Frage: Einschlafstillen und Dauernuckeln

Liebe Frau Welter, liebe Frau Heindel, nun muss ich mich mit meinen Sorgen auch mal an Sie wenden. Vor kurzem habe ich das Einschlafstillen noch fast „propagiert“, aber mittlerweile leide ich nun doch darunter. Hier vorweg ein paar Randinfos, vielleicht sind sie wichtig: Die SS ist fast unkompliziert verlaufen, nur hatte ich manchmal etwas Stress wegen schlechter Blutwerte (aufgrund einer bei mir vorliegenden Erbkrankheit). Die Geburt wurde 7 Tage nach ET aufgrund eines schlechten CTGs eingeleitet, Baby blieb in Beckenmitte stecken und musste – wiederum nach schlechtem CTG – mit der Saugglocke geholt werden. Ich selber empfand die Geburt aber nicht als dramatisch (höchstens im Nachhinein). Mein Sohn (7 Monate) hat aus motorischer Sicht eine rasante Entwicklung hinter sich (glaube ich): 6 Wochen: kann Kopf in Bauchlage minutenlang halten 2,5 Monate: Drehen von Rücken auf den Bauch (aber nur 2 Wochen lang „praktiziert“) 4 Monate: Drehen von Bauch auf Rücken, kurz danach wieder zurück 5 Monate: Robben 6 Monate: Krabbeln (rudimentär) 6,5 Monate: selbstständiges Hinsetzen und freies Sitzen 7 Monate (seit den letzten Tagen): Hochziehen in den Kniestand, fast freies „Stehen“ im Kniestand Alle anderen Entwicklungen sind zeitgemäß. Sprachlich ist er nicht so „die Kanone“ (brabbelt noch immer auf örrö, arre, ai, ei, hey,…). Tagsüber ist mein Sohn ein sehr neugieriger, wacher, sehr, sehr aktiver, freundlicher junger Mann, der mittlerweile sehr viel lacht. Mein Sohn hat quasi durchgeschlafen, bis er 3 Monate alt war. Er konnte auch alleine in seinem Bettchen (ein)schlafen, mal mehr, mal weniger gut. Dann ist er wieder alle drei Stunden wach geworden. Seit ca. 2 Monaten wacht er sehr, sehr häufig auf, im Moment teilweise nach 3 Stunden (mit viel Glück), dann wieder nach 1,5 Stunden oder auch nach einer halben Stunde. In den frühen Morgenstunden wird er manchmal alle 10 Minuten wach. Dass das normal ist, weiß ich, auch aus anderen ihrer Antworten. Hier meine konkreten Fragen: 1. Ich habe bisher immer gestillt (tragen hilft nicht), aber wenn er so häufig wach wird (10 – 30 Minuten), dann möchte ich ihn eigentlich nicht stillen. Ich fühle mich mittlerweile dabei wie eine Melkmaschine oder ein schlechter Schnuller (den er trotz intensiven „Trainings“ ablehnt; wahrscheinlich hilft er auch nicht!?). Ich bin auch die einzige in meinem Bekanntenkreis, die nachts noch stillt und werde schon seltsam angeschaut (Motto: Kind ist schon verzogen). Außerdem habe ich schon mehrfach verstopfte Milchgänge gehabt und auch schon einen drohenden Milchstau. Der KA behauptet, der Kleine kommt so oft, weil er ja weiß, dass es dann leckere Milch gibt. Stimmt das? Glaub ich gar nicht. Wozu würden sie mir raten? Weiter so machen? Wie lange geht das wohl noch so? 2. Tagsüber spuckt der Kleine sehr viel und ich habe den Eindruck, dass er sich nachts satt trinkt und tagsüber keinen Hunger mehr hat. Ist das bedenklich? Oder täuscht mein Eindruck? 3. Ich wollte eigentlich nach einem Jahr abstillen, auch weil ich dann wieder arbeite. Hat das überhaupt eine Chance? Ab und bis wann ist eine Abgewöhnung des nächtlichen Stillens sinnvoll und wie stelle ich das am besten an? 4. Am schlimmsten ist für mich eigentlich die Einschlafsituation. Der Kleine schläft nur an der Brust ein und will auch neuerdings, dass ich bei ihm liegen bleibe. Manchmal gelingt es uns, ihn in sein Bett (neben meinem) zu legen, aber nach 30 Minuten wacht er auf und verlangt lautstark nach mir. Meistens gehe ich dann doch ins Bett und nehme ihn zu mir (er schläft somit meistens in meinem Bett, was das häufige Aufwachen nicht beeinflusst, aber für mich einfacher macht). Ich finde diese Einschlafsituation unerträglich, da ich so überhaupt nichts mehr von der Welt mitbekomme. Ich kann keine Zeitung mehr lesen, sehe keine Nachrichten, kann mich nicht mehr mit meinem Mann unterhalten. Haben Sie zum Einschlafen vielleicht Tipps für mich? 5. Damit zusammenhängend: Tagsüber schläft er nur im Kinderwagen, Tragetuch oder Manduca, aber auch nur an der frischen Luft. Wenn es stark regnet, schneit oder Glatteis ist (damit muss man ja bald rechnen), weiß ich gar nicht, wie ich ihn außer mit Stillen zum Schlafen bringen kann. Auch dann muss ich neben ihm liegen bleiben und dann sofort die Brust hinhalten, wenn er wach wird, damit er weiter schlafen kann. Auch das ist für mich keine schöne Situation. Haben Sie auch hierzu Tipps für mich? 6. Generell die Frage: Kann es sein, dass bei meinem Sohn die Schlafsituation so ist (er ist ja schon seit er 3 Monate alt ist so unruhig), weil seine motorische Entwicklung so rasant verläuft? Außerdem habe ich ein wenig den Eindruck, dass bei ihm die Trennungsangst begonnen hat. Fremdeln tut er augenscheinlich nicht, ist mir gegenüber aber sehr anhänglich, krabbelt auf meinen Schoß,… Puuh, ich entschuldige mich für diesen sehr langen Text, aber offensichtlich war es mal nötig, mir alles von der Seele zu schreiben. Ich hoffe, Sie haben Verständnis. Verstehen Sie mich bitte auch nicht falsch, ich stille gerne, aber gerade dass ich nichts von meinem Mann und dem Tag FÜR MICH habe, macht mir mittlerweile SEHR zu schaffen. Ich bedanke mich im Voraus sehr für Ihre Hilfe!! Schöne Grüße!

von Poohbär am 03.12.2012, 08:31



Antwort auf: Einschlafstillen und Dauernuckeln

Liebe Poohbär, als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder zehn Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa sechs Monaten wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder gar das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Ich bin überzeugt, dass bis auf die wenigen Ausnahmen, die extrem „pflegeleichte" Kinder haben jede Mutter diesen Punkt kennt, an dem Du jetzt bist. Die Zweifel nagen und die Frage stellt sich „Will mein Kind mich nicht doch manipulieren?" Da es nicht nur jede Menge Menschen gibt, die der Meinung sind, dass ein Kind möglichst früh lernen muss „was Sache ist", sondern auch Bücher, die ein Kind vom ersten Lebenstag an als Wesen hinstellen, das nur darauf aus ist, mit den Eltern und ihren Bedürfnissen in Konflikt zu treten, ist es nur zu verständlich, dass sich alle Eltern, die nicht diesem Strom folgen, sondern einen anderen Weg im Umgang mit ihren Kindern suchen, in Zeiten besonderer Erschöpfung oder einfach dann, wenn auch noch andere Dinge das Nervenkostüm sehr dünn werden lassen, nachdenklich werden: ist unser Weg wirklich gut oder ziehe ich mir einen Tyrannen heran? Als dreifache Mutter von ebenfalls keineswegs immer „pflegeleichten" Kindern, kenne ich diese Gedanken nur zu gut. Doch inzwischen, wo mein ältester Sohn bereits ein junger Erwachsener ist, bin ich froh, nie auf die „andere Seite" übergelaufen zu sein. Ich bin überzeugt, dass der Weg, das Kind zu achten und auf seine Bedürfnisse einzugehen, richtig ist und das nicht nur, wenn ich mir meinen Großen anschaue (und mal wieder froh bin, dass er ungefragt dafür sorgt, dass die Blumen, die ich vergessen habe, gegossen werden, dass er den Streit zwischen den Kleineren schlichtet, ihnen etwas zu essen macht, weil Mutter am PC sitzt und unzählige Stillberatungen schreibt oder plötzlich mit einer Tasse Kaffee neben mir steht, weil „Du ihn jetzt sicher brauchen kannst"), sondern auch wenn ich andere Kinder und Jugendliche erlebe, die in ähnlicher Weise erzogen wurden und ebenfalls fröhliche und in sich ruhende Menschen sind. Sicher gibt es auch in unserer Familie Konflikte und auch unser Sohn hat Pubertätskrisen, doch bist jetzt konnte ich immer auf ein festes Fundament unserer Beziehung vertrauen, das uns durch alle Krisen getragen hat und von dem ich mir wünsche, dass es weiter bestehen wird, auch wenn alle meine Kinder erwachsen sind. Ich schreibe das jetzt deshalb so detailliert, weil es mir ungemein geholfen hat, die älteren Kinder und Jugendlichen in den Familien von anderen LLL Stillberaterinnen zu erleben, als ich das Gefühl hatte, dass meine Kinder mich zuviel fordern und ich jetzt endlich auch mal wieder jede Nacht oder zumindest jede zweite schlafen will. Die Art, wie ein 16jähriger bei einem Regionaltreffen liebevoll ein völlig außer sich geratenes kleines Geschwisterkind in den Arm nahm und beruhigte, werde ich nie vergessen, obwohl es schon Jahre her ist. Für mich, war es damals ein ungeheures Erlebnis, einen Teenager zu sehen, für den es selbstverständlich war, so einen Umgang mit seinen kleinen Geschwistern zu pflegen und heute höre ich manchmal von anderen Müttern „toll, wie euer Großer das macht". Auch hat es mir enorm geholfen, zu sehen, dass die Mütter von diesen Kindern keineswegs total aufgearbeitet und verbraucht aussehen, im Gegenteil. Es ist schwer, müde zu sein und jede Nacht x Male aufzuwachen, weil das Kind mich braucht und ich hätte zeitweise sehr viel dafür gegeben nur einmal einfach weiterschlafen zu können und am nächsten Tag nicht vor einem Berg unerledigter (Haus)Arbeit zu stehen. Doch es hat sich gelohnt, den Haushalt zurückzuschrauben, mir Nischen zu suchen, in denen ich auftanken konnte (sowohl körperlich als auch emotional) und zu akzeptieren, dass meine Kinder keine kleinen Roboter sind, die auf das Durchschlafen (o.a.) „programmiert" werden können. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist auch wenn das bedeutet, dass dein Kleiner nicht so schläft, wie du es dir wünschen würdest. Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. Um das häufige Aufwachen zu verringern, kann dir vielleicht dieser "Trick" helfen: Wenn dein Kleiner an der Brust eingeschlafen ist, ziehst du deine Brustwarze sanft aus seinem Mund und drückst, wenn er wieder nach der BW sucht, ebenso sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Kids wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Und das Gute daran: Es funktioniert auch, wenn die Kleinen im Schlaf wieder ans Nuckeln denken, wenn also der Mund ganz von allein wieder die Nuckelbewegungen macht und das Kind kurz darauf nach der Brust suchen würde. Einfach das Kinn sanft von unten stützen die meisten Kinder schlafen dann weiter, ohne zu stillen. Gönne dir selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Mach den Tragetest. Bügele etwas und trage es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügelst Du es nicht und trägst es für zehn Minuten. Dann vergleichst Du: ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Du kannst dann eine Hälfte einfrieren und hast damit schnell eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese "gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Suche dir wirklich Hilfe und Unterstützung. Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Die Hausarbeit lässt sich optimieren, und wenn du am Rande der Erschöpfung stehst wäre es auch eine Möglichkeit, dass dir euer Hausarzt eine Haushaltshilfe zu verschreiben, die dir dann einige Tage (die Stunden lassen sich schön auf einen längeren Zeitraum verteilen!) im Haushalt hilft. Ich hoffe, der Text war dir jetzt nicht zu lange und wenn Du noch Lust zum Lesen hast, dann schau dir auch den angehängten Text von Dr. Paky an. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute Nacht Geschichte, Gute Nacht Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht wie übrigens erwachsene Menschen auch eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern in guter Absicht in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewußt zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, läßt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan. Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen

von Biggi Welter am 03.12.2012



Antwort auf: Einschlafstillen und Dauernuckeln

Hallo poohbär, ich möchte dir antworten weil es mir vor kurzem noch ganz ähnlich ging! Wir scheinen auch den gleichen KiA zu haben, unser erzählt den gleichen mist! ;-) Die unruhigen Nächte fingen bei uns auch mit der motorischen Entwicklung an u haben sich seither auch nicht gebessert... Jetzt ist sie 10 Monate. Verzogen ist dein Kleiner nicht, er braucht halt nur etwas mehr Unterstützung um alles Neue zu verarbeiten. Frag mal deine Freundinnen, ihre Kinder haben bestimmt schnuller u Schmusetier im Bett - im Grunde sind das doch nur atrappen u Ersatz für die Mama! Manche Kinder nehmen diesen Ersatz an, einige nicht - dran gewöhnen kann man sie i.d.R.nur schwer... U mal ehrlich, ich lasse mich auch lieber von einem realen Menschen trösten als mit dem Kissen zu kuscheln ! ;-) Auch dass dein Sohn nachts Hunger hat u trinken möchte ist vollkommen normal! Wir stillen auch noch 3-4 mal pro Nacht...mindestens...^^ Vor 2 Monaten habe ich das Einschlafstillen "aufgehört", bzw das stillen vom einschlafen getrennt. Natürlich ging das nicht ohne Protest,aber sie wurde liebevoll getröstet - u seit dem schläft meine Tochter auf dem Arm ein. Vorher HASSTE sie es regelrecht auf dem Arm... ;-) Du siehst, du kannst etwas ändern - ich hätte NIIIIIIIE geglaubt, dass es so einfach u schnell geht sie vom Einschlafstillen weg zu bekommen! (Nachts schläft sie in unserem Bett u auch an der Brust ein, gar kein Problem...) Vertraue dir u deinem Baby, was die anderen machen u nicht mehr machen ist unwichtig! Hauptsache es fühlt sich für dich richtig an!Alles gute euch!

