Frage: Brei einführen

Hallo, mein zweiter Sohn Finn ist mittlerweile 7 Monate alt. Mit 6 Monaten wollte ich wie bei meinem Ersten mit dem Brei beginnen. Mittags, Frühkarotten. Die ersten Male gingen ganz gut, dann wurde es immer schlechter, d.h., er wollte den Brei nicht, hat das Gesicht weggedreht, nach fünf Tagen habe ich eine Pause gemacht. Eine Woche später habe ich noch einmal angefangen, diesmal mit Kartoffeln dabei, da ich dachte, es schmeckt ihm nicht so. Im Prinzip verlief es genauso, ich mußte ihm den Brei immer "reinschummeln", zuletzt hat er den Mund ganz zugekniffen. Jetzt war ich sowieso krank, Finn kurzzeitig auch. Wollte jetzt aber wieder nach 2 Wochen beginnen. Ach so: die letzten zwei Tage habe ich ihn einfach nach meiner Banane greifen lassen, er hat sie auch in den Mund gesteckt, aber mehr auch nicht. Ebenso wie er alles in den Mund steckt um auszuprobieren. Ich weiß, dass im Prinzip keine Notwendigkeit besteht ihn abzustillen was ihn betrifft, aber er kommt sehr oft, minimal alle zwei Stunden sowohl tags als auch nachts. (Gestern Nacht habe ich ihn innerhalb von 2 Stunden 3 Mal angelegt.) Aber so langsam habe ich keine Geduld mehr. Zudem war ich jetzt auch insgesamt 2 Wochen am Stück krank, dabei fehlt einfach der Schlaf. Flasche nimmt er nicht, sonst hätte ich einfach mal abgepumpt. Langer Rede kurzer Sinn, gibt es irgendwelche Tips? Vielen Dank, Kerstin.

Mitglied inaktiv - 03.04.2009, 12:45



Antwort auf: Brei einführen

Liebe Kerstin, der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit "Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit l Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Wenn Du jetzt nicht mehr stillen magst, solltest Du zur Flasche hin abstillen und die Beikost weiterhin anbieten. Viele Stillkinder verweigern die Flasche erst einmal und zwar erstens, weil sie mit dem ungewohnten Gefühl des künstlichen Saugers nichts anfangen können und zweitens weil sie nicht wissen, wie sie aus einer Flasche trinken müssen, denn die Technik zwischen Sauger und Brust unterscheidet sich ganz erheblich. Ein Baby muss erst lernen, was sie mit dem Sauger tun soll und mit welcher Technik es aus der Flasche trinken muss. Dazu kommt, dass es sich denkt "Was soll ich denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gesteckt". Daher funktioniert es oft besser, wenn nicht die Mutter die Flasche gibt, sondern der Vater, die Oma, ein Babysitter usw. Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren. Du kannst versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken mag. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln. Manchmal hilft es auch, dem Baby den Sauger nicht in den Mund zu stecken, sondern so wie beim Stillen durch Berührung mit der Brustwarze der Suchreflex ausgelöst wird, mit dem Sauger die Unterlippe des Babys zu berühren und zu warten, bis es den Sauger selbst nimmt. Es kann auch helfen, den Sauger mit Hilfe von warmem Wasser auf Körpertemperatur zu bringen. Weitere Tipps sind: o das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln o den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen o verschiedene Saugerformen und Lochgrößen ausprobieren o verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen o versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern o geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel) Geduld dürfte das Wichtigste sein. Dein Baby wird es lernen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 03.04.2009



Antwort auf: Brei einführen

Vielen Dank für die prompte Antwort. Noch mal ein paar Fragen, damit ich sicher bin alles richtig verstanden zu haben: Also, wenn ich das richtig verstanden habe, heißt das, wenn Finn nicht essen möchte, dann will er nicht, und mir bleibt nichts übrig als abzuwarten!? - O.k. Und wie lang kann das gehen? Und war das so gemeint, dass ich ihm weiterhin täglich (!) Brei anbieten soll? Oder mit Pause? Falls ich ihm die Flasche geben werde, macht das dann Sinn tagsüber die Flasche zu geben und nachts die Brust? Vielen Dank. Kerstin.

Mitglied inaktiv - 03.04.2009, 21:00



Antwort auf: Brei einführen

Liebe Kerstin, selbst voll gestillte Einjährige sind nicht die ganz große Seltenheit und es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben. Finn hat also noch viel Zeit, um sich an die Beikost zu gewöhnen und vielleicht futtert er in einem Monat schon voller Freude. Du kannst jetzt ein paar Tage lange eine Beikostpause machen und dann wieder beginnen, Brei anzubieten. Nimmt er ihn, ist es gut, nimmt er ihn nicht, auch. Verweigert ein Kind deutlich länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen- und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Du kannst sicherlich tagsüber eine Flasche geben und nachts stillen, allerdings kommt es häufig vor, dass ein Baby sich bald ganz zur Flasche hin abstillt und die Brust verweigert. Probiere es einfach aus. Solltest Du noch Fragen haben, bin ich gerne für dich da! LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 03.04.2009



Antwort auf: Brei einführen

Vielen Dank für die Antworten. Ich werde mich in Geduld üben. Auf die Flasche verzichte ich erst mal, werde es aber im Hinterkopf behalten.

Mitglied inaktiv - 04.04.2009, 11:51