Beikostbeginn mit Brei oder direkt "mitessen lassen"?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Beikostbeginn mit Brei oder direkt "mitessen lassen"?

Hallo Biggi, da du mir schon oft geholfen hast, wende ich mich erneut ratsuchend an dich. Mein Sohn ist jetzt 4 1/2 Monate alt und wird immer noch (dank dir) voll gestillt. Er fordert jetzt tags und nachts alle 1-3 Stunden die Brust, den nächtlichen Schlafmangel versuche ich tagsüber auszugleichen, während er schläft. Nun habe ich meine Nachsorgehebamme getroffen, die begeistert war, dass er so gut gedeiht und ich noch voll stille, und sie hat mir empfohlen, noch bis Ende des 6. Monats durchzuhalten und ihm dann direkt von unserem Essen Geeignetes wie Kartoffelbrei oder Gemüse zu geben und somit auf Babybrei gezielt zu verzichten. Nun bin ich verunsichert - geht das wirklich? 1. Sollte ich nicht schon nach dem 5. Monat versuchen zuzufüttern? 2. Kann man wirklich "Erwachsenenkost" geben, bevor er 1 Jahr ist? (Laut Hipp-Experten geht das natürlich nicht, aber die sind ja auch nicht neutral :-).) 3. Soll ich dann trotzdem nach und nach Mahlzeit für Mahlzeit ersetzen und überwiegend noch stillen? 4. Wie viel Flüssigkeit muss man bei Beikost zufüttern? Vielen Dank für deine Hilfe, Jonamami

von Jonamami am 04.06.2013, 17:26



Antwort auf: Beikostbeginn mit Brei oder direkt "mitessen lassen"?

Liebe Jonamami, in der Beratung orientieren wir uns an den Richtlinien der WHO und der Nationalen Stillkommission (in der auch LLL Deutschland vertreten ist). Die spricht von der Einführung von Beikost so etwa ab Anfang des 5. Lebensmonats. Immer aber ist es abhängig davon, ob das jeweilige Kind schon soweit ist. Ein Baby ist bereit für Beikost, wenn folgende Faktoren erfüllt sind: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen (evtl. leicht gestützt), • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Wenn diese Punkte erfüllt sind, DANN ist der Zeitpunkt für den Beginn der Beikost gekommen. Es gibt tatsächlich eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Kein Kind MUSS Brei essen ;-). Sicher ist es richtig und gut, einem etwa sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Tee oder Saft sind nicht notwendig. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 04.06.2013



Antwort auf: Beikostbeginn mit Brei oder direkt "mitessen lassen"?

Google mal baby-led weaning :-)

von Jendriks_Mama am 04.06.2013, 21:52



Antwort auf: Beikostbeginn mit Brei oder direkt "mitessen lassen"?

Hallo Biggi und Jendriks Mama, vielen lieben Dank für eure Tipps, das hat mich sehr beruhigt. Nun werde ich versuchen, noch bis zum Anfang des 6. Monats voll zu stillen und dann mit Brei und "selber essen " ( BLW ) beginnen - so kombiniert je nachdem wie es läuft :-)

von Jonamami am 10.06.2013, 12:06



Antwort auf: Beikostbeginn mit Brei oder direkt "mitessen lassen"?

Hallo, Genau so machen wir es auch. Mein Mann fand blw etwas "gruselig" also haben wir einen Kompromiss geschlossen: Wir beginnen zwar mit Brei, der Kleine isst ihn aber selber. Wie funktioniert das? Der Papa und Jendrik ziehen sich aus (damit man guten Gewissens schmaddern kann), dann nimmt Papa den Kleinen auf den Schoß und nimmt etwas Brei auf den Löffel. Ab da ist es Jendrik selbst überlassen, was er mit dem Löffel macht. Ob er ihn ansieht, befühlt, daran riecht, ihn ableckt, ... Dem Kleinen macht das unheimlich Spaß und es hat nicht lange gedauert, bis Jendrik genau wusste, was der Löffel bedeutet. Erstaunlicherweise isst er inzwischen (nach 3 Wochen) ganz toll mit dem Löffel! Da sind wir selber überrascht. Natürlich hält Papa noch unterstützend fest. Aber das zum Mund führen macht Jendrik allein. Wir probieren uns noch durch die Gemüsesorten. Ich habe Pastinake, Brokkoli, Zucchini, ... pürriert und eingefroren. Und bald gibt's alles in Stiftform auf die Hand. Viel Spaß euch! LG Sarah

von Jendriks_Mama am 11.06.2013, 11:02



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