Frage: Frust über Kinderarzt

Hallo! Ich muss heute mal etwas Frust ablassen. Ich war mit meinem Sohn, 8 Monate alt, 6 Monate voll gestillt, dann langsam in die Beikost gestartet zu einem Zwischen-Check beim Kinderarzt. Der fragte, ob ich noch stille, ich bejahte. Er: "Das Stillen hat jetzt so langsam keinen Wert mehr, da müssen Sie mal sehen, dass Sie abstillen!" Ich sagte nur, dass ich das nicht möchte, er vermerkte etwas in der Akte, keine weitere Erklärung, nichts. Mein Sohn gedeiht gut, Geburtsgewicht 3285 g bei 51 cm, jetzt 9460 g bei 70 cm. Der Arzt wurde mir von meiner Hebamme als einer der besten in der Stadt empfohlen, arbeitet ausschließlich mit homöopathischen Mitteln und dann sowas. Ich kann es noch gar nicht fassen. Kennt er denn die Empfehlung der WHO nicht? Abgesehen davon, dass mein Sohn keine Fertigmilch trinkt und er noch auf Muttermilch angewiesen ist, warum sollte ich Geld für etwas ausgeben, was wir umsonst und viel besser haben können? Langer Rede kurzer Sinn: Ich bin froh, dieses Forum zu kennen und baue ganz auf mein Bauchgefühl. Und sollten mir Zweifel kommen, weiß ich, an wen ich mich wenden kann. Vielen Dank für's zulesen. Gefrustete Grüße, Bianca

Mitglied inaktiv - 24.04.2009, 15:35



Antwort auf: Frust über Kinderarzt

Liebe Bianca, weißt Du, das Problem liegt in weiten Teilen darin, dass es weder Kinderärzte noch Ernährungswissenschaftler im Rahmen ihrer Ausbildung wirklich etwas über das Stillen und die Muttermilch erfahren. Es liegt am persönlichen Interesse des einzelnen Kinderarztes, ob und wie viel er sich über das Stillen und alles was damit zusammenhängt informiert. Manche Kinderärzte beziehen ihr Wissen über das Stillen ausschließlich aus den (kostenlosen) Infobroschüren der Säuglingsnahrungsindustrie andere hingeben bilden sich sehr intensiv fort und machen sogar das IBCLC (International Board Certified Lactation Consultant) - Examen. Das ist ein StillberaterInnen-Examen, das jedes Jahr weltweit am gleichen Datum mit den gleichen Fragen durchgeführt wird. Um zum IBCLC-Examen zugelassen zu werden müssen die KandidatInnen 200Weiterbildungsstunden während der letzten drei Jahre über das Fachgebiet "Stillen und Muttermilch" nachweisen und alle fünf Jahre müssen sie sich erneut rezertifizieren, wenn sie sich weiterhin IBCLC nennen wollen. Zufällig habe ich kürzlich auch einen Bericht zum Thema "Kinderärzte und ihr Wissen ums Stillen" gelesen. Es ist ein Bericht aus Amerika, aber ich glaube, dass der Inhalt sich auch auf unsere Verhältnisse übertragen lässt. Hier eine kurze Zusammenfassung eines Teils dieses Berichtes (aus New Beginnings Volume 16, No 6, Nov/Dec 1999): Im Dezember 1977 hat die Amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) ihre neuen Empfehlungen zum Stillen herausgegeben. In einer kürzlich durchgeführten Befragung wurden amerikanische Kinderärzte unter anderen gefragt, was sie als beste Nahrung für den ersten Lebensmonat eines Babys ansehen. Ergebnis: nur 65 % gaben an, dass sie ausschließliches Stillen empfehlen. In den Empfehlungen der AAP wird ausdrücklich betont und erklärt, dass und warum Muttermilch besser ist als künstliche Säuglingsnahrung. Dennoch waren 45 % der befragten Kinderärzte der Meinung, dass Muttermilch und künstliche Säuglingsnahrung als gleichwertig zu betrachten sind und 17 % waren sich nicht sicher darüber. (Daraus lässt sich schließen, dass nur 38 % die Empfehlungen der AAP wirklich gelesen haben) Übrigens gaben auch nur 58 % der Kinderärzte an, dass sie im Verlauf ihrer Ausbildung oder nach ihrer Niederlassung etwas über Stillmanagement gelernt haben. Ich fürchte, dass es oft so ist, dass Ärzte einfach keine Zeit haben (oder in einigen Fällen auch kein Interesse), um sich mit neueren Veröffentlichungen zu beschäftigen. Es ist leider eine Tatsache, dass es sehr lange dauert, bis eine wissenschaftliche Erkenntnis bekannt wird und dann auch anerkannt und umgesetzt wird. Beim Thema Stillen kommt noch dazu, dass die eigene Stillerfahrung einer Kinderärztin oder die der Partnerin eines Kinderarztes wesentlichen Einfluss auf die Haltung zum Stillen haben. Gab es in der eigenen Familie Stillprobleme, besteht die Neigung, das Stillen als weniger wichtig anzusehen bzw. sich weniger mit der Bedeutung der Muttermilchernährung (und auch neuen Veröffentlichungen zum Thema) auseinander zu setzen. Aber welchen Grund auch immer es hat, ich finde es auch traurig, dass die Arbeit und die Veröffentlichungen von international anerkannte Organisationen wie Weltgesundheitsorganisation (WHO) und AAP offensichtlich so wenig Resonanz finden. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 24.04.2009



