Frage: beikost - stillen

Liebe Biggi, meine Tochter 10 Monate ist irgentwie nicht so recht an Beikost zu gewöhnen.Wir mußten umständehalber mit 6 Monaten mit Beikost beginnen(ich war im Krankenhaus und hatte auf einmal keine Milch mehr). Nun gut das klappte am Anfang auch.Meine Milch kam zurück und ich stillte wieder fast voll. Seid dem sind nun ein paar Monate vergangen, aber ich kann nicht sagen das sie besonders gut ißt. Morgens ein paar Krümmel trockenes Brötchen, Mittags ein halbes Glas Gemüsebrei(4.Monat also ohne Stücken, sonst gar nicht)wenn überhaupt. Nachmittags manchmal ein bißchen Fruchtmus oder frisches Obst aber ganz wenig nur und abens eventuell den Rest vom Mittagsgläschen. Wir haben schon so viel probiert. Selber gekocht, in Stücken gereicht das sie selber essen kann,Milchbrei, ... sie mag es nicht. Tagsüber trinkt sie alle 1-2 Stunden und ab ca 23.00 Uhr so alle 2-3 Stunden, oft auch jede Stunde. Ich denke sie kann nachts nicht länger schlafen weil sie Hunger hat,oder kann sie sich das nächtliche trinken auch schon angewöhnt haben so als Ritual?Jeder der sie sieht denkt sie ißt gut, so sieht sie aus. Ich kann nur von Glück sagen, daß ich noch 1 Jahr zu Hause bin. Ich könnte sie ja gar nicht in die Kita bringen - oder ich müßte gleich mit da bleiben.Ach noch eine Frage. Sie trinkt zusätzlich zur Milch ca. 200 ml(1 Becher) Tee oder Saft. Reicht das aus,denn sie hat große Probleme mit ihrem Stuhlgang. Sie kann so alle 3-4 Tage mal und dann muß sie sich doll abrackern und es ist ziemlich fest. Danke im voraus Daniela.

