Aufs Stillen vorbereiten?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Aufs Stillen vorbereiten?

Vorhin telefonierte ich mit einer Freundin, die letzte Woche ihr Kind zur Welt gebracht hat. Sie schilderte mir ihre Probleme bezüglich schmerzhafter Brüste und nicht genügend Milchproduktion und riet mir, bereits jetzt (ich bin in der 24. SSW. und erwarte mein erstes Kind) mit der Vorbereitung der Brüste/Brustwarzen zu beginnen. Daher nun meine Frage: Was genau ist zu tun? Wie soll ich die Brüste massieren? Hat noch jemand Tipps?

Mitglied inaktiv - 14.03.2008, 15:19



Antwort auf: Aufs Stillen vorbereiten?

Liebe MzW, die früher empfohlenen Vorbereitungsmaßnahmen und zum Teil wirklich unangenehmen und abschreckenden Abhärtungsmaßnahmen werden von Stillexperten heute nicht mehr empfohlen. Sicherlich aber kannst du deine Brust pflegen. Es ist ohnehin nicht möglich und auch nicht wünschenswert die Brustwarzen abzuhärten. Brustwarzen sind sensibles, erektiles Gewebe und dieses Gewebe kann nicht abgehärtet werden und die Empfindsamkeit soll keinesfalls beeinträchtig werden. (Niemand käme auf den Gedanken einen Penis abzuhärten). Die beste Vorbereitung auf das Stillen besteht darin sich so gut wie möglich zu informieren. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen kannst Du am besten dadurch vorbeugen, dass Du dich informierst. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80% der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen. Deshalb ist es entscheidend, dass Du dich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informierst. Ganz wichtig ist dass Du weißt, wie korrekt angelegt ist und woran Du erkennst, dass dein Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen - So versorgen Sie Ihr Baby rundum gut" von Marta Guoth Gumberger und Elizabeth Hormann, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommst du im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL Stillberaterin) auch der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe triffst du nicht nur andere stillende Mütter, sondern du lernst auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen, oft stillen, nur stillen; keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen; keine Schnuller oder künstliche Sauger in den ersten Lebenswochen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. In den ersten Wochen stillt ein Baby etwa 10-12 Mal in 24 Stunden. Wichtig ist, dass dein Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte dein Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Lieben Gruß, Krsitina

von Kristina Wrede am 14.03.2008



Antwort auf: Aufs Stillen vorbereiten?

Liebe Kristina, danke dir tausendfach für deine informierte und ausführliche Antwort! Ich werde mir nach Mutterschutzbeginn eines der Bücher besorgen und durchlesen - die Idee mit der Stillgruppe finde ich auch super. Was die Desensibilisierung des erektilen Gewebes angeht - naja, beim Penis ist das nicht wirklich sooo abwegig. Macht natürlich niemand freiwillig, aber das Penisepithel eines (unbeschnittenen) "Anfängers" wird auch zunächst wund, wenn er aktiv bleibt. Erst nach einer Weile wird das Epithel stärker und nicht mehr wund. Daher hätte ich vermutet, dass eine Abhärtung der Brustwarzen schon vor der stressigen Stillzeit vielleicht angebracht wäre. Was ist denn mit Cremes, oder sollte man die Brustwarzen wirklich mit Muttermilch einreiben? Meine Mutter hat mich nie gestillt, da sie "Schmerzen" in der Brust hatte, wie sie meinte. Ich bin trotzdem durchaus wohlgeraten, möchte aber dem Beispiel meiner Mutter nicht folgen. Werde mich sicher gut informieren und schon im KH eine Stillberaterin zu Rate ziehen! Gruß Maja

Mitglied inaktiv - 15.03.2008, 08:53



Antwort auf: Aufs Stillen vorbereiten?

