Liebe Biggi, liebe Christina!
Mein Sohn wurde am 4. Mai geboren und wir haben von Anfang an eine tolle Stillbeziehung. Er nimmt gut zu (wiegt jetzt ca 8 kg) und ist ein zufriedenes Baby. Er wird voll gestillt und ich würde ihn gerne ein halbes Jahr voll stillen.
Nun zum Problem: Meine Schwiegermutter und -oma reden mir täglich ein, daß ich mein Kind einseitig ernähre, daß es jetzt Gläschen und Brei braucht, daß es lernen muss aus der Flasche zu trinken, daß es einen festen vier Stunden-Rhythmus braucht, daß er nicht mehr satt wird, er braucht Tee....
Das macht mich nervlich fertig und verunsichert mich. Deshalb möchte ich dich bitten, ein Loblied aufs Stillen zu singen ;-) und über den Beikostbeginn zu schreiben, so daß ich ihnen einen Ausdruck davon in die Hand drücken könnte!
Ich würde mich sehr freuen! Vielen Dank für eure Arbeit hier im Forum!
Mitglied inaktiv - 10.09.2009, 08:50
Antwort auf:
Beikostbeginn
Liebe eva-maria,
ich fange mal an zu singen ;-).
der Organismus eines Babys ist in den ersten sechs Monaten auf eine Ernährung mit Muttermilch ausgerichtet. Eine Einführung von Beikost vor diesem Zeitpunkt (wobei man sich natürlich nicht um ein paar Tage hin oder her streiten darf) kann zu einer Überlastung der Nieren (erhöhte Molenlast) und des Verdauungssystems führen.
Je früher die Einführung anderer Nahrung beginnt, umso höher ist das Risiko. Gerade in den ersten Wochen und Monaten, ist der Darm noch sehr unreif und die Darmschleimhaut ist durchlässig. Artfremdes Eiweiß kann vor allem in den ersten Monaten die noch nicht ausgereifte
Darmschleimhaut passieren und so in den Blutkreislauf gelangen. Der Körper sieht dieses Eiweiß als Fremdstoff an und kann eine allergische Reaktion auslösen. Nach sechs Monaten ist der Darm erheblich reifer und die Gefahr geringer.
Doch nicht nur Eiweiße können die Darmschleimhaut passieren, sie ist auch für andere Stoffe durchlässig und die können ebenfalls Probleme verursachen. Um zu vermeiden, dass dies passiert, sollte möglichst sechs Monate ausschließlich gestillt werden ohne irgendwelche zusätzliche andere Nahrung oder Flüssigkeit.
Es ist sinnvoll mit der Beikost zu beginnen, wenn das Baby die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt:
o es ist in der Lage aufrecht zu sitzen,
o der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt,
o es zeigt Bereitschaft zum Kauen,
o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür,
o es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt.
Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Auch Babys, die mit künstlicher Säuglingsnahrung gefüttert werden, sollten in den ersten sechs Monaten keine andere Nahrung erhalten.
Wenn es dann soweit ist, sollte die Einführung der Beikost langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.).
Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden.
Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden.
Was nun die Abwechslung im Speiseplan des Kindes betrifft, so ist im ersten Lebensjahr eindeutig weniger mehr. Das Kind braucht nicht so viel Abwechslung, die große Vielfalt erhöht vielmehr das Risiko von Allergien.
Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen.
Dein Baby braucht also auch keine Flasche, denn es kann ab Beginn der Beikostzeit lernen, Wasser aus einem Becher zu trinken.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Es ist deshalb nicht sinnvoll, wenn die Mahlzeiten hinaus gezögert werden.
So, reicht das an Singen? :
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 10.09.2009
Antwort auf:
Beikostbeginn
Vielen Dank für dein Loblied!
Mitglied inaktiv - 10.09.2009, 11:35
Antwort auf:
Beikostbeginn
Liebe Eva-Maria,
Du Arme!
Da hilft nur eins: auf Durchzug schalten und das Mantra zu rezitieren dass die Zeiten heute anders sind als damals! und klar machen, dass das Dein Kind ist und nicht ihres und Du alles so machst wie Du es für richtig hältst.
Das hat bei meiner Mutter und Schwiegermutter auch geholfen - jetzt sind sie ruhig!
Halt die Ohren steif
Mitglied inaktiv - 10.09.2009, 17:59