Frage: Breiverweigerer

Hallo liebe STillberaterinnen, mein Kleiner ist 7 Monate alt und ein vollgestilltes Baby. Seit über einem Monat bin ich dran ihn auf den Geschmack von Beikost zu bringen. Wir haben schon Pastenake, Kürbis, Möhre, Kartoffelpürre, Kohlrabi, Dinkelbrei mit Pre versucht. Ich habe selber gekocht und mit Gläschen versucht. Nur will er nichts! Am Anfang fand er es noch interessant und aß bis zu 3 Löffelchen. Seit paar Wochen macht er nicht einmal den Mund auf - er presst die Lippen zusammen. Ich lasse ihn das Essen erkunden, was uns abe rauch nicht weiterbringt. Ich habe schon paar Tage Pause gemacht. nach knappen Woche hat er nur ein Löffelchen probiert und pressst die Lippen wieder zusammen. AN unserem Essen zeigt er auch keinerlei Interesse. Auf einer Seite stresst es mich nicht, da Nicolas gut gedeiht (8kg, 69 cm) und ich mit Stellen super glücklich bin. Nur frage ich mich, ob er noch alle Nährstoffe über die MuMi bekommt? Vielen Dank im Voraus!

von Annushka am 20.06.2013, 20:28



Antwort auf: Breiverweigerer

Liebe Annushka, es gibt viele Gründe, warum ein Kind sich weigert zu essen und die Brust bevorzugt. Es kann sein, dass es eine Krankheit ausbrütet, es kann sein, dass die Zähne Probleme machen, es kann sein, dass es gerade eine neue Fertigkeit lernt und all seine Energie darauf verwendet, es kann sein, dass es gerade dabei ist die große weite Welt zu entdecken und dringend den ruhigen Hafen Mutterbrust braucht, es kann sein ... So schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach bitte keinen Kampf ums essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter. Lass dich leiten von deinem Kleinen, er WEISS genau, was er braucht. Wenn er nichts oder nur wenig essen mag, dann lass ihn. Sonst erzeugst du nur einen Stress, der keinem von Euch gut tut. Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". Sei getrost, dass er solange du weiter stillst bekommt was er braucht. Vielleicht ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ich zitiere dir noch aus einem Artikel, den Denise Both IBCLC geschrieben hat: "Das am heißesten gehandelte Thema, wenn es um Mangelerscheinungen bei gestillten Kindern ist das Eisen. Stillende Frauen dürfen sich immer wieder anhören, dass Muttermilch ja nur wenig Eisen enthält und dass die Eisenspeicher des Kindes nur bis etwa sechs Monate ausreichen und dann sei es unabdingbar Beikost einzuführen, um einen Eisenmangel abzuwenden. Es stimmt, dass Muttermilch im Verhältnis zu Kuhmilch oder künstlicher Säuglingsnahrung nur wenig Eisen enthält, demgegenüber steht jedoch die bessere Bioverfügbarkeit des Muttermilcheisens für das Kind. Dennoch kann es zu einem Eisenmangel bei gestillten Kindern kommen. Besonders gefährdet dafür sind Frühgeborene, Kinder deren Mütter in der Schwangerschaft einen Eisenmangel hatten und Kinder, deutlich länger als sechs Monate jegliche feste Nahrung ablehnen. Man muss zwischen Eisenmangel und einer Eisenmangelanämie unterscheiden. Eisenmangel lässt sich nicht unbedingt an einem niedrigen Hämoglobinwert (Hb) erkennen. Es reicht also nicht, beim Kind regelmäßig den Hb zu bestimmen, um einen Eisenmangel auszuschließen, sondern es muss zusätzlich auch noch der Serum Ferritin Wert bestimmt werden. Ein Eisenmangel im Kindesalter kann wirklich schwer wiegende und vor allem nicht immer wieder behebbare Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung haben und sollte deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dazu kommt, dass sich ein unguter Kreislauf entwickeln kann, wenn das Kind erst mal in eine Mangelsituation geraten ist: Der Eisenmangel macht das Kind appetitlos, das Kind mag erst recht keine Beikost essen, der Eisenmangel verschärft sich. Deshalb ist es sinnvoll, dass bei einem Kind, das lange jegliche Beikost verweigert, Hämoglobin und Ferritin bestimmt werden, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sich ein Mangel bestätigt. Der Pieks für die Blutuntersuchung ist weniger traumatisch für das Kind, als ein unentdeckter Eisenmangel. Eine vegetarische Ernährung ist übrigens nicht gleichzusetzen mit einer zu geringen Eisenzufuhr. Vegetarisch lebende Familien sollten jedoch unbedingt auf eine bewusste Zusammenstellung ihrer Ernährung achten, denn das Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird nur zu 3 bis 8 Prozent verwertet, also deutlich weniger als das hämgebundene Eisen aus Fleisch, dessen Verwertbarkeit bei etwa 23 % liegt." Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, dass sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Probier es einfach einmal aus. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 20.06.2013



