Einschlafen nur an der Brust und wie gehts dann später weiter?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Einschlafen nur an der Brust und wie gehts dann später weiter?

Hallo, unser Sohn ist jetzt 5,5 Monate alt. Anfangs kam er alle 3 Stunden (tagsüber und auch nachts). Seit einigen Wochen wacht er allerdings nachts teilweise jede Stunde auf und möchte trinken und nuckeln, um wieder weiterschlafen zu können. Er schafft es leider von Anfang an nicht, allein zu schlafen. D.h. er muss immer rumgetragen werden und es geht auch immer viel Geschrei voraus. Wenn er an der Brust einschläft, dann leg ich ihn vorsichtig ab und er schläft. Nach ca. 30 Min. oder 1 Stunde wird er das erste Mal wach. In den Schlaf wiegen und Rumtragen funktioniert nicht - er möchte gestillt werden. Dann schläft er wieder ein. Langsam wird das ganze immer antrengender. Der Kleine wacht auf, schreit, ich stille (er liegt im Bett neben uns) er schläft weiter. 1 Stunde später wieder das selbe... Nun wacht er sogar morgens früher auf als sonst und mittags wieder Stress beim Hinlegen. Dazu habe ich ein paar Fragen und hoffe, dass Sie mir die beantworten können: 1. Wie soll das mal funktionieren, wenn ich abstille? Er nimmt keinen Schnuller und keine Flasche (hab ich alles schon versucht). Das kann ich doch auf Dauer nicht durchhalten?! 2. Wieso geht vorm Schlafen immer Geschrei voraus? Was hat das zu bedeuten? Er schreit auch, wenn ich ihn rumtrage, er satt ist und auch nicht mehr nuckeln mag. Irgendwann dreht er erschöpft seinen Kopf zur Seite und schläft plötzlich ein. 3. Kann es sein, dass er abends nicht mehr richtig satt wird? Warum wacht er stündlich auf??? Ich hoffe, Sie können mir helfen. Vielen Dank schonmal Su

Mitglied inaktiv - 30.09.2009, 16:01



Antwort auf: Einschlafen nur an der Brust und wie gehts dann später weiter?

Liebe Su, das Nervensystem eines Babys ist ständigen Reizen ausgesetzt und während des Tages sind das viel mehr Reize als in der Nacht. So ist es nicht erstaunlich, dass sich bis zum späten Nachmittag oder frühen Abend einiges aufgestaut hat und das Kind dann "über" reizt ist und sich wieder abreagieren und beruhigen muss. Dazu kommt, dass auch die Mutter nach einem langen Tag ebenfalls mehr oder weniger stark belastet und gestresst ist und sich die Gefühle und Stimmung der Mutter auf das Kind übertragen. Viele Babys haben am Abend ihre "Schreistunde". Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit fünf oder zehn Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen (die dem Kind das nächtliche Stillen "abgewöhnen"), die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden und selbst die Verfechter sprechen sich gegen eine Anwendung in diesem Alter aus, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Spannen Sie auch Ihren Partner (wenn Sie einen haben) ein. Väter können sehr wohl auch einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Es kommen auch wieder einfachere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 30.09.2009



Antwort auf: Einschlafen nur an der Brust und wie gehts dann später weiter?

mir gehts haargenau so wie dir... ich wollte eben gerade diese fragen stellen. bin schon gespannt auf antworten liebe grüße petra

Mitglied inaktiv - 30.09.2009, 17:05



Antwort auf: Einschlafen nur an der Brust und wie gehts dann später weiter?

@ Petra: Das ist doch irgendwie beruhigend zu wissen, dass man nicht allein ist, gell? Irgendwie denkt man doch immer, dass alle Babies durchschlafen, ausser das eigene... @ Biggi: Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Schön zu wissen, dass es noch viele andere Mütter gibt, die in der gleichen Situation sind. Was mich noch interessieren würde ist, wie es später mal weitergehen wird. Ich meine, jetzt können wir den kleinen Mäusen ja noch geben was sie verlagen, aber was ist, wenn wir mal abstillen möchten? Länger wie ein Jahr hatte ich nicht vor zu stillen. Wie praktiziere ich das denn dann, wenn der Kleine das schon immer so gewöhnt war, nachts was zu bekommen? Er nimmt ja, wie gesagt, keinen Schnuller und keine Flasche. Das wird doch dann bestimmt wahnsinnig schwierig, oder? Gibt es dazu Erfahrungen Ihrerseits?

Mitglied inaktiv - 30.09.2009, 20:39



Antwort auf: Einschlafen nur an der Brust und wie gehts dann später weiter?

Liebe Su, es kann gut sein, dass Ihr Baby dann schon längst durchschläft :-). Und wenn nicht, ist Ihr Kind bis dahin wesentlich älter und wird sich auch auf andere Weise beruhigen lassen (da werden dann die Papas viel interessanter ;-)). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 30.09.2009



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