 'erschlagen'?Oder einfach ein anderer Kostverwerter? Stuhlgang ist etwa alle 1 -1.5 Tage, aber dann auch sehr viel...Windel wird meistens gesprengt und ein Garderobenwechsel noetig...
Kann der Schnuller auch schuld sein? Den liebt sie über alles, den hatte ich bei der grossen Schwester nicht.
Vielen Dank!
von
bookhagen79
am 11.07.2012, 06:50
Antwort auf:
Gewichtszunahme
Liebe bookhagen79,
ob Ihr Kind gedeiht können Sie bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen:
o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.).
o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal)
o eine Gewichtszunahme entsprechende den Angaben der WHO Child Growth Standards WHO Multicentre Growth Referencs Study Group, 2006, d.h. im Durchschnitt:
o 1. bis 3. Monat: 200 400 g/Woche, mind. 150 g/Woche
o 4. Monat: 110 160 g/Woche
o 5. Monat. 400 500 g/Monat
o 6. Monat: 350 500 g/Monat
o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut,
o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.
Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein.
Ja, leider kann der Schnuller tatsächlich die Ursache für das unruhige Verhalten an der Brust sein.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken.
Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft, die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen.
Da Ihr Kind einen Schnuller bekommt, sollten Sie diese künstlichen Sauger für eine Weile weglassen und schauen, ob sich das Verhalten bessert. Wenn die Saugverwirrung noch nicht zu stark ausgeprägt ist, kann das schon ausreichen, dass das Baby wieder lernt die Brust gut anzunehmen.
Beobachten Sie in den nächsten Tagen die Stillzeiten einmal ganz genau. Können Sie sehen, wie Ihre Milch in einem kräftigen Strahl aus Ihrer Brust herauskommt? Verschluckt sich Ihr Baby? Läuft Milch aus seinem Mundwinkel?
Möglicherweise haben Sie einen sehr starken Milchspendereflex, mit dem Ihr Baby nicht zurecht kommt und er protestiert deshalb so.
Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das "Berg auf Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück.
Weitere Möglichkeiten bei einem starken Milchspendereflex sind:
erhöhen Sie die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Sie die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößern, verschlimmert sich das Problem noch weiter.
bieten Sie nur eine Brust pro Mahlzeit an. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Ihr Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Sie ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbieten, bevor Sie die Seite wechseln Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollten Sie gerade soviel Milch ausstreichen, dass Sie sich wohlfühlen, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen.
stillen Sie Ihr Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark.
versuchen Sie verschiedene Stillpositionen (auch das Berg auf Stillen, dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen im Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Eventuell kann Ihr Baby auch schon an ihrer Brust trinken während es auf Ihrem Bauch liegt. So könnten Sie im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Ihrem Bauch einschlafen lassen.)
lassen Sie das Baby oft aufstoßen.
vermeiden sie den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird.
Falls Ihr Baby eine Flasche oder einen Schnuller bekommt, kann es auch sein, dass es mit dem Wechsel zwischen den beiden Saugtechniken nicht zurecht kommt und nun deshalb an der Brust frustriert reagiert.
In jedem Fall ist es empfehlenswert, dass Sie sich mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe in Verbindung setzen und sich beim Stillen zuschauen lassen. Aus dem, was die Kollegin sieht, kann sie Rückschlüsse ziehen und Ihnen dann gezielte Tipps geben.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 11.07.2012