Antwort auf: Breiverweigerer

Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Nicolas sieht nicht so aus, als ob er eine Eisenanemie hätte :) Er ist ein sehr lebhaftes und fröhliches Kind. Er hat noch keine Zähne, soll ich ihm trotztdem ein Stück Kartoffel oder Banane anbieten? Wie ist es eigentlich, wenn wir mit einer Banane anfangen? Will er dann noch Gemüse, das eben nicht so süß schmeckt, noch essen? Vielen lieben Dank!

von Annushka am 20.06.2013, 22:01



Antwort auf: Breiverweigerer

Liebe Annushka, ja, Du kannst Kartoffeln geben, solltest dein Kind nur nicht alleine lassen. Viele Babys akzeptieren die Beikost erst einmal besser, wenn sie süß ist und der Speiseplan erweitert sich von alleine. Die Angst, dass ein Baby dann nur noch Süßes isst, ist meist unbegründet. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 20.06.2013



Antwort auf: Breiverweigerer

Google mal baby-led weaning! Vielleicht ist das was für euch! Ansonsten ist Dein Schatz auch schon groß genug um vielleicht mal an einer Brotrinde zu lutschen. Hast Du schon Obst ausprobiert? Du zählst nur Gemüsesorten auf. Es ist in Deutschland so Brauch, dass mit Gemüse begonnen wird. Es ist aber nicht immer das non plus ultra. Birne ist mild und sorgt nicht so leicht für Verstopfung. Oder natürlich der Klassiker: Banane. LG Sarah

von Jendriks_Mama am 20.06.2013, 22:41



Antwort auf: Breiverweigerer

Hi, Du kannst Deinem Kind das anbieten, was Ihr esst, zumindest erst einmal an Gemüse. Dazu brauchst Du nur pommesförmiges Gemüse vorher abzuzweigen und zu dünsten, so dass es zwar fest genug ist, dass er es greifen kann (mit der Faust), aber auch weich genug, dass er es mit den Kauleisten zerdrücken kann. Dann überlasse Deinem Sohn das Essen. Das gibt zwar bei den Mahlzeiten eine ziemliche Sauerei, aber das Kind lernt, selbsttätig zu essen und probiert quasi ein neues Spiel aus. Wichtig ist, dass das immer gemeinsam passiert, d.h. auch Du/Ihr esst dabei. Mehr kannst Du lesen bei www.baby-led-weaning.de. Wir haben seinerzeit mit Zucchini, Süßkartoffel und gedünstetem Apfel viel Erfolg gehabt. Lang genug geschnitten wie eine dicke Pommes geht das super mit dem Greifen und macht den Kindern normalerweise Spaß. Der Kreativität sind dabei eigentlich keine Grenzen gesetzt. ;-) Das Buch von Gonzalez hab ich auch gelesen und fand es SEHR beruhigend. Kann ich nur empfehlen. Ist auch lustig geschrieben, also recht kurzweilig. Alles Gute! Sileick

Mitglied inaktiv - 20.06.2013, 23:46