Frage: bauchkrämpfe

Hallo Biggi, ich habe am 18.11. meinen Sohn Sebastian per Kaisertschnitt bekommen. Glücklicherweise ist mein Kleiner ein echtes Naturtalent was das Stillen bettrifft und es gibt insoweit keinerlei Probleme. Am liebsten stille ich ihn im liegen, wir machen es uns dann so richtig gemütlich. Er saugt etwa 15-20 Minuten an einer Brust, schläft dann regelmäßig ein, wenn nicht gebe ich ihm noch die andere Brust und spätestens dann schläft er ein. Und hier kommen meine Fragen: 1) Muß ich ihn dann zum Bäuerchen machen hochnehmen? Wenn ich das mache, dann kommt in den seltensten Fällen ein Bäuerchen, ich mache es inzwischen daher nur noch, wenn ich merke, daß er sehr sehr schnell getrunken hat, denn sonst hat das nur den Erfolg, daß er wieder wach wird. 2) Das Hauptproblem ist jedoch, dass mein Kleiner etwa 10-30 Minuten nach dem Stillen regelmäßig Bauchkrämpfe bekommt, er rollt sich dann ein wie ein Igel, strampelt mit den Beinen, das Gesicht verzieht sich, und in seinem Bauch bruddelt es ganz schlimm und er macht dann in die Windeln. Wenn er wach ist, bginnt er zu schreien, wenn er schläft, dann ist er sehr nahe am Wachwerden. Man sieht eindeutig, daß es ihm unangenehm ist. Seine Windel ist dementsprechend auch nach jedem Stillen nicht nur naß, sondern auch voll mit gelblichem, krümeligem Stuhlgang (also eigentlich ja prima, oder?) bzw. abends wenn er nach einem längeren Nickerchen von etwa 4, max. 5 Stunden richtig ordentlichen Hunger hat und ich ihm dann auch beide Brüste gebe, eher grünlich (was ja nicht so gut ist). Aufgrund dessen versuche ich insbesondere nachts ihn vor dem Stillen zu wickeln um ihn dann in den Schlaf zu stillen, (er schläft zur Zeit bei uns im Bett). 3.) Das weitere Problem, das sich dann anschließt ist, soll ich ihm dann sofort nachdem er in die Hosen gebruddelt hat, die Windeln wechseln? Denn dannn wird er wach und will in aller Regel wieder an die Brust und dann kommen wieder die Krämpfe... also es ist ein ungünstiger Kreislauf. Deshalb wickle ich ihn auch vor dem Stillen. Dem Kleinen scheint es abgesehen davon aber wirklich prima zu gehen, er hat schon richtig dicke Bäckchen bekommen.. Meine letzte Frage: Ich weiß, Du siehst das mit dem Schnuller kritisch, ich auch, ich denke nur, daß es vielleicht so wie das Nuckeln an der Brust beim einschlafen helfen könnte, ohne die unangenehmen Folgen der Bauchkrämpfe. Ich lebe in USA und hier gibt es Schnuller, die wie die Brustwarze funktionieren sollen, also mit diesem Saugeffekt. Ich denke ähnlich wie die Fläschchen, die es ja auch gibt. Wenn schon Schnuller, wäre dann ein solcher besser als die von NUK z.B., die ja kiefergerecht geformt sind? Vielen Dank schon jetzt für Deine Antworten. Susanne P.S. Eine allerletzte Frage: Aus deinen Antworten aus dem Forum weiß ich, daß Du das "Familienbett" befürwortest. Im Krankenhaus hat man mir jedoch aufs schärfste mit auf den Weg gegeben, daß der Kleine auf gar keinen Fall mit ins Elternbett darf. Welche Einwände gibt es dagegen? Das einzige was ich mir denken könnte ist, daß der Kleine sich überhitzen könnte, bzw. unter die Decke rutschen könnte. Ich laße ihn deshalb außerhalb der Decke in seinem Schlafsack neben mir liege, ist das ok? Vielen Dank noch mal Susanne

