Hallo,
Unser Sohn (11 Wochen) wird voll gestillt und ist insgesamt ein sehr unruhiges Baby. Seit gute zwei Wochen sabbert er recht viel beim Brabbeln und steckt sich immer die Fäustchen in den Mund um daran zu lutschen.
Er hat scheinbar ein sehr stark ausgeprägtes Saugbedürfnis. Wir haben es Anfangs mal mit dem Schnuller probiert, den wollte er aber -Gott sei Dank - nicht. Am liebsten möchte er an der Brust nuckeln, was grundsätzlich auch kein Problem ist. Allerdings habe ich immernoch wunde Brustwarzen und gerade das Nuckeln ist mitunter sehr schmerzhaft. Und oft möchte er nur noch nuckeln, aber es kommt noch Milch, was dann wilden Protest und Geschrei zur Folge hat. Abends funktioniert das mit dem Nuckeln an der Brust sehr gut und Nachts braucht er es fast gar nicht.
Tagsüber aber ist das echt ein Problem, vor allem weil ich ihn viel im Tuch trage und sobald er da drin sitzt und wach ist, gerät er schier ausser sich. Aus der Brut kommt noch Milch, meine Finger nimmt er nicht, seine Finger scheinen ihn nicht zufrieden zu stellen. Ich habe es heute nochmal mit dem, Schnuller probiert und siehe da, er nimmt ihn und wird dann auch sofort ruhig. Heute mittag ist er mir damit sogar fast eingeschlafen, das gabs noch nie wenn er nicht an der Brut oder im Tuch war.
Also scheint der Schnuller zu helfen, aber alles in mir sträubt sich dagegen, meinem Kind dieses Plastikteil in den Mund zu stecken. Ich habe ihm den Schnuller nur gegeben, wenn er auf meinem Arm oder im Tuch ist, lasse ihn damit also nicht allein liegen. Das geht gar nicht und ich mache das auch nur, wenn Brust nicht geht oder nicht funktioniert. Dennoch bin ich damit gerade total unglücklich, will aber auch nicht jeden Tag den ganzen Tag ein unruhiges, unbefriedigtes Kind. Daher frage ich mich, was das Beste für meinen Sohn ist. Ich möchte noch so lange wie möglich stillen und habe grosse Angst, mit eine Schnuller diesbezüglich oder anderweitig irgendetwas kaputt zu machen.
von
Ktlyn
am 24.05.2013, 22:11
Antwort auf:
Extremes Saugbedürfnis, wie am besten stillen?
Liebe Ktlyn,
gerade wenn das Stillen dir weh tut, dann zeigt das, das etwas mit der Anlegetechnik nicht stimmt, denn auch langes Stillen und Nuckeln darf NICHT schmerzen.
Durch den Schnuller kann es sein, dass dein Kind erstrecht nicht richtig trinkt und schlussendlich gar nicht mehr korrekt an der Brust trinken kann.
Ein Schnuller ist kein zwingend notwendiger Bestandteil der Babyausstattung (eben so wenig wie die Flasche). Es ist auch nicht das Baby, das den Schnuller braucht, sondern es sind die Eltern, das sollte sich jede Mutter und jeder Vater bewusst machen. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein:
• Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen.
• Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann.
• Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen.
• Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen.
• Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen.
• Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung
Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein „schnullerabhängiges“ Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet.
Wenn schon Schnuller, dann wirklich überlegt, wie ein Medikament überlegt eingesetzt werden sollte und auch mit Blick auf die Zukunft und nicht nur auf den momentanen „Vorteil“
Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen.
• Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun.
• Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen.
• Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt.
• Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen.
Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht „kiefergerecht“, wie es immer wieder behauptet wird.
Am besten wäre es, wenn sich eine Kollegin vor Ort einmal die Saugtechnik deines Kindes anschauen könnte, um so doch sehr viel gezielter beraten zu können.
Vielleicht kommt dein Kind ja mit dem Wechsel doch gut zurecht und dann ist der Schnuller doch eine Erleichterung. Leider mache ich in der Beratung selten die Erfahrung.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 25.05.2013