von ziyal am 03.12.2012, 11:25



Antwort auf: Einschlafstillen und Dauernuckeln

Liebe Zyal, ich hoffe Du ließt das noch! Wie bist Du die ganze Sache angegangen? Wie hast Du angefangen, das STILLEN...vom SCHLAFEN zu trennen? Mein Sohn schläft auch nur durchs stillen ein...kommt Nachts ständig. Er wird im Dez 9.Monate! Liebe Grüsse

von dallidalli4 am 03.12.2012, 14:37



Antwort auf: Einschlafstillen und Dauernuckeln

Liebe Ziyal, liebe Biggi, ich danke euch sehr für eure Antworten und aufmunternden Worte. Ich fasse es für mich mal so zusammen: 1. Mein Kind wird entwicklungsbedingt ständig wach und das ist völlig normal. 2. Ich reagiere genau richtig darauf. 3. Alles hat ein Ende (irgendwann...). 4. Gelassen bleiben! 5. Was ich säe, werde ich ernten - und das ist hoffentlich positiv! :) Ich kann das ja jetzt mantraartig aufsagen, wenn ich nachts besonders genervt bin. Vielleicht hilft es ja ;) Herzlichen Dank nochmal fürs Mutmachen!

von Poohbär am 03.12.2012, 19:51



Antwort auf: Einschlafstillen und Dauernuckeln

ommmm :-)

von Biggi Welter am 03.12.2012



Antwort auf: Einschlafstillen und Dauernuckeln

Hallo Poohbär! Mein Sohn wird in knapp zwei Wochen 10 Monate alt und wir haben das gleiche Problem. Er schläft nur an der Brust oder aber im Kinderwagen ein und wird, sobald ich aufstehen und mich ins Wohnzimmer zu meinem Mann schleichen will, sofort oder aber nach spätestens 30 Minuten wach. Dann sucht er panisch nach meiner Brust. Es hat sich daher bei und so ergeben, dass ich mich abends direkt mit meinem Sohn schlafen lege (er schläft mit uns im Familienbett). Da mein Mann abends immer erst spät von der Arbeit nach Hause kommt, können wir uns kaum noch unterhalten. Langsam zerrt diese Situation doch sehr an meinen Kräften. Manchmal denke ich, mein Sohn braucht einfach noch mehr Zeit und ich werde ihm diese auch gerne geben, doch dann gibt es wieder Zeiten, in denen ich einfach nur kaputt und traurig bin, weil man durch diese Schlafsituation doch sehr eingeschränkt ist. So lag ich z. B gestern (Silvester) mit meinem Sohn im Bett und mein Mann saß alleine im Wohnzimmer... Hat sich bei euch denn mittlerweile schon etwas geändert? Ich würde mich freuen, wenn wir vielleicht per Email in Kontakt treten und uns austauschen könnten. LG! :)

von Jennybo am 01.01.2013, 18:05



Antwort auf: Einschlafstillen und Dauernuckeln

Hallo Poohbär! Mein Sohn wird in knapp zwei Wochen 10 Monate alt und wir haben das gleiche Problem. Er schläft nur an der Brust oder aber im Kinderwagen ein und wird, sobald ich aufstehen und mich ins Wohnzimmer zu meinem Mann schleichen will, sofort oder aber nach spätestens 30 Minuten wach. Dann sucht er panisch nach meiner Brust. Es hat sich daher bei und so ergeben, dass ich mich abends direkt mit meinem Sohn schlafen lege (er schläft mit uns im Familienbett). Da mein Mann abends immer erst spät von der Arbeit nach Hause kommt, können wir uns kaum noch unterhalten. Langsam zerrt diese Situation doch sehr an meinen Kräften. Manchmal denke ich, mein Sohn braucht einfach noch mehr Zeit und ich werde ihm diese auch gerne geben, doch dann gibt es wieder Zeiten, in denen ich einfach nur kaputt und traurig bin, weil man durch diese Schlafsituation doch sehr eingeschränkt ist. So lag ich z. B gestern (Silvester) mit meinem Sohn im Bett und mein Mann saß alleine im Wohnzimmer... Hat sich bei euch denn mittlerweile schon etwas geändert? Ich würde mich freuen, wenn wir vielleicht per Email in Kontakt treten und uns austauschen könnten. LG! :)

von Jennybo am 01.01.2013, 18:11



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