Hallo,
mein Sohnemann ist jetzt 7 Monate alt, ich habe ihn ein halbes Jahr voll gestillt, wobei die Stillabstände von Anfang an alle 3 Stunden waren, auch nachts. Mein Sohn war ein Schreibaby, hatte die ersten 3 Monate unendlich viele Verdauungsprobleme und Blähungen und Koliken. Das ist soweit jetzt alles gut. Mein Hauptproblem momentan ist, dass ich selber fast nicht mehr kann, weil ich nachts halt auch immer noch so oft stillen muss und ich seit nunmehr fast einem Jahr keine Nacht mehr länger als 4 Stunden am Stück geschlafen habe. Die Breikost begann mit ein wenig mehr als 6 Monaten auch sehr zögerlich. Wir sind momentan mittags bei ein paar Löffelchen Gemüse und Nachmittags bei ein paar Löffelchen Getreide-Obst-Brei (das kann auch schon mal etwas mehr sein), er will immer noch danach gestillt werden. Ich habe so den Eindruck, dass wir ihm mit so nem Breizeugs gar nicht kommen brauchen ;-). Jedoch giert er nach etwas in die Hand zu nehmen (Brotrinde etc.).
Also - momentaner Speiseplan:
morgens ca. 5:30h Stillen
morgens ca. 8:30 od. 9:00h Stillen
mittags ein paar Löffelchen Gemüse, danach Stillen
nachmittags ca. 15:00 od. 15:30h Getreidebrei, danach Stillen
abend gegen 19h Stillen
abends (zur Nacht), derzeit meldet er sich ca. geg. 21:30h 1 Fläschchen ca. 130ml 1er Hipp
dann wieder um 0:30 und um 4h Stillen.
(nach der Flaschen waren es jetzt schon ein paar mal 4 oder 4,5 Stunden, die er geschlafen hat) - aber irgendwie habe ich den Eindruck, er fällt wieder in sein altes "Verhaltensmuster" zurück und die Abstände werden wieder kürzer.................. was kann ich nur tun? Ich komme auf dem Zahnfleisch daher. Ich weiß momentan nicht wie ich den Tag rüberbringen soll. Er schläft tagsüber nicht mehr viel und ausserdem habe ich noch eine 4jährige.
Bitte Hiiiiiiiiiiiiiiiilllllllllllllllllfeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee.
Vielen Dank für´s Zulesen.
Grüße und schönen Tag Euch allen!
Mitglied inaktiv - 29.10.2009, 13:31
Antwort auf:
dringend HILFE wie wird das Stillen weniger? + Nächte! gerne an alle
Liebe Sandra,
ich drücke Sie erst einmal virtuell, ich kann gut nachvollziehen, wie fertig Sie sind.
Leider habe ich keine Lösung für Sie.
Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe.
Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger.
Auch tagsüber sollten Sie versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen.
Gönnen Sie sich selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lassen Sie den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Machen Sie den Tragetest. Bügeln Sie etwas und tragen Sie es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügeln Sie es nicht und tragen es für zehn Minuten. Dann vergleichen Sie ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist.
Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Sie können dann eine Hälfte einfrieren und haben damit schnelle eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war.
Nehmen Sie ALLE Hilfe an, die Sie bekommen können. Möglicherweise kann Ihnen auch Ihre Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, den Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für die Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Sie in die sich hinlegen, spazierengehen oder sonst etwas für sich tun
Vielleicht wäre die Verwandtschaft bereit, für eine Woche zu kommen?
Vielleicht finden Sie einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit dem Baby zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit sollten Sie dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder sich mit dem größerem Kind beschäftigen oder SICH etwas Gutes tun.
Achten Sie darauf, dass Sie genügend essen und trinken. Sie müssen keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparen Sie sich auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
Schauen Sie nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch Ihre beiden werden älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen.
Kurz: beschränken Sie viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Sie auf diese Weise mehr Zeit für sich bekommen. Diese "gewonnene" Zeit können Sie dann dazu nutzen, sich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken.
Wenn Sie gar nicht mehr können, sprechen Sie doch einmal mit einem Arzt, er kann Ihnen wegen chronischer Überforderung eine Haushaltshilfe verschreiben. Diese könnte sich wenigstens stundenweise um Ihr Kind kümmern, damit Sie sich ausschlafen können.
Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten.
LLLiebe Grüße
Biggi Welterv
von
Biggi Welter
am 29.10.2009