Frage: Fragen zum Stillen

Guten Abend Frau Welter und Frau Wrede, ich habe eine Frage zum Thema Stillen. Mein Sohn (erstes Kind) wurde am 15.08 im Geburtshaus geboren. Dort haben sich recht schnell Probleme beim Stillen rausgestellt, denn ich habe auf der einen Seite eine falsche Schlupfwarze. Diese wurde sehr schnell rissig und blutig und das Stillen tat unerträglich weh. Die Hebammen dort haben mir Stillhütchen empfohlen, die ich zweimal ausprobiert habe, aber mein Sohn hat sich damit derartig gequält, dass ich sie nicht weiter verwenden wollte, sondern das Stillen lieber mit den Schmerzen weiter versuchen wollte. Eine Zeit lang hat er diese Seite dann gar nicht mehr genommen. Inzwischen nimmt er sie wieder, aber die Milchmenge ist wesentlich geringer als auf der anderen Seite. Ich stille nach Bedarf, und versuche das Prinzip " eine Brust eine Mahlzeit ". Nun habe ich folgende Probleme: 1.er scheint an der "schlechten" Seite nicht satt zu werden...? Er schläft nach kurzer Zeit an der Brust ein, wacht dann wieder auf, trinkt etwas, und das wiederholt sich mehrfach. Ich versuche, sehr geduldig zu sein und warte ab, bis er wirklich richtig eingeschlafen ist und idealerweise von selbst abdockt. Heute Abend dauert dies knapp eine Stunde. Danach hatte er nach 2 Stunden wieder Hunger. ich habe ihn dann die andere Brust gegeben. Bei der trinkt er sehr viel effizienter und schläft bei weitem nicht so schnell ein. Zu jeder Mahlzeit und nutze ich zudem milchauffangschalen. Dabei zeigt sich, dass auf der "schlechten" Seite sehr viel weniger Milch zu kommen scheint als auf der anderen. Meine Frage ist, ob es möglich ist, die Milchproduktion durch abpumpen zu steigern, oder ob sich das normalisieren wird über die Zeit, wenn ich ihn weiter regelmäßig abwechselnd auf beiden Seiten trinken lasse. Wie lange dauert es ungefähr, bis sich das normalisiert hat? 2. Zudem hat er seit gestern die Angewohnheit, beim Stillen den Kopf zurückzunehmen und die Brustwarze in die Länge zu ziehen. Dies tut er auf der "schlechten "Seite sehr viel häufiger als auf der anderen, aber auch dort kommt es vor. gibt es hierfür eine Erklärung? Kann es vielleicht mit der Stillposition zusammenhängen? Nachts stille ich im Liegen im Bett, und tagsüber stille ich im Sitzen und halte ihn so, dass sein Kopf in meiner Armbeuge liegt und seine Beine auf der gegenüberliegenden Seite sind. Vielen lieben Dank im Voraus für Ihre Antwort! Viele Grüße, sansa.stark

Mitglied inaktiv - 27.08.2020, 23:09



Antwort auf: Fragen zum Stillen

Liebe sansa.stark, wir Menschen sind nicht symmetrisch und das gilt auch für die Brüste einer stillenden Frau. Es ist ganz normal, wenn eine Brust mehr Milch bildet als die andere. In einigen Fällen kommt es zu einer stärkeren Milchproduktion in einer Brust, weil in dieser Brust mehr Milchgänge arbeiten und die Milch in dieser Brust schneller und reichlicher fließt. Manchmal wird (häufig unbewusst) an einer Seite mehr angelegt als an der anderen und so diese Seite zu mehr Milchbildung angeregt. Dieser Unterschied ist jedoch normalerweise bedeutungslos, da es nicht auf die Menge in einer Brust ankommt, sondern auf die Gesamtmenge. Du kannst versuchen durch gezieltes Anlegen oder auch Abpumpen einen Ausgleich zu schaffen, doch es gibt keine Garantie dafür, dass Du diesen Ausgleich erreichen wirst. Und wie gesagt: wichtig ist die Gesamtmenge und nicht, wie viel Milch eine Brust bildet. Das Verhalten Deines Babys ist auch völlig normal, das muss nichts mit der Brustwarze zu tun haben. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Bekommt Dein Baby einen Schnuller oder ab und zu eine Flasche? Wenn ja, kann es sein, dass Dein Baby saugverwirrt ist. Die Trinktechniken an der Brust und Flasche unterscheiden sich grundlegend und es gibt Babys, die nicht damit zurecht kommen. Sie versuchen dann, an der Brust so zu trinken wie an der Brust und bekommen kaum Milch. Deshalb weinen sie und die Mutter meint, sie hätte zu wenig Milch. Versuche doch einmal, auf den Schnuller zu verzichten und lege ein paar Stilltage ein. Das heißt, Du machst es Dir gemütlich auf der Couch und kümmerst Dich ausschließlich um Dein Baby, legst es an, sooft es nur mag. Wenn es an der Brust dann weint, dann beruhige es mit dem Finger, trage es, singe ihm vor und probiere es nach kurzer Zeit noch einmal. Du wirst dann schnell merken, ob sich das Verhalten Deines Kindes ändert. Zusätzlich solltest Du Dich wirklich unbedingt auch an eine Kollegin vor Ort wenden, die Euch beim Stillen beobachten kann und sieht, ob evtl. ein Saugproblem vorliegt. Sie kann Dir auch Tipps wegen der Schlupfwarze geben. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 28.08.2020



Antwort auf: Fragen zum Stillen

Hallo Frau Welter und Frau Wrede, noch ein kleiner Nachtrag: Ich habe Probleme, die falsche Schlupfwarze rauszubekommen im Moment des Stillens. Weder drehen, noch Kälte noch der "Latch Assist" von Lansinoh helfen. Mein Sohn braucht dann sehr lange, meist auch mehrere Anläufe, um andocken zu können und sucht immer sehr hektisch mit dem gesamten Kopf danach. Wir versuchen, mit einem Strohhalm Wasser oder Kümmelsud so zu tropfen, dass er dadurch sanft zum Trinken/ Schlucken gebracht wird; aber das klappt bei weitem nicht immer, wenn die Warze eben nicht richtig draußen ist. Teilweise passiert das auch während des Stillens, wenn er seinen Kopf wie schon beschrieben dreht... Was kann ich noch tun, damit sie zum Stillen rauskommt? Außerhalb des Stillmoments klappt es komischerweise ganz gut, z.B.mit drehen oder auch von selbst, z.B. unter der Dusche oder beim Einreibenn mit Ringelblumensalbe (Bahnhofapotheke). Lieben Dank im Voraus und viele Grüße, sansa.stark

Mitglied inaktiv - 28.08.2020, 01:31