Antwort auf: Frust über Kinderarzt

Hallo Bianca, lass dich mal drücken. Davon kann ich auch ein Lied singen. Meine Tochter ist mittlerweile 15 Monate und wird noch immer gestillt. Als ich mit 9 Monaten beim KIA war und er fragte ob ich noch stille meinte er nur: "Das ist keine altersgemäße Ernährung bla bla. Ich solle abstillen. Dann würde sie mehr essen. Sie bräuchte keine Milch mehr"... Lass dich nicht verunsichern. Du machst das genau richtig. Liebe Grüße Michi

Mitglied inaktiv - 24.04.2009, 16:26



Antwort auf: Frust über Kinderarzt

Danke Michi! Ich weiß, dass ich das Richtige mache. Aber gerade, weil er ausschließlich mit Homöopathie behandelt dachte ich, dass er auch positiv über das Stillen denkt. Ich werde mich nicht verunsichern lassen und solange mein Süßer meine Milch noch will und ich das noch vertreten kann, weiter stillen. Aber dass frau sich immer rechtfertigen muss...! Danke nochmal für die lieben Worte! Gruß, Bianca

Mitglied inaktiv - 24.04.2009, 16:38



Antwort auf: Frust über Kinderarzt

Danke liebe Biggi! Gerade weil der Kinderarzt einer der besten in der Stadt ist und homöopathisch behandelt, dachte ich, er würde sich auch auf diesem Gebiet fortbilden oder zumindest sich mal mit den Empfehlungen der WHO in bezug auf Babies und Kinder auseinandersetzen. Aber da habe ich wohl falsch gedacht. Ich bin jedenfalls sehr froh, hier immer Zuspruch zu finden, wenn ich welchen brauche! Vielen Dank für eure Arbeit! Liebe Grüße und ein schönes Wochenende, Bianca

Mitglied inaktiv - 24.04.2009, 16:50



Antwort auf: Frust über Kinderarzt

Liebe Bianca, dein KIA ist nicht zufällig im PLZ 73525 ??? unser "toller" und so stillfreundlicher Kinderarzt ist auch ein Homöopath... Na ja .... Mach weiter so - und lass dich nicht von irgendwelchen KIA verunsichern. Liebe Grüße Michi