Mitglied inaktiv - 29.11.2001, 15:54



Antwort auf: bauchkrämpfe

? Liebe Susanne, fangen wir von hinten an: Der Plötzliche Kindstod ist kein Grund, das Baby nicht zu sich ins Bett zu nehmen, es gibt sogar Studien, die belegen, dass das gemeinsame Schlafen von Mutter/Eltern und Baby das Risiko für SIDS senken. Leider wird immer noch verbreitet, dass das gemeinsame Schlafen von Eltern und Baby gefährlich wäre, obwohl inzwischen die amerikanische Verbraucherorganisation, die diese umstrittene Studie verbreitet hat, selbst die Meldung zurückgezogen bzw. widerrufen hat. Die Angaben aus dieser Studie waren von Anfang an umstritten und wenn die gesamte Studie genau angeschaut wurde, musste man feststellen, dass die Studie nicht korrekt durchgeführt wurde und von daher die Ergebnisse fragwürdig sind. Leider ging der Widerruf nicht so durch die Presse und die Medien, wie die erste Veröffentlichung. Ich gebe dir hier nun die von LLL-International zu diesem Thema herausgegebene Presseerklärung wieder: „Studien haben ergeben, dass das gemeinsame Schlafen mit dem gestillten Baby die Bindung fördert, das Schlafmuster von Mutter und Baby aneinander anpasst, der Mutter hilft besser auf die Bedürfnisse des Babys reagieren zu können und sowohl der Mutter als auch dem Baby hilft, zu der von beiden benötigten Ruhe zu kommen. Das gemeinsame Schlafen unterstützt die Mutter beim Stillen nach Bedarf, ein wichtiger Aspekt, um die Milchmenge der Mutter aufrechtzuerhalten. Dr. James McKenna, Professor für Anthropologie an der Universität von Notre Dame, Mitglied des Medizinischen Beirates der LLL-International und Experte zum Thema „Gemeinsames Schlafen" ist überzeugt, dass es gefährlicher ist, ein Baby alleine in einem Kinderbett oder einer Wiege schlafen zu lassen, als in einer sicheren Umgebung mit ihm gemeinsam zu schlafen. Er sagt: „Wir stimmen mit den Autoren und anderen überein, dass es notwendig ist, Vorsorge zu treffen, um schreckliche Unfälle so weit wie möglich zu verhindern. Trotzdem ist die Notwendigkeit solcher Vorsorgemaßnahmen ebenso wenig ein Argument gegen das gemeinsame Schlafen in einem Bett generell, wie die Tatsache, dass Babys sich durch unglückliche Umstände strangulieren oder ersticken oder am Plötzlichen Kindstod sterben während sie alleine im Bett liegen ein Grund ist, immer Einwände dagegen zu erheben, dass Babys alleine und unbeaufsichtigt schlafen. Es gibt bestimmte Dinge bei Betten von Erwachsenen, die Gefahren für das Baby mit sich bringen und es ist wichtig, darauf zu achten. Aber dass diese Gefahren bestehen, bedeutet weder, dass sie nicht beseitigt werden können, noch, dass das gemeinsame Schlafen generell gefährlich ist." Außerdem betrachtet Dr. McKenna die Schlussfolgerungen und Empfehlungen der Studie als unangemessen, da die Autoren ihre Schlüsse mehr aus unvollständigen und anekdotenhaften Berichten als aufgrund von harten, wissenschaftlich nachvollziehbaren Daten gezogen haben. Dr. McKenna glaubt, dass das gemeinsame Schlafen für die Familie mit einem gestillten Kind eine positive Erfahrung sein kann und nicht als gefährlich angesehen werden sollte, wenn die Eltern sich an die folgenden Sicherheitsrichtlinien halten: • Eltern sollten nicht mit ihren Kindern in einem Bett schlafen, wenn sie rauchen oder Alkohol oder Drogen konsumiert haben. • Das Bettzeug sollte zur Größe der Matratze passen. • Die Matratze sollte genau in das Bett passen (keine Lücken zwischen Matratze und Bettgestell). • Das Gesicht des Babys darf nicht durch lose Kissen oder Decken verdeckt werden. • Es darf kein Spalt zwischen dem Bett und der angrenzenden Wand sein, so dass das Baby hinunterrollen und eingeklemmt werden könnte. • Das Baby sollte nicht auf dem Bauch liegen." Auch von Penelope Leach (Kinderärztin und Autorin) gibt es einen interessanten Artikel zu dieser Studie, in der sie darauf hinweist, wie die Autoren der Studie zu ihren Ergebnissen gekommen sind: sie haben aufgrund von Totenscheinen, Polizei- und Zeitungsberichten zusammengezählt wie viele Kinder unter zwei Jahren in der Zeit von 1990 bis 1997 in den USA gestoben sind während sie im Bett der Eltern geschlafen haben (515 Kinder). Sie haben aber keine Untersuchung über die Todesursache oder die näheren Umstände des Todes durchgeführt. Sie haben nicht nachgefragt, ob die Eltern zum Beispiel unter Drogen standen oder betrunken waren. (Kinder die unglücklicherweise zwischen Wand und Bett eingeklemmt wurden und so zu Tode kamen, sind in diesen Zahlen ebenfalls enthalten) Studien aus Neuseeland belegen, dass es keinen Zusammenhang für eine erhöhte Rate von Fällen plötzlichen Kindstodes und dem gemeinsamen Schlafen mit den Eltern gibt. Selbst in der Zeitschrift ELTERN (Ausgabe 09/2000) wurde jetzt ein Artikel veröffentlicht, in dem Entwarnung gegeben wird (Du kannst den kompletten Artikel unter dem Titel „Kann unser Baby im Elternbett erdrückt werden? Autor Joachim Bensel, Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen, Kandern in dem angegeben Heft nachlesen). Ich werde jetzt einen Teil des Artikel zitieren: „Kann unser Baby im Elternbett erdrückt werden? Obwohl eine amerikanische Verbraucherorganisation in einer (unter Experten umstrittenen) Studie Anfang 1999 einige Fälle von Säuglingstod durch Schlafen im Elternbett ausgemacht zu haben glaubte, kann man Entwarnung geben: Wenn die Eltern nicht durch Schlafmittel, Drogen oder Alkohol in ihrem normalen Schlafverhalten gestört sind, werden sie ihr Kind nicht unter sich ersticken. Zur eigenen Beruhigung und um andere Gefahrenquellen im Bett auszuschließen können Sie einige Vorsichtsmaßnahmen treffen" Daran schließen sich fast identisch die Empfehlungen, die bereits in der Presