Der richtige Mix aus Muttermilch und Milchpulver?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Der richtige Mix aus Muttermilch und Milchpulver?

Werte Damen, obwohl unser Kleiner von Anfang an Muttermilch bekam, scheint die Milchmenge einfach nicht auszureichen? Da unser Kleiner einen gesegneten Appetit hat, füttern wir daher vom ersten Tag an die Anfangsmilch von Humana hinzu. Nun ist häufig nachzulesen, dass man wenn irgendmöglich gerade am Anfang möglichst nur Muttermilch geben sollte. Wie ist Ihre Meinung dazu? Besten Dank und schönen Gruß aus China EM

Mitglied inaktiv - 13.01.2011, 04:48



Antwort auf: Der richtige Mix aus Muttermilch und Milchpulver?

Liebe EM, warum glauben Sie, dass die Milchmenge nicht ausreicht? Kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Außerdem passiert es leider oft, dass ein Baby sich zur Flasche hin abstillt und die Brust verweigert. Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung. Wenn Sie sich die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschauen, dann können Sie sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden. Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind. Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden. Falls Sie noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin haben, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die sie beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Ihr Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi Welter Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung von Denise Both, IBCLC Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten: • Säuglingsanfangsnahrung • Folgenahrung • Antigen Reduzierte Nahrung Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen. Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden. "1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden. Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch. Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden. Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).

von Biggi Welter am 13.01.2011



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Kann ich eine Stillpause mit Milchpulver überbrücken?

Hallo, mein Sohn ist 6 Wochen alt. Ich stille ihn voll. Es fällt mir sehr schwer Milch abzupumpen, das abpumpen an sich ist kein Problem, nur bekomme ich kaum Milch zusammen nachdem ich gestillt habe. Nun lautet meine Frage ob ich ihm Milchpulver füttern kann für einen Tag wenn ich nicht da bin? Ihn mit der Flasche zu füttern ist kein Problem, ...


Kombination Stillen und Milchpulver

Hallo liebes Team der Stillberatung, ich stille meine kleine Tochter (14 Wochen alt) voll. Wenn ich mal einige Std. nicht da bin bekommt sie abgepumpte Muttermilch - diese und auch das Trinken aus der Flasche werden problemlos akzeptiert. Und das Stillen klappt trotz Schnuller + ab und an Flasche auch super. Nun habe ich überlegt ob ich ...


Milchpulver

Hallo, ich habe eine kurze Frage. Ich stille voll, habe bisher nur den Mittagsbrei eingeführt. Welches Milchpulver darf ich nehmen, wenn ich zufüttern möchte? Pre? 1er? Meine Kleine ist 5,5 Monate alt. Dankeschön!


Baby verweigert Milchpulver, wie Abstillen?

Guten Morgen, ich brauche dringend Hilfe, mein 7 Monate alter Sohn verweigert das Milchpulver und ich muss und möchte Abstillen. Seine Ernährung ist wie folgt: Morgens - Stillen Mittags - 190g Brei mit und ohne Fleisch bzw Fisch (er isst alles außer reine Kartoffel ;-) ) Nachmittags - 190g Getreide-Obstbrei Abends - 190g Milchbrei Nachts...


Milchpulver

Hallo, ich habe folgendes Problem. Ich werde leider nicht stillen können, da aufgrund einer vergangenen OP keine Möglichkeit besteht. Tatsächlich keine, ich werde auch nicht ein bisschen Stillen können. Nun frage ich mich, ob ich bei der Milchpulverwahl etwas beachten muss? Es gibt ja sehr viele Produkte und ich blicke da irgendwie nich...


Milchpulver

Hallo, heute habe ich festgestellt, dass sich das Milchpulver bei der letzten Mahlzeit nicht richtig aufgelöst hatte. Als ich die Flasche abgestellt habe, waren an der Fläschenwand Pulverrückstände zu sehen. Ist das in irgendeiner Form bedenklich? In der Flasche waren 100 ml und 70 ml wurden getrunken. Allgemeine Nachfrage: Ich bereite immer ...


1er Milchpulver für Nachts?

Hallo, Unsere Tochter wird jetzt 5. Monate alt. In den letzten 3 Wochen hat sich ihr Schlafrythmus geändert; sie wacht viel häufiger auf als vorher. Jetzt hatte ich überlegt, ob es vielleicht helfen könnte, wenn wir ihr Abends ein Fläschchen mit 1er Milchpulver geben. Zur Zeit pumpe ich immer Abends noch zusätzlich nach dem Einschlafen ab,...


Welches Wasser für Milchpulver?

Guten Tag, ich würde gerne wissen, welches Wasser man zum Zubereiten von Milchfläschchen verwenden kann. Muss es frisch abgekochtes Leitungswasser sein; abgekühltes, abgekochtes Leitungswasser, welches man im Wasserbad wieder erwärmt (wenn man unterwegs ist z.B.); oder geht auch stilles, gekauftes Wasser aus der Flasche, welches im Wasserbad au...


Mit Milchpulver zufüttern?

Meine Tochter ist 10 Wochen alt. Sie hat in den letzten 2 Wochen wenig zugenommen (ca. 200g), da ich wenig Milch habe (schon immer wenig, bis jetzt aber Gewuchtszunahme ok, jetzt noch weniger). Versuche häufigeres Anlegen, Abpumpen zur Anregung der Milchbildung Stilltee, Stillkugeln etc.. Abends ist die Kleine schon immer unruhig - schwierig zu sag...


Plötzliche Unverträglichkeit Milchpulver

Guten Morgen, meine Tochter ist 6 Monate und bekommt seid ihrem 4. Lebensmonat Hipp pre Milch. Bis jetzt hat sie diese immer gut vertragen. Laut Packungsangabe soll ab dem 6. Monat die Pulver und Wassermenge erhöht werden. Dies haben wir seit vorgestern gemacht, tagsüber ist bis auf vermehrtes spucken alles soweit in Ordnung aber sobald sie die l...