Hallo!
Erstmal möchte ich euch herzlich danken für die Beratung und Unterstützung, die wir stillende Mutter in diesem Forum bekommen. Ich habe immer und wieder das Gefühl dass in unsere Gesellschaft ist stillen etwas schlimm und je länger „frau“ still, desto schlimmer „frau“ ist. Deswegen ist schön immer wieder eure Antworte zu lesen und Fragen stellen zu können.
Hier meine Frage…viele sagen dass Eisenmangel ist bei stillende Babys ein Problem. Ab 6 Monate sind die Eisen Reserven von Baby ausgebraucht und deswegen brauch man extra kost um das Eisen zu bekommen. Ich habe immer ab und zu Eisenmangel gehabt, und deswegen mache ich mir sorge dass meine Tochter auch das haben konnte.
- Stimmt es mit dem Eisen Reserven nach dem 6. Monat?
- Enthalt Muttermilch Eisen?
- Eisen sollte nie zusammen mit Milch eingenommen werden…stimmt dass auch mit Muttermilch? d.h. wenn ich meine Tochter einen Brei mit Fleisch gebe und naher stille, wird das Eisen von Baby nicht genommen?
- Wie erkennt man ob ein Baby Eisenmangel hat?
Man sagt auch dass Eisenmangel kann auch der Grund sein, warum ein Baby nicht mehr essen will…Meine Tochter ist 10 Monate alt. Ich stille immer noch voll, aber gebe ich ihr auch Beikost. Seit ein paar Wochen, iss sie nicht mehr gerne der Beikost, aber ich denke sie trink eher mehr, besonderes nachts..:-)…konnte aber das ein Zeichen von Eisenmangel sein?
Vielen Dank für eure Antwort!
Mitglied inaktiv - 07.12.2011, 11:15
Antwort auf:
Eisenmangel in der stillzeit
Liebe Airam,
und dir danke für die lobenden Worte! :-)
Zur Beantwortung deiner Frage Ich zitiere dir aus einem Artikel, den Denise Both, IBCLC, geschrieben hat:
"Das am heißesten gehandelte Thema, wenn es um Mangelerscheinungen bei gestillten Kindern ist das Eisen. Stillende Frauen dürfen sich immer wieder anhören, dass Muttermilch ja nur wenig Eisen enthält und dass die Eisenspeicher des Kindes nur bis etwa sechs Monate ausreichen und dann sei es unabdingbar Beikost einzuführen, um einen Eisenmangel abzuwenden. Es stimmt, dass Muttermilch im Verhältnis zu Kuhmilch oder künstlicher Säuglingsnahrung nur wenig Eisen enthält, demgegenüber steht jedoch die bessere Bioverfügbarkeit des Muttermilcheisens für das Kind. Dennoch kann es zu einem Eisenmangel bei gestillten Kindern kommen. Besonders gefährdet dafür sind Frühgeborene, Kinder deren Mütter in der Schwangerschaft einen Eisenmangel hatten und Kinder, deutlich länger als sechs Monate jegliche feste Nahrung ablehnen.
Man muss zwischen Eisenmangel und einer Eisenmangelanämie unterscheiden. Eisenmangel lässt sich nicht unbedingt an einem niedrigen Hämoglobinwert (Hb) erkennen. Es reicht also nicht, beim Kind regelmäßig den Hb zu bestimmen, um einen Eisenmangel auszuschließen, sondern es muss zusätzlich auch noch der Serum Ferritin Wert bestimmt werden. Ein Eisenmangel im Kindesalter kann wirklich schwer wiegende und vor allem nicht immer wieder behebbare Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung haben und sollte deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dazu kommt, dass sich ein unguter Kreislauf entwickeln kann, wenn das Kind erst mal in eine Mangelsituation geraten ist: Der Eisenmangel macht das Kind appetitlos, das Kind mag erst recht keine Beikost essen, der Eisenmangel verschärft sich. Deshalb ist es sinnvoll, dass bei einem Kind, das lange jegliche Beikost verweigert, Hämoglobin und Ferritin bestimmt werden, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sich ein Mangel bestätigt. Der Pieks für die Blutuntersuchung ist weniger traumatisch für das Kind, als ein unentdeckter Eisenmangel.
Eine vegetarische Ernährung ist übrigens nicht gleichzusetzen mit einer zu geringen Eisenzufuhr. Vegetarisch lebende Familien sollten jedoch unbedingt auf eine bewusste Zusammenstellung ihrer Ernährung achten, denn das Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird nur zu 3 bis 8 Prozent verwertet, also deutlich weniger als das hämgebundene Eisen aus Fleisch, dessen Verwertbarkeit bei etwa 23 % liegt."