Mitglied inaktiv - 25.04.2009, 21:45



Antwort auf: Frust über Kinderarzt

Hallo Michi! Nein, der ist weiter im Norden, PLZ 48... Auf keinen Fall werde ich mich beeinflussen und verunsichern lassen, auch wenn man sich in der heutigen Zeit für das Stillen über 6 Monate hinaus rechtfertigen muss. Solange mein Schatz und ich das Stillen noch wollen, werde ich das auch praktizieren. Danke für deinen Zuspruch. Liebe Grüße und fröhliches Weiterstillen :-) Bianca

Mitglied inaktiv - 26.04.2009, 19:38



Antwort auf: Frust über Kinderarzt

Hallo, wollte nur mal schreiben, dass es auch Kinderärzte gibt, die dem Stillen gegenüber positiver eingestellt sind. Wir waren letzte Woche bei der U6 und als ich dem (neuen) KiA erzählt habe, dass mein Sohn (unkorr. 12 Monate, korr. 9 Monate) neben der Beikost ausschließlich abgepumpte MuMi bekommt (geht nicht an die Brust), fand er das durchaus positiv. Auch mein vorheriger KiA hat nie was Negatives zum "Stillen" gesagt. Aber vielleicht sehen das bei Frühchen selbst KiÄ anders? Oder ich habe zufällig 2 positiv eingestellte KiÄ erwischt. Stille jetzt aber trotzdem langsam ab...dann insgesamt 13 Monate abpumpen reicht mir dicke... und insgesamt wird mein Sohn dann (mit der noch tiefgefrorenen MuMi) wohl insgesamt 14 Monate MuMi bekommen haben. Gerade bei einem KiA, der Naturheilverfahren anwendet, hätte ich auch nie gedacht, dass er sowas sagt! Viele Grüße, Katja

Mitglied inaktiv - 27.04.2009, 07:41



Antwort auf: Frust über Kinderarzt

Hallo Katja! Da scheinst du ja wirklich an zwei Musterexemplare geraten zu sein. Das ist schön zu lesen. Es leuchtet mir schon ein, dass es sehr aufwendig für Ärzte ist, sich mit dem Stillen und dem Wert der Muttermilch auseinanderzusetzen, wie Biggi schon geschrieben hat. Aber wie du gesagt hast, bei einem Arzt, der homöpathisch behandelt hätte ich nicht erwartet, dass er so negativ dem Stillen gegenüber eingestellt ist. Na ja, ich lass mich nicht beirren. Liebe Grüße und eine schöne Woche! Bianca

Mitglied inaktiv - 27.04.2009, 08:23



Antwort auf: Frust über Kinderarzt

ich musste mit meiner kleinen,damals 6 wochen alt ,in die klinik.damals wurde es hoch gelobt von den schwestern. schwere arbeit,ein refluxbaby zu stillen. heute,ist meine kleine 9 monate (man!..wie die zeit vergeht..) mein arzt fragte mich auch,ob ich noch stille,denn es lag daran,dass eine mama,sie stillte 1,5 j.voll,mit ihrem kind in die klinik musste.es hatte schweren eisenmangel. er sagte,dass es wichtig ist,fleisch zuzufügen,damit kein mangel entstehen kann. aber :WIE HABEN DIE STEINZEITMENSCHEN EIGENTLICH IHREM BABY FLEISCH ZUGEFÜGT? GAB ES DA SCHON KUNSTMILCH?? manchmal wird man schon blöd angesehen,wenn man sein baby stillt,und die sprüche,:"wann bekommt sie denn mal die flasche?!"..das nervt mich!...aber wisst ihr was?..ich vertraue meinem baby!

Mitglied inaktiv - 27.04.2009, 20:03



Antwort auf: Frust über Kinderarzt

Das ist eine gute Frage. Vielleicht hatten Babies damals schon Zähne? In so manchen Dingen sollte man sich so etwas fragen, aber das ist in der heutigen Zeit "out". Auf das Baby vertrauen ist genau der richtige Weg. Liebe Grüße, Bianca

Mitglied inaktiv - 28.04.2009, 18:57



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