Frage: beifüttern

Ich möchte meinen Sohn geb. am 14.4.01 gerne abends beifüttern, stille bis jetzt voll. Muß ich mit Gläsern, oder mit Brei anfangen??? Wie genau soll ich beginnen?

Mitglied inaktiv - 22.08.2001, 08:16



Antwort auf: beifüttern

? Liebe Coco, darf ich fragen, warum Sie bereits jetzt zufüttern wollen? Ihr Baby ist jetzt gerade mal vier Monate alt und das ist sehr früh für Beikost. Die allgemeinen Empfehlungen lauten inzwischen eindeutig, dass ein Baby im ersten halben Jahr ausschließlich mit Milchnahrung ernährt werden sollte. Steht Muttermilch aus irgendwelchen Gründen nicht oder nicht in genügender Menge zur Verfügung, so sollte auf künstliche Säuglingsnahrung ausgewichen werden. Beikost sollte erst dann eingeführt werden, wenn das Baby die folgenden Punkte erfüllt: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, • der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt. Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Die zu frühe Einführung der Beikost hat keine Vorteile, aber viele Nachteile. Durch die zu frühe Einführung der Beikost werden das Verdauungssystem und die Nieren des Babys belastet und das Allergierisiko gesteigert. Deshalb sollten die oben genannten Punkte wirklich erfüllt sein, ehe mit Beikost begonnen wird. Vor allem sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass die Einführung von Beikost sich NICHT positiv auf das Schlafverhalten des Kindes auswirken wird. Falls dies der Beweggrund für das Zufüttern sein sollte, könnten Sie sehr enttäuscht werden. Wenn das Kind schließlich soweit ist, dass die Beikost begonnen werden kann, sollte die Einführung langsam geschehen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im ersten Lebensjahr braucht ein Baby noch keine reichhaltige Speisekarte mit viel Abwechslung, weniger ist hier mehr. Es ist günstiger die Einführung eines neuen Nahrungsmittels nicht auf die Abendmahlzeit zu legen, da dann Unverträglichkeitsreaktionen in die Nacht fallen können und das ist einigermaßen ungünstig. Ich hoffe, der lange Text hat Sie jetzt nicht erschlagen. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 22.08.2001



Antwort auf: beifüttern

Vielen lieben Dank für die so ausführliche Mail. Ich wollte eigentlich beifüttern, weil der kleine Nachts alle 2 Stunden wach wird. Viele sagen, daß ich jetzt mal Möhrchen und sowas geben soll, dann schläft er auch besser. Schwiegermutter sagt auch immer, meine Kinder haben mit 8 Wochen schon Möhrchen und Möhrensaft .... bekommen. Da ist man irgendwann iritiert. Kann ich denn irgend etwas tun, damit er etwas länger schläft, zum Beispiel eine Milchflasche??? Er wird wach, weil er Hunger hat. Wäre nett, wenn Sie mir noch weiter helfen könnten. Vielen, vielen dank im Voraus

Mitglied inaktiv - 22.08.2001, 21:22



Antwort auf: beifüttern

? Liebe Coco, bevor es künstliche Säuglingsnahrung in der heute verfügbaren Qualität gab, wurde den Kindern ab etwa sechs Wochen zusätzlich Saft (in erster Linie Karottensaft) in die Flasche gegeben, um die Vitaminversorgung zu gewährleisten. Das ist heute nicht mehr notwendig, denn die künstliche Säuglingsnahrung enthält die Vitamine in ausreichender Menge. Auch die Beikost wurde vor Jahren deutlich früher eingeführt, weil man damals geglaubt hat, dem Kind etwas Gutes zu tun und auch gehofft hat, dass die Babys schneller durchschlafen. Inzwischen weiß man mehr und weiß, dass die frühe Einführung von Beikost und Saft kein Vorteil für das Kind ist und auch keine Vorteile für das Schlafverhalten bringt. Selbst wenn Sie jetzt am Abend eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung geben, dann ist das keine Garantie für ruhigere Nächte. So anstrengend es auch sein kann: es ist nicht unnormal, dass ein so kleines Baby nachts mehrfach - auch im Zweistundenrhythmus - aufwacht und Studien belegen, dass bei einem vier Monate alten Kind eine Nahrungsumstellung keine positiven Einfluss auf das Schlafverhalten hat. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Wenn Sie Ihr Baby in Ihrer unmittelbaren Nähe schlafen lassen (entweder gleich bei Ihnen im Bett oder im Kinderbett oder auf einer Matratze direkt neben Ihrem Bett) ist das wirklich eine einfache Lösung. Viele Babys schlafen auch deutlich länger und besser, wenn sie im unmittelbaren Kontakt mit der Mutter (den Eltern) schlafen dürfen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 22.08.2001