Hallo, meine Tochter ist 10 Monate alt und hatte mal eine Gedeihstörung. Seitdem bin ich sehr mit dem Essen und Trinken dahinter.
Seit einigen Wochen trinkt meine Tochter früh, mittags und abends und nachts an der Brust. Nachts bis zu 7x. Ich bin deswegen echt müde.
Am Tag versuche ich deshalb ihr gut zu Essen zu geben, doch da macht A. nicht mit.
Sie isst von allen nur bißchen. Früh paar kleine Käsebrocken oder Brotbrocken mit Butter. Zwischendrin paar Bissen Birne oder Apfel oder paar Löffel Brei. Mittags Nudeln mit Öl, Mittags beim Schlafen stillen, nachmittags wie vormittags und abends wieder Nudeln oder Gnoccis mit Öl. Abends zum Schlafen stillen.
Mich bringt das zur Aggression an manchen Tagen. Sie isst nur für 5 Minuten im Stuhl auch wenn wir mitessen, danach füttere ich sie beim Spielen weiter, sonst würde sie noch weniger Essen. Mach ich das Falsch?.
Sie trinkt am Tag ca. 100 ml Wasser. Hat einen harten Stuhl. Soll sie mehr trinken?
Wann hört die nächtliche Stillerei auf? So oft!!!!
Seit ein paar Tagen kann sie die Treppe hochkrabbeln. Sie ist trotzdem viel am quengeln. ist das eine Entwicklungsphase ?
Also, wegen dem essen mach ich mir am meisten Sorgen und bin deswegen auch schlecht drauf, was für A. ja nicht gut ist.
DAnke
Mitglied inaktiv - 09.11.2010, 16:54
Antwort auf:
Essverhalten ändern?
Liebe sternßßß,
Du bist ausgepowert, müde und gereizt und bekommst dann auch noch den Ratschlag, möglichst bald abzustillen, da das Essen sonst noch schwieriger wird.
Das ist der Standpunkt vieler Menschen, was ich schade finde, denn auch nach dem ersten halben Jahr ist es sinnvoll weiter zu stillen. Muttermilch sollte die
Hauptnahrungsquelle für das gesamte erste Lebensjahr sein, erst im zweiten Lebensjahr ändern
sich die Gewichtungen im Speiseplan eines Kindes.
Voll gestillte Einjährige sind nicht die ganz große Seltenheit und es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben. Ein Kind, das lange jegliche feste Nahrung verweigert, kann aber wohl kaum zum Essen gezwungen werden, denn:
was macht ein Mensch, den man mit Gewalt dazu zwingen will, etwas zu tun? Er blockiert oder zerbricht. Beides ist nicht wünschenswert, schon gar nicht in der Eltern Kind Beziehung. Druck und Zwang sind nicht geeignet, um ein Kind zum Essen zu bringen. Im Gegenteil: je mehr Druck, je mehr Kampf es gibt, umso schwieriger wird die Situation und zum Schluss gibt es in diesem Kampf ums Essen nur Verlierer.
Es ist ja nicht so, dass dein Kind gar nichts isst, aber es ist normal, dass Muttermilch noch die Hauptnahrungsquelle ist. Sicher ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Du machst NICHTS falsch und so lange dein Kind zunimmt, besteht kein Grund zur Sorge!
Wie ist es denn, wenn dein Kind selbst isst?
Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, das sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen.
Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden.
Probiere es mal aus.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 09.11.2010