Hallo,
ich habe eine Frage zur Gewichtsentwicklung unserer Tochter, die seit ca. einer Woche voll gestillt wird. Zuerst einige Hintergrundinfos:
Unsere Kleine kam 7 Wochen zu früh auf die Welt und wurde im Krankenhaus vorwiegend mit der Flasche gefüttert. Stillversuche waren im Krankenhaus meist erfolglos. Als wir sie mit 2340g vor 4 Wochen nach Haus bekamen, ging die Hebamme sofort wieder das Stillen an. Drei Wochen lang recht erfolglos. Die Kleine nuckelte mehr, schlief an der Brust schnell ein und hatte kurz darauf immer noch Kohldampf. Doch plötzlich schien es zu klappen. Die Kleine schluckte hörbar und hat auch regelmäßig volle Windeln, so dass wir die Flasche komplett weggelassen haben. Bis dahin bekam die Kleine immer die reichlich vorhandene abgepumpte Muttermilch. Das Gewicht war zu diesem Zeitpunkt ca. 2700g. Eine gute Woche später nun beim Kinderarzt wurde wieder gewogen und die Kleine hat kaum zugenommen. Unmittelbar nach einer Mahlzeit an der Brust 2780g, also in 9 Tagen nur 80g mehr, wovon man die Mahlzeit aber abziehen müsste.
Unsere Hebamme ist der Meinung, dass bei diesem schlagartigen Umstellen auf das Stillen eine Stagnation beim Gewicht, bzw. eine Gewichtsabnahme vorkommen können und nicht ungewöhnlich sind - sie rät wie bisher voll zu stillen. Die Kinderärztin sieht das skeptischer und rät zum Zufüttern mit Flasche. Wir sind natürlich verunsichert und wollen das erlernte Stillen durch Zugabe der Flasche nicht gleich wieder abgewöhnen. Eine dritte Meinung wäre für uns eine große Hilfe um selbst entscheiden zu können wie es weitergehen soll. Da ich bald wieder arbeiten muss wird meine Frau die Kombination von Stillen, Flasche und Abpumpen nicht lange durchhalten kann, d.h. die Alternative zu voll Stillen ist Abstillen und Flasche mit der gefrorenen Milch, bis uns die ausgeht.
Mich interessiert vor allem ihre Meinung zur Gewichtsentwicklung und vielleicht haben Sie ja noch ein paar allgemeine Tipps für uns.
Grüße
Philipp Hayer
von
philipp76
am 30.03.2011, 15:29
Antwort auf:
Gewichtsabnahme Baby nach Umstellung auf Stillen
Lieber Phillipp,
ich finde es schön, dass Sie Ihrer Frau so beistehen!
80 Gramm in neun Tagen ist schon sehr wenig und ich würde eher langsam vorgehen und anfangs noch die abgepumpte Milch geben.
Allerdings würde ich auch keine Flasche geben, da diese tatsächlich dazu führen könnte, dass das Baby sich zur Flasche hin abstillt.
Sie können nun entweder mit einem kleinen Becher zufüttern, auch das Brusternährungsset wäre eine Alternative.
Mit dem
Brusternährungsset ist es möglich, das Baby zuzufüttern, während es an der Brust der Mutter trinkt,
so dass es die gesamte von ihr produzierte Milch erhält.
Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und
vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die
zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der
Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem
Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs
Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den
Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby
saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die
Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und
welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder
über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das
Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben.
Allerdings bei der Verwendung eines Brusternährungssets wirklich die Unterstützung einer
Stillberaterin vor Ort vorhanden sein, das erleichtert sehr vieles.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 30.03.2011
Antwort auf:
Gewichtsabnahme Baby nach Umstellung auf Stillen
Hallo Philipp,
ich hatte ähnliches Problem - zwar kam unser Kleiner nicht zu früh, hat aber nach meiner Brustentzündung gleich die 2. Woche nach der Geburt abgenommen (ich habe voll gestillt) und ich musste zufüttern. Ich habe dann auch gestillt, Flasche gegeben und abgepumpt, solange mein Mann zu Hause war. Da er auch dann zur Arbeit musste, habe ich es "riskiert" und angefangen nur zu stillen - und zwar habe ich nur gestillt und gestillt und gestillt. Der Kleine ist ständig eingeschlafen, so dauerte eine Mahlzeit den ganzen Tag lang...Es dauerte gut eine Woche, bis ich etwas Ruhe bekam und auch genügend Milch und nicht "rund-um-die-Uhr" stillen musste. Bisher klappt es und unser Kleiner nimmt zu (jetzt in der 9. Woche), soweit ich es kontrollieren/sehen kann.
