Frage: Eine erfüllte Stillzeit

Liebe Biggi, an dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für Deine unbezahlbare Hilfe bedanken, die mir ein großes Selbstvertrauen in eine schöne Stillzeit gegeben hat. Diese ist mittlerweile zuende gegangen. Ich hätte zuerst nie gedacht, dass Felix, der als Dauerstiller auf die Welt kam, jemals etwas anderes als MuMi zu sich nehmen würde. Nach anfänglichem Dauerstillen kam er auf einen 2-Std.-Rhythmus rund um die Uhr bis zum Alter von 6 Mon. Dann meine Rückkehr zur Arbeit, unregelmäßige Vollzeitstelle, und ein Kind, das nicht mit der Flasche umgehen konnte und die abgepumpte Milch ohnehin nur eklig fand. Dank dieses Forums haben wir diese Klippe wunderbar gemeistert, bis Felix mit etwa 8 Mon. begann, Beikost in größeren Mengen zu essen (nur Fingerfood, und nur selber, Ehrensache für ihn!). Und mit 11 Mon. aß er dann schlagartig alles mit uns mit, egal, wie zäh, egal, wie wenig Gebiß. Daneben blieb er aber treues Brustkind. Ich dachte dann, das würde noch jahrelang so weitergehen. Aber mit gut anderthalb reduzierte er die Stillzeiten ganz drastisch und kam nur noch morgens und abends. Mit ca. 22/23 Mon. nur noch morgens. Und dann ging es ganz schnell: Innerhalb von nur etwa zwei Wochen ließ er immer wieder einen Tag ganz aus, lehnte auch entschieden ab, wenn ich ihm anbot, kam aber dann wieder am nächsten Tag. Dann, an seinem letzten Stilltag, trank er nur noch eine Seite (hatte er vorher noch nie gemacht) und fand es plötzlich albern. Lachte über die zweite Seite und wollte nur hineinbeißen. Das ließ ich nicht zu, und er sprang munter vom Bett und begann seinen Tag. Er hat sich nie wieder stillen lassen, nur noch lachend abgelehnt, als mache ich Witze. Das ist jetzt gut einen Monat her und war fast genau an seinem zweiten Geburtstag. Übrigens: Die andere Seite, die ja schon zwei Tage zuvor zuletzt "bestillt" worden war, war an diesem Morgen durch die andere Brust auf Milchgeben eingestellt und blieb den ganzen Tag über rel. gefüllt. Ausgerechnet an diesem Abend kam Clemens, 4,5, auf die Idee, Ziege zu spielen und wollte als Zicklein an mir als Mutterziege Milch saugen spielen. Ich schlug vor, er könne doch richtig trinken, und wie war er erstaunt, als da ordentlich was rauskam! Und damit war dann die zweite Brust auch versöhnt. So ist Clemens, bei dem ich das Stillen nach nur zwei, aber endlosen Wochen frustriert aufgegeben hatte, am Ende der letzte gewesen, der bei mir Milch bekommen hat. Irgendwie eine ganz abgerundete Sache, finde ich. Man soll zwar niemals nie sagen, aber vorerst haben wir nicht vor, weitere Kinder zu bekommen. Rückblickend ist diese sehr intensive und oft auch anstrengende Zeit doch kurz gewesen. Was sind schon zwei Jahre in Relation zu einem ganzen Leben? Aber die Weichen, die dem Kind gestellt werden, sind sehr bedeutend. Wie schön, wenn man sich nachher sagen kann, dass man gelassen genug war, dem Kind diese Zeit voll zu geben, auch trotz Berufstätigkeit. Und aus Felix, dem ängstlichen Tragetuchhocker, der als Baby nicht eine Minute auf einer Krabbeldecke ausgehalten hat, ohne verzweifelt schreiend wieder auf meinen Arm zu wollen, der sich nicht einmal in den Kinderwagen legen ließ, bis er mind. ein halbes Jahr alt war, weil er schon Panik bei dessen Anblick bekam, ist mittlerweile vor ein paar Wochen ein Kindergartenkind geworden, das sich vom ersten Tag an stolz und ohne Blick zurück von mit verabschiedet hat, um Aufregendes in seiner Gruppe zu erleben. Die Erzieherinnen bemerken sehr positiv an ihm, dass er, auch obwohl er kaum sprechen kann, auffallend genau weiß, wann er was braucht, und dann danach verlangt und schnell zufirieden ist. Hat er Hunger, isst er. Wird er müde, verlangt er nach seinem Schnuller, und legt sich damit hin und schläft eine Weile. Oder steht doch wieder auf, gibt den Schnuller ab und geht wieder spielen. Den Wechsel von Zuwendung auf dem Schoß der Erzieherin suchen und selbständig spielen gestaltet er sehr selbstsicher und ohne Quengelei. Ich denke mal, dass er seine gute Selbstkenntnis bestimmt auch dieser ungezwungenen Still- und Tragezeit zu verdanken hat. Wenn man das einem Kind mitgeben kann, dann kann man sich doch glücklich schätzen, finde ich. Auch für diese weitreichenden Folgen danke ich Dir, Biggi, und wünsche noch vielen Kindern, dass sie von Deinem Rat so stark profitieren können wie Felix. Weiter so und ganz liebe Grüße, Emily

