Einschlafstillen keine richtige Lösung?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Einschlafstillen keine richtige Lösung?

Liebe Biggi, ich weiß einfach nicht mehr weiter. Unsere Kleine schläft seit sie 3 Monate ist nur noch 30Minuten (nun ist sie 5 1/2 Monate), somit kommen wir auf 5 Schläfchen am Tag, die mir die Kraft rauben und die Kleine kein bißchen erholen. Denn sie ist trotzdem ständig müde. Nun kriege ich sie am Tag auch sehr schwer zum einschlafen, selbst beim daneben liegen und stillen, ist sie noch sehr unruhig, fällt von der Brust ab, schreit, will wieder ran usw. bis sie so müde ist, dass sie dann schließlich doch an der Brust einschläft. Das kann aber jedes Mal bis zu einer 3/4 Stunde dauern. Sonst gehe ich noch einmal regelmäßig mit dem Kiwa und der Babytrage, um mir etwas Luft zu schaffen und die Kleine auch mal rausan die frische Luft zu lassen. Dort klappt das Einschlafen ohne Probleme, aber auch nur 30min. Ich war bereits beim Schlafberatungen, aber bin immer noch hin und hergerissen. Dort sagte man mir, dass sie eben lernen muss alleine einzuschlafen und dann auch über die 30min kommt, da sie eben zum weiterschlafen nicht die Brust braucht. Denn auch in der Nacht ist sie noch sehr häufig wach, manchmal jede Stunde. Auch ads liegt wohl am Einschlafstillen und das sie dies beim kurzen wach werden wieder braucht. Wenn unsere Maus ohne Probleme schlafen würde, würde ich sie jeder Zeit Einschlafstillen, aber da dies selbst auch sehr schwierig ist und sie dadurch nicht lange genug schläft, weiß ich nicht weiter. Zudem fehlt mir die Kraft mich jeden Tag auf ein herzzerreißendes Geschrei einzulassen. Gibt es nicht irgendeinen Mittelweg, wie ich sie von dem Einschlafstillen wegbekomme? Der Papa ist leider bis spät Abends arbeiten und nur am Wochenende wird das Üben wohl nicht reichen. Sie kann sich auch so sehr in Rage schreien, dass ich sie eben durch keine Beruhigungstechnik runterbekomme, ausser dann letztendlich doch das Stillen oder hochnehmen. Ich bin wirklich verzweifelt. Letztendlich möchten wir nur, dass sie schafft ein wenig länger am Stück zu schlafen, damit sie nicht mehr so dauermüde ist Liebe GRüße, Ina

von ulina1810 am 10.03.2015, 14:23



Antwort auf: Einschlafstillen keine richtige Lösung?

Liebe Ina, wie gut kann ich Deine Erschöpfung nachfühlen, Schlafentzug ist irgendwie ein wenig wie Folter, gell ? : ) Eine ganz wichtig Lektion, die wir Mütter alle lernen müssen lautet: Wir können unsere Kind nicht immer glücklich machen, selbst wenn wir uns dafür auf den Kopf stellen würden oder uns selbst restlos aufopfern würden. Es steht nicht immer in unserer Macht, unsere Kinder stets glücklich zu machen, aber deshalb sind wir keinesfalls schlechte Mütter (Eltern). Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als „Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren. Wenn dein Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High Need Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High Need Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein „pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High Need Babys gibt und wissen, dass sie keine „Schuld" haben. Sehr gut beschrieben sind High Need Babys in dem Buch „Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite erhältlich. Wichtig ist, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! • nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Und lass dir nicht einreden, dass Du dein Baby weinen lassen musst. Es ist nun einmal eine Sache der Einstellung, ob ich mein Kind als „Feind", der mich „drangsalieren" will ansehe und so schnell wie möglich diesem Kind klar machen will, dass ich am längeren Hebel sitze und in der Lage bin, es zu etwas zu zwingen, was dann für mich vielleicht von Vorteil ist, aber die Bedürfnisse und Persönlichkeit des Kindes in keinster Weise berücksichtigt oder ob ich das Kind und mich, ja die ganze Familie, als gleichberechtigtes „Team" sehe, in dem auf das schwächste Glied Rücksicht genommen wird und dem Kind und seinen Bedürfnissen Achtung entgegengebracht wird. Die meisten Mütter haben durchaus noch ein Gefühl dafür, was ihre Kinder brauchen und schaffen es, trotz aller Ratschläge von außen, doch ihrem Gefühl zu folgen. Einige Frauen haben zwar noch das Gefühl, dass ihr Kind Bedürfnisse hat, die gestillt (ist es nicht interessant, dass hier von „stillen" gesprochen wird) werden müssen, sind aber so verunsichert, dass sie gegen ihre innere Stimme handeln. Lass dich nicht verunsichern, in deinem Innern weißt Du, dass dein Kind nicht dein Feind ist, der bekämpft werden muss. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 10.03.2015



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