Mit dem Schlauch habe ich es auch übrigens probiert, war für mich aber recht stressig und hat nicht geklappt....
Ich wünsche Euch alles gute und drücke die Daumen, dass es mit dem Stillen klappt.
Viele Grüße, Lada
Mitglied inaktiv - 30.03.2011, 18:48
Antwort auf:
Gewichtsabnahme Baby nach Umstellung auf Stillen
Hallo und danke noch für die Antworten.
Ich möchte kurz berichten wie es bei uns weitergegangen ist - möge es anderen Eltern helfen.
Nachdem wir Kontakt mit der Hebamme und zwei Stillberaterinnen hatten, haben wir auf deren Empfehlung so weitergemacht wie gehabt, d.h. voll stillen und kein zufüttern. Das wäre aus zeitlichen Gründen ohnehin nicht wirklich gegangen. Nach einer Woche sah es dann auch relativ gut aus, denn beim nächsten Kinderarzt Termin war die Gewichtszunahme immerhin 135g. Die Ärztin wollte aber weiter beobachten und drum ein neuer Termin letzten Donnerstag: dieses Mal nur ca. 60g in der Woche - wieder zu wenig.
Wir haben uns dann zum sofortigen Umstieg auf die Flasche entschieden - wie oben schon gesagt haben wir mehr als genug Muttermilch eingefroren. Meine Frau hätte das nervlich nicht viel länger ausgehalten. Die Milch reicht vermutlich noch einen guten Monat aus - ein wenig kommt beim Abstillen ja auch noch zusammen, denn wir versuchen es komplett ohne Medikamente (auch nicht homöopathisch) - klappt soweit ganz gut dauert halt nur a bisserl. Es wird sich dann zeigen, ab wann wir andere Nahrung zugeben müssen, denn die Muttermilch dürfte ja auf die aktuellen Bedürfnisse der Kleinen zugeschnitten sein und nicht die in einem Monat.
Zur Muttermilch kommt zunächst auch noch FMS dazu, so dass wir hoffen, dass nun endlich die Gewichtszuahme wieder nach oben geht, so wie das vor dem Stillen auch war. Nächste Woche ist wieder Wiegetermin, dann wird es sich zeigen.
Insgesamt muss ich sagen, dass sich das Wohlbefinden unserer Kleinen schlagartig verbessert hat. Sie ist viel ruhiger (außgenommen sie hat mal wieder Bauchprobleme - was recht häufig der Fall ist). Nachts aber auch tagsüber schläft sie wieder mehr und ruhiger. Ebenso fühlt sich meine Frau deutlich wohler. Nach 5 Tagen Flasche war der Umstieg wohl die richtige Entscheidung.
Mein persönliches Fazit aus dem Ganzen ist folgendes: Stillen und Muttermilch sind das Beste fürs Baby, aber nur wenn es wirklich klappt. Stillen um jeden Preis muss nicht sein. Wir haben 7 sehr anstrengende Wochen hinter uns (die Krankenhauszeit ist da noch nicht mitgerechnet). Einziger postiver Nebeneffekt war, dass wir nun so viel Muttermilch haben, dass die Kleine insgesamt ca. 4-5 Monate Muttermilch hatte - möge es helfen.
Ich wünsche allen Eltern viel Durchhaltevermögen wenn es Probleme beim Stillen gibt. Den Versuch ist es allemal wert.
Grüße
PH
von
philipp76
am 17.04.2011, 19:30