Mitglied inaktiv - 19.09.2008, 11:00



Antwort auf: Eine erfüllte Stillzeit

Liebe Emily, hab ganz herzlichen Dank für deine lieben herzlichen Zeilen, die mich wirklich sehr gefreut haben. Wie schön, dass Eure Stillzeit so schön abgeschlossen wurde und dass Du nun auch den Abschluss mit Clemens hattest. Ich wünsche Euch allen alles alles Gute und wer weiß, vielleicht kommst Du ja doch noch einmal in dieses Forum ;-). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 22.09.2008



Antwort auf: Eine erfüllte Stillzeit

Liebe Emily, eine ganz rührende und reizende Beschreibung, die mich gerade jetzt schon wehmütig macht, wenn ich an das noch nicht absehbare Ende meiner Stillzeit mit Leonard, jetzt 16 Mo alt, denke. Emma, die ich "nur" 11 Monate gestillt habe, ist auch immer ganz interessiert an dem Trinkvorgang, hat sich aber bisher noch nicht getraut :-) Danke! Esther

Mitglied inaktiv - 20.09.2008, 21:05



Antwort auf: Eine erfüllte Stillzeit

Hallo Esther, weißt Du, diese Wehmut IM VORAUS hatte ich auch hin und wieder. Aber so wie es abgelaufen ist, war es ja in sich stimmig, und deshalb ist es am Ende auch für mich gar nicht traurig gewesen. Hätte ICH ihn abgestillt, dann ja, dann hätte ich mich bestimmt oft gefragt, ob es nicht etwas länger doch auch schön gewesen wäre. Aber jede Loslösung, die vom Kind ausgeht, macht einen nicht nur stolz, sondern ist auch eine gewisse Erleichterung. Wie Felix bei den letzten Stillmahlzeiten immer mehr herumgehampelt hat, nicht wie früher so oft, dass er abgelenkt war, nein, sondern weil er es irgendwie nicht mehr ernst nahm, das war eine kurze etwas nervende Periode. Das Abstillen war der logische nächste Schritt. Das ist schon in vielen Punkten so gewesen: Mit knapp anderthalb haben wir ihn im Kinderwagen in den Schlaf gefahren, weil es im Winter zu umständlich gewesen wäre, ihn für draußen ins Tragetuch einzupacken und nachher wieder auszupacken. Jedenfalls lag er darin immer mit dem Gesicht zu uns und brauchte diesen Sichtkontakt. Nach einigen Wochen oder Monaten begann er auch hier dieses verdächtige Herumalbern und fing an, statt einzuschlafen, zu klettern und Faxen zu machen. Also drehten wir den Wagen um, und er blickte nun sitzend in Fahrtrichtung. Schlagartig war er wieder ausgeglichen. Das, was vorher so notwendig gewesen war, war plötzlich für ihn "Babykram". Später ging es auch so nicht mehr, da hörten wir dann mit den Spaziergängen ganz auf, und er kam im Haus ins Tragetuch. Seit neuestem wird er darin aber wieder so albern, zieht mir an den Haaren und versucht sich herauszuwinden. Dann sagt er "Bett", und ich muss ihn in sein eigenes Bett legen, wo er sich gleich umdreht und nach kurzer Zeit einschläft. Das mögen vielleicht viele Zweijährige schaffen, aber für Felix ist es absolut eine Sensation. Ganz plötzlich macht er jeden dieser Schritte in die Selbständigkeit und nervt dabei so lange, dass auch wirklich alle Beteiligten am Ende froh und ganz und gar nicht wehmütig sind, wenn der Schritt geschafft ist. Wie gesagt, ganz schön zu beobachten bei einem Kind, das wirklich im Vergleich zu allen uns bekannten Babys außerordentlich ängstlich und anhänglich begonnen hatte. Ich bleibe derzeit bei ihm, bis er eingeschlafen ist, aber ich bin darauf gefasst, dass er mich irgendwann wegschicken wird und danach verlangt, in Ruhe gelassen zu werden. Würde mich nicht wundern, wenn er, der um ein Vielfaches ängstlicher begonnen hatte als Clemens, diesen Schritt früher geht als sein großer Bruder. Der war nie so extrem gewesen, aber dafür ziehen sich die einzelnen Phasen länger hin und enden auch nicht so drastisch. Kurz, aber intensiv, scheint Felix' Lebensmotto zu sein. Euch auch alles Gute und LG, Emily

Mitglied inaktiv - 20.09.2008, 22:04