Mitglied inaktiv - 18.07.2001, 13:54



Antwort auf: beikost - stillen

? Liebe Daniela, wenn ich deine Aufstellung so betrachte, dann kommt deine Tochter auf vier Beikostmahlzeiten, auch wenn es dir mengenmäßig nicht gerade sehr viel vorkommt. Gleichzeitig schreibst Du, dass deine Tochter wohl recht gut gedeiht und ich nehme an, dass sie wohl auch altergemäß gut entwickelt ist. Zusammenfassend sieht es also ganz normal und in Ordnung aus. Was Du ändern könntest, ist die Gabe von Tee und Saft. Saft führt bei vielen Kindern dazu, dass sie schlecht essen und Tee ist nicht unbedingt das optimale Getränk, da vor allen die in unserer Gesellschaft für Kinder so beliebten Kräutertees eben nun auch eine Arzneiwirkung haben und Medikamente nehmen wir ja auch nur, wenn wir sie brauchen. Das optimale Getränk für Kinder wie für Erwachsene ist ganz normales (Leitungs)Wasser. Sollte deine Tochter das Wasser nicht mögen, dann mische den Saft mit Wasser und verdünne immer mehr, bis ihr bei reinem Wasser angekommen seid. Wichtig ist auch, dass ihr aus dem Thema Essen keinen Kampf macht. Druck erzeugt Gegendruck und wenn es erst einmal so weit ist, dass jede Mahlzeit in einen Kampf übergeht, dann gibt es auf allen Seiten nur Verlierer. Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen. Kein gesundes Kind wird an einem gedeckten Tisch verhungern. Biete deiner Tochter immer wieder geduldig Essen an, probiere sie selber essen zu lassen, lass sie mit euch am Tisch sitzen und auch einmal mit anderen Kindern zusammen essen (der Nachahmungstrieb ist eine ungeheuer treibende Kraft) und versuche Nerven und Geduld zu bewahren. Ich hänge dir einen Artikel über einen Vortrag von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales auf der LLL-Europa-Konferenz in Nottingham im letzen Sommer an. Schon allein der Titel sein Vortrages „Mein Kind will nicht essen" zeigt, dass es viel mehr solcher Kinder wie deines gibt, Du bist nicht allein. LLLiebe Grüße Biggi Mein Kind will nicht essen Vortrag von Dr. Carlos Gonzales auf der LLL-Europa-Konferenz 2000 in Nottingham zusammengefasst von Denise Both, IBCLC Dr. Carlos Gonzales ist Kinderarzt in Barcelona. In den letzten zwölf Jahren hat er Vorträge bei zahlreichen La Leche Liga-Konferenzen gehalten. Er gründete ACPAM (eine katalanische Stillorganisation), organisiert Stillkurse für medizinisches Fachpersonal in ganz Spanien, übersetzte Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins spanische und ist Mitglied des Medizinischen Beirates von LLLInternational. Dr. Gonzales ist Vater von drei gestillten Kindern. 1999 hat Dr. Gonzales sein Buch „Mi nino no me come" (Mein Kind will nicht essen) veröffentlicht und mit diesem Thema beschäftigte sich auch sein Vortrag in Nottingham. „Mein Kind isst nicht(s)" - das ist einer der Sätze, mit denen Kinderärzte fast täglich in ihrer Praxis konfrontiert werden. Besorgte Mütter berichten entsetzt, wie wenig ihre Kinder essen und schildern mit welchen Tricks sie versuchen, Nahrung in ihr Baby oder Kleinkind hineinzuzwingen. Der Kampf ums Essen spielt sich täglich ab und letztlich gibt es nur Verlierer. Dr. Gonzales erklärte in seinem Vortrag, dass er nun nicht ein Patentrezept liefern mag, mit dem erreicht wird, dass das Kind isst, sondern er will erklären, warum das Kind nicht isst. Zunächst einmal gibt es drei Gründe, warum ein Kind nicht isst: es gibt nichts zu essen, das Kind hat keinen Hunger oder das Kind ist krank. Der erste Grund ist in unserer Gesellschaft meist auszuschliessen. Ein gesundes Kind isst in der Regel wenn es hungrig ist, allerdings nicht immer das, was die Mutter möchte und schon gar nicht so viel wie es nach den Vorstellungen der Mutter essen müsste. Verwunderlich ist dabei, dass die Kinder noch nicht verhungert sind, obwohl sie laut Aussage der Mütter „nichts" essen. Gestillte Babys lehnen oft feste Nahrung über einen langen Zeitraum ab, nicht selten bis zum Alter von acht Monaten oder gar einem Jahr. Die Mutter verzweifelt und das Kind leidet, weil ständig versucht wird, es zum Essen zu überreden oder gar zu zwingen. Wie kommt es nun dazu, dass (anscheinend) immer mehr Kinder die Nahrungsaufnahme verweigern? Und ist es notwendig ein Kind zum Essen zu zwingen? Dr. Gonzales vergleicht, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten beziehungsweise wie lange es ausschliesslich gestillt werden sollte, im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das „Phänomen" der nicht essenden Kinder sowie die Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen, anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine Zeit von zwölf Monaten mit ausschliesslicher Muttermilchernährung empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, um so jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der diesbezüglichen Bücher sein und: um so mehr Ratschlage gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreissiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr. Wie viel Nahrung braucht ein Kind? Der Nahrungsbedarf eines Kindes hängt ab von seiner Körpergrösse, seiner Aktivität und vom Wachstum des Kindes. Allerdings ist es nicht so, dass das Kind wächst, wenn es isst, sondern umgekehrt, das Kind isst, wenn es wächst. Der Nahrungsbedarf des Kindes lässt sich daher nicht pauschal bestimmen. Am ehesten gelingt dies, wenn das Kind sich in einer Wachstumsphase befindet, dann lässt sich eine Relation zwischen Gewicht des Kindes und erforderlicher Nahrungsmenge herstellen. Ein Kind im Alter zwischen einem und vier Jahren benötigt etwa 1000 bis 1100 kcal pro Tag (das entspricht etwa 102 kcal pro Tag und kg Körpergewicht). Nun gibt Dr. Gonzales an, was ein „nicht essendes Kind" täglich nebenbei zu sich nimmt: 1/2 l Milch (335 kcal), einen Becher Joghurt mit Früchten (141 kcal), einen Schokoriegel (275 kcal) und 150 ml Apfelsaft (85 kcal). Zusammen ergibt das bereits eine Kalorienaufnahme von 836 kcal. Wie soll das Kind dann noch zwei komplette weitere Mahlzeiten essen können, wenn es seinen Kalorienbedarf bereits zu gut 80 Prozent quasi „nebenbei" gedeckt hat? Wie lange kann ein Baby ausschliesslich mit Muttermilch ernährt werden? Die derzeit verbreiteste Empfehlung lautet, dass ein Baby mit sechs Monaten zusätzliche Beikost ergänzend zur Muttermilch benötigt. Nun gibt es aber bekanntermassen viele gestillte Kinder, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Beikost akzeptieren. Dr. Gonzales hat deshalb eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ohnehin sind die Empfehlungen dazu, wie viel ein Baby benötigt meist zu hoch. Die Empfehlungen beruhen beispielsweise darauf, dass untersucht wird, welche Mengen gesunde, reif geborene Babys im Durchschnitt essen. Daraus werden Richtwerte berechnet, die sich immer an den Höchstmengen orientieren und zusätzlich noch Sicherheitszuschläge enthalten. Babys benötigen auch weniger Eisen, als meist angegeben wird. Dabei lässt sich beobachten, dass die meisten Kinder instinktiv das essen, was bei einem Mehrbedarf an Eisen sinnvoll ist. Babys sind Skeptiker, wenn sie neue Lebensmittel essen sollen. Dieses Misstrauen ist ein Schutzmechanismus, der das Kind davor bewahren soll, etwas zu essen, was ihm nicht bekommt. Bevorzugt isst ein Baby das, was auch seine Mutter isst, denn dieser Geschmack ist ihm durch die Muttermilch vertraut. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass ein Baby gekochte Karotten ablehnt, wenn die Mutter nie gekochte Karotten isst. Die meisten Babys mögen kein Gemüse, aber sie essen gerne Bananen, Nudeln und Süssigkeiten. Ein Vergleich der Kaloriendichte ergibt, dass Babys Nahrungsmittel mit einer grösseren Kaloriendichte bevorzugen und Muttermilch liefert mehr Kalorien als Gemüse und die meisten Nahrungsmittel, aus denen Mahlzeiten für Babys hergestellt werden. Um die gleiche Menge an Kalorien, wie sie in 100 ml Muttermilch enthalten sind, durch den Verzehr von Karotten aufzunehmen, müsste das Kind fast 400 g gekochte Karotten essen! Daraus lässt sich ein Zusammenhang zwischen Unterernährung und Nicht-Stillen erklären: da der Magen des Babys klein ist, benötigt es hochkalorische Kost. Gemüse kann nicht in so grossen Mengen gegessen werden, wie es notwendig wäre, um das Kind mit genügend Kalorien zu versorgen. Laut Dr. Gonzales weiss das Kind ganz genau, was und wann es essen muss. Deshalb lautete sein Schlusssatz, den er den Zuhörern mit nach Hause gab: Zwingen Sie ein Kind niemals zum Essen. NIEMALS!

von Biggi Welter am 18.07.2001



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