Frage: Bonding

Liebe Biggi, Liebe Kristina, vielleicht könnt ihr mir helfen, etwas aus meinem Kopfkarussell herauszukommen. In 12-13 Wochen wird unser Bauchzwerg auf die Welt kommen, unsere Tochter ist dann ca. 12,5 Monate alt/jung. Nach der Geburt meiner Tochter habe ich die ersten drei Tage ganz entspannt mit ihr im Bett verbracht, 24 Std. Körperkontakt, Haut auf Haut, ich habe sie überhaupt nicht aktiv angelegt, sondern sie sich selbst wann immer ihr danach war – in den Tagen/Wochen danach habe ich sie mir dann auf die Brust gelegt und sie hat weiter von selbst angedockt. Nun mache ich mir Gedanken, wie die ersten Stunden/Tage mit dem Bauchzwerg verlaufen sollen. Unsere Tochter wird dann ja sicher mitkuscheln wollen – kann Bonding mit Geschwisterchen dabei funktionieren? Ich möchte sie natürlich nicht ausschließen, aber mache mir Gedanken, ob das Neugeborene dann nicht zu sehr gestört/abgelenkt wird. Wahrscheinlich sind das ganz dumme Gedanken die mich da piesacken, aber wenn sie einem einmal gepackt haben…… Meine Schwester und ich sind auch nur 11 Monate auseinander, aber wie sagt meine Mutter so schön „so einen Firlefanz haben wir damals nicht gemacht und ihr seid auch groß geworden“. Wie würdet ihr die ersten Stunden / Tage an meiner Stelle gestalten, damit es mit dem Stillen klappt? Danke für eure Hilfe und Unterstützung!!!!! Liebe Grüße, Conny

von KielSprotte am 04.06.2019, 08:48



Antwort auf: Bonding

Liebe Conny, ich kann Deine Angst so gut verstehen und ich hoffe, ich kann sie Dir nehmen. Dein Baby hört im Bauch jeden Tag sein Geschwisterchen und kennt es schon jetzt, ihm würde wahrscheinlich sogar etwas fehlen, wenn es die Stimme auf einmal nicht mehr hören könnte. Du brauchst Unterstützung, die Dir den Haushalt und alles abnimmt - aber NICHT das größere Kind. Mach es genau so wie beim ersten Kind und schau, dass jemand da ist, der sich um die „Große“ kümmern kann, wenn es ihm zu langweilig wird. BEIDE Kinder werden davon profitieren, Deine Große wird sich geborgen fühlen und das Baby darf Euch in aller Ruhe kennenlernen. Du kannst das Baby völlig nach Bedarf anlegen und wenn die Große auch probieren möchte, ist das völlig in Ordnung. Das Baby wird sich nicht ablenken lassen, da kannst Du ganz beruhigt sein! Du wirst sehen, es kann völlig entspannt die Welt begrüßen, es wird nur lauter sein wie bei ersten Kind ;-). Ganz liebe Grüße und alles alles Gute! Biggi

von Biggi Welter am 04.06.2019



Antwort auf: Bonding

Liebe Biggi, vielen, vielen – du hast es mal wieder geschafft, mich ratzfatz zu beruhigen! Für Hilfe ist dank meines lieben, lieben Schwiegervaters (der das Rentnerleben unterbrochen und wieder in die Firma eingestiegen ist) gesorgt. Mein Mann ist schon jetzt halbe Tage daheim und wird in den ersten Wochen/Monaten (fast) komplett da sein und sich um alles kümmern. Töchterchen hat auch schon verstanden, dass sie mit Papa laufen lernt und bei Mama weiterhin gekrabbelt wird. Lange schaffe ich es mit dem dicken Bauch nämlich nicht vornübergebeugt mit ihr an den Händen zu gehen – wenn sie dann richtig straucheln würde, würden wir wahrscheinlich alle drei fallen…… ABER – nachdem gerade meine Hebamme da gewesen ist, habe ich eine neue Frage: Sie meint, ich soll unsere Tochter nachts (sie schläft bis ca. 2.00 Uhr durch und kommt dann quasi stündlich an die Brust) nicht immer im Halbschlaf andocken lassen, sondern warten bis sie beim ersten Aufwachen richtig munter ist (u. U. auch mit ihr ins Wohnzimmer gehen und Licht anmachen), dann eine volle Stillmahlzeit geben und dann bis zum Morgen nicht mehr anlegen. Sie meint, die Kleine beweist ja, dass sie mehrere Stunden am Stück schlafen kann und sie in der zweiten Nachthälfte wahrscheinlich nur so oft kommt, weil sie nie richtig wach wird, im Halbschlaf dann nur 2-3 Schlucke nimmt, weiterschläft und nach jeder Stunde das gleiche Spiel. Würdest du das an meiner Stelle probieren, oder lieber lassen um nicht wieder mehr Unruhe als nötig aufkommen zu lassen? Danke dir! Liebe Grüße, Conny

von KielSprotte am 04.06.2019, 11:24



Antwort auf: Bonding

Liebe Conny, ich würde im Moment gar nichts ändern, denn Deinem Kind stehen jetzt sowieso mehrere Veränderungen bevor. Dein Kind WIRD von ganz alleine länger schlafen und auch irgendwann durchschlafen, wenn Du ihm die Zeit schenkst. Auch ich war damals verunsichert und wurde als Glucke und sonstwas bezeichnet ;-). Heute sind meine Kinder meine größten Stützen und ich weiß, dass Achtsamkeit nichts mit Verwöhnen zu tun hat. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass niemand fragt „Wann muss das Kind selbstständig atmen lernen" oder „Wann muss das Kind frei laufen können"? Beim ersteren geht jeder davon aus, dass dies eine Fähigkeit ist, die ein gesundes Kind selbstverständlich beherrscht und bei zweiten wird eine große Zeitspanne von vorneherein als normal angenommen. Nur beim Stillen, da wird dem Kind nicht die Kompetenz zugestanden, dass es auch diese Fähigkeit selbst und in dem für es passenden Tempo entwickeln wird. Da wird immer wieder behauptet, dass die Eltern das Kind entsprechend „trainieren" müssen. Wenn es DICH also nicht stört, dann schenke deinem Kind diese Zeit. Wie traurig ist es doch, dass wir unseren Menschenkindern kaum noch die natürliche Zeit gönnen, die sie zum gesunden Gedeihen brauchen. Es gibt keinen Grund, dass Du etwas daran ändern musst, dass Du dein Baby nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Dein Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen. Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf Biggi

von Biggi Welter am 04.06.2019



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