Hallo Frau Welter,
mich würde Ihre Meinung zum Thema Beikosteinführung interessieren, hoffentlich an Sie richtig adressiert (?). Was halten Sie von unten beschriebenen Vorgehensweisen?
Meine Tochter (8 Monate) bekommt mittags und nachmittags Brei und ab heute auch abends. Dabei versuche ich, nach Bedarf zu füttern. Typische Esszeiten sind momentan: 9:00, 12:30 (Brei), 16:00 (Brei), 19:30, 22:30, 4:00. Die Breiportionen liegen zwischen 140g und 190g.
1. Die 9-Uhr-Stillmahlzeit ist von mir eingeschoben, da ich die Zeit bis zum Mittagsbrei überbrücken will, viel Hunger hat sie da aber meist nicht.
2. Nach den Breis stille ich nicht mehr, manchmal quengelt sie aber so extrem, so dass ich sie doch nochmal anlege; meist nimmt sie dann sogar eine komplette Stillmahlzeit und der Tages-Brei-Plan ist durcheinander
3. Sie zeigt mir nicht so deutlich, wenn sie satt ist. Sie sieht zwar irgendwann unmotiviert aus und spielt zB mit ihrem Lätzchen oder quatscht, aber der Mund geht noch auf, wenn der Breilöffel kommt, so dass ich weiter füttere.
4. Sie wiegt sehr viel für ihr Alter (auch entsprechend groß), ist ca auf dem 95. Perzentil - muss ich daher bei der Beikost was beachten? Mehr Gemüse statt Obst? Ich denke das verwächst sich bzw gebe ihr bislang immer so viel, bis sie satt ist. Ihre Meinung?
5. Ich stille sie nachts 1-2 Mal entsprechend obiger Zeiten, möchte dies aber gerne stoppen. Allerdings gibt es nur eine Morgens-/Vormittagsmahlzeit bei uns. Ist sie deswegen ggf nachts nicht satt genug? Wird der Abendbrei ggf etwas ändern? Das nächtliche Stillen kann natürlich auch einfach ein Verlangen nach Nähe sein, aber ich kriege sie oft nachts nicht anders beruhigt (versuche es) und dann habe ich das Gefühl, dass sie doch Hunger hatte.
Vielen Dank für ein paar kurze Worte & viele Grüße
von
maren856
am 23.07.2018, 10:46
Antwort auf:
Beikosteinführung - unsicher :-/
Liebe maren856,
ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen.
Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein.
Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden.
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte.
Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung.
Dein Kind braucht also keine festen Still- und Essenszeiten, ich würde halt am Familientisch immer was anbieten. So lange Dein Kind keine leeren Kalorien bekommt, darf es Obst und Gemüse essen, wie es mag.
Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch „Babyernährung gesund & richtig – B(r)eikost und Fingerfood“ von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat.
Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa sechs Monaten wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht.
In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt!
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen).
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 23.07.2018
Antwort auf:
Beikosteinführung - unsicher :-/
Hallo,
Bis zu einem Jahr sollte BEIkost nur zusätzlich zum Stillen gegeben werden und nichts ersetzen.
Muttermilch (oder Pre) sollte die Hauptnahrungsquelle für ein Baby bleiben!
Sie stillt nachts so viel weil sie übertags ja nicht darf;denn stillen ist nicht nur Essen sondern auch ganz viel Mama.
Einfach nach Bedarf und nicht nach Uhrzeiten stillen lassen und sich nicht so viel stressen.
Babys sollten in dem Alter zunächst nur neue Lebensmittel kennen lernen und müssen nicht zwangsläufig von ihnen satt werden.
LG
Mitglied inaktiv - 23.07.2018, 11:37