Also, nicht bei jedem Säugling sind die Eisenreserven nach 6 Monaten aufgebraucht.
Ja, Muttermilch enthält Eisen, weniger als andere Milch, aber am Ende kommt mehr davon beim Säugling an, und nur das zählt ja.
Und doch: Du kannst IMMER stillen, und das Stillen wird NICHT bewirken, dass Eisen NICHT aufgenommen würde...
Eine Eisenmangelanämie erkennst du daran, dass das Kind sich schlecht entwickelt, sehr schlapp und schläfrig ist.
Diese Infos sind sicher auch noch interessant für dich:
Eisenmangel ist bei gestillten Kindern eher selten. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen und da bei voll gestillten Babys kleine Darmblutungen sehr viel seltener sind als bei mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährten Kindern, verlieren Stillkinder auf diese Weise auch kein Blut.
Die Eisenreserven, die ein Baby bei der Geburt hat und das leicht zu verwertende Eisen aus der Muttermilch reichen zusammen gewöhnlich aus, um den Hämoglobinwert auch noch ins zweite Lebenshalbjahr des Babys hinein innerhalb des normalen Bereiches (10,2 bis 15 gm/dl) zu halten (McMillan 1976; Siimes 1984; Duncan 1985). Eine Untersuchung an gestillten Babys, die weder Eisenpräparate noch mit Eisen angereicherte Getreideprodukte erhalten hatten, ergab, dass die Babys, die sieben Monate und länger ausschließlich gestillt wurden, im Alter von einem Jahr deutlich höhere Hämoglobinwerte aufwiesen, als diejenigen Babys, die mit weniger als sieben Monaten bereits feste Nahrung bekommen hatten (Pisacane 1995). Die Forscher fanden bei den Babys, die sieben Monate lang voll gestillt worden waren, keinen Fall von Anämie während des ersten Lebensjahres und folgerten daraus, dass ausschließliches Stillen während der ersten sieben Lebensmonate das Risiko einer Anämie senkt.
Eine finnische Studie ergab, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt.
Hier auch noch ein Auszug aus einem Artikel von Dr. Alfredo Pisacane anlässlich der 15.internationalen LLL-Konferenz in Washington:
„Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein gesunder vollgestillter Säugling seinen Zeitpunkt des ersten Zufütterns selbst bestimmen kann, ohne Bedenken dadurch einem Eisenmangel ausgesetzt zu werden. Selbst bei Kindern, die sich dem ersten Geburtstag nähern, hat der Autor keine Bedenken, wenn sie einen fitten Eindruck machen. Niedriger Eisengehalt im Blut des Kindes ist nur behandlungswürdig bei gleichzeitigen anderen Krankheitsanzeichen. Seiner Meinung nach sind die festgelegten Grenzwerte (auch in der Schwangerschaft) überholungsbedürftig und wenig gesichert. Tatsächlich erhöht sich die Gefahr einer Anämie bei zu früher Beikost, wenn sie nicht sehr eisenhaltig ist, da die optimale Eisenaufnahme der Muttermilch durch Beikost behindert wird. Es wird 50% des Muttermilcheisens resorbiert, aber nur 5% bei Flaschennahrung! Zuviel Eisen erhöht evtl. eine mögliche Erkrankung wie z.B. Malaria und ist gefährlicher als ein Eisenmangel. Bei sechs Monaten ausschließlich muttermilchernährten Kindern liegt die Gefahr einer Anämie bei 4%. Bei den jetzt noch gültigen Grenzwerten ändern wir das, was sich seit einer halben Millionenjahre bewährt hat."
Sollte jedoch tatsächlich einmal ein Eisenmangel vorkommen, so ist dies mit Sicherheit etwas, was ernst genommen werden muss. Eisenmangel bedeutet nicht nur, dass ein Kind blass sein kann und blasse Schleimhäute hat, sondern dass es insgesamt in seinem Wohlbefinden beeinträchtigt ist und seine Entwicklung gefährdet sein kann.
Der Eisengehalt der Muttermilch lässt sich übrigens nicht über die Ernährung der Frau beeinflussen. Es ist daher auch sinnlos einer gesunden, nicht unter Eisenmangel leidenden Frau ein Eisenpräparat zu geben, das sowohl bei der Frau als auch beim gestillten Kind dann zu Verdauungsproblemen führen kann und keinen Nutzen hat.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 07.12.2011