Liebe Maja, ok, ich gestehe: Das Beispiel mit dem Penis ist nicht das aller beste. Trotzdem: Nachdem die Brustwarze selbst gar nicht so beansprucht wird, wenn das Kind korrekt angelegt ist (weil sie dann tief im Mund liegt und nicht zwischen den Zahnleisten), braucht es wirklich keine Abhärtung. Die Epithelzellen der BW verdicken sich im Verlauf der Schwangerschaft, und die Montgomerydrüsen, kleine Erhebungen am Brustwarzenhof, sondern eine pflegende und schützende Substanz ab, die die Brustwarzen und den Brustwarzenhof vor Austrocknung und Abschuppung schützt. Abhärtungsmaßnahmen wie Rubbeln mit Frotteetüchern und dergleichen sind nicht sinnvoll, denn dabei würde diese Schutzschicht entfernt. Wichtiger ist wirklich, dass du genau weißt, wie die korrekte Stilltechnik ausschaut. Im Krankenhaus wird sich nicht jede Hebamme/Schwester mit dem Stillen wirklich gut auskennen (und man erkennt das nicht "an der Nasenspitze", ob das, was sie erzählt, richtig ist oder nicht...). Erkundige dich, ob es ein Babyfreundliches Krankenhaus in deiner Nähe gibt. Dort werden Mutter und Kind nach der Geburt nicht getrennt und das Bonding zwischen Mutter und Kind klappt besser - was einen großen Einfluss auf den Stillerfolg hat! Unter www.babyfreundlich.org findest du weitere Informationen... Und noch ein Tip: Organisiere dir jetzt schon Unterstützung für den Haushalt für nach der Geburt. Wenn du stillst statt Flasche zu füttern, sparst du eine Menge Geld (verschiedene Berechnungen schätzen bis zu 500 Euro im ersten halben Jahr), das gut in eine Putzhilfe investiert werden kann. Je weniger Stress du während der Wochenbettzeit hast, umso besser. Und statt des 10. Stramplers und 8. Teddybähren wird dir eine GUTE Tragehilfe (Tragetuch, Manduca, Glückskäfer, Sling o.ä., aber nicht Babybjörn) auch sehr gute Dienste erweisen, denn ein Neugeborenes hat ein enormes Bedürfnis nach körperlicher Nähe. Stubenwagen sehen toll aus, aber sind nicht das, was ein Baby braucht... Auch ein Gitterbettchen kannst du dir sparen, wie eigentlich ganz vieles von dem, was man gemeinhin als "Grundausstattung" bezeichnet. In deinem Bett wird sich dein Kind am wohlsten fühlen, und du hast viel viel ruhigere Nächte. Gern kann ich dazu noch mehr Erfahrungen schicken... Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 15.03.2008



Antwort auf: Aufs Stillen vorbereiten?

Toll, danke für den Link zu den babyfreundlichen KH. Würden wir nicht umziehen, stünden mir gleich zwei mögliche Kliniken zur Verfügung, die diese Kriterien erfüllen. Allerdings ziehen wir ca. 2 Monate vor dem ET noch in eine Gegend, in der wirklich nur ein einziges KH in Frage kommt (PLZ 48)- leider ist dieses nicht babyfreundlich, und Dorsten oder Rheine wären für uns etwas zu weit. Thema Haushaltshilfe: Mein Mann wird pünktlich zum Umzug seinen Job kündigen und sich erst ca. 7 Monate später selbständig machen. Wir wollen diese erste Phase der Familiengründung bewusst gemeinsam erleben und genießen, daher lassen wir den Job alle beide erstmal schleifen. Um den Haushalt muss ich mich daher zunächst nicht kümmern, da mein Mann wirklich (außer Kochen oder Backen) alles sehr gut kann und ohne Widerworte erledigt. Tragehilfe: ich habe mich schon im Dezember für den Manduca entschieden, will ihn aber erst nach der Entbindung kaufen (bin etwas abergläubisch). Zusätzlich borgt mir eine Freundin ihr Tragetuch. Mein Mann darf sich gern noch einen Kinderwagen dazukaufen, falls er unbedingt möchte :-) Die Familie stellt uns die Traditionswiege zur Verfügung, so dass wir keine kaufen müssen. Klar fände ich es auch praktisch, das Kind direkt am/im Bett zu haben - aber wäre ein Babybalkon nicht vernünftiger? Sicher würde ich mich über weitere Infos freuen!!!

Mitglied inaktiv - 17.03.2008, 16:48



Antwort auf: Aufs Stillen vorbereiten?

Liebe Maja, ich sehe, es ist alles perfekt organisiert und es sollte wirklich gut klappen bei Euch. So viel weitere Tips wirst du gar nicht brauchen, im Prinzip geht es hauptsächlich darum, dass man das meiste von dem, was man so gemeinhin zur Babyausstattung zählt, völlig unnütz ist. Babybalkon ist ein guter Kompromiss, ob "vernünftiger" wage ich gar nicht zu beurteilen. Viele Eltern fühlen sich damit sicherer, den Babys ist es egal: Je näher bei Mama, desto besser ist es, und was dabei drunter liegt oder drumherum ist, wird deinem Kind "wurscht" sein. In den ersten Monaten bewegt es sich kaum, und wenn Euer Bett an der Wand stünde, dann kann das Baby sicher zwischen Wand und dir liegen. Mehr über sicheres Co-Sleeping findest du auf der Webseite der Initiative Babyfreundliches Krankenhaus. Sinnig ist wirklich, schon jetzt nach einer guten Stillgruppe Ausschau zu halten und evtl. persönlichen Kontakt zu einer Stillberaterin zu knüpfen, die dich dann in der neuen Heimat unterstützen kann, falls doch Stillschwierigkeiten auftreten. Und möglicherweise kannst du auch schon im Vorfeld herausfinden, ob du eine Nachsorgehebamme zur Seite bekommen kannst, die wirklich aktuelles Stillwissen hat. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 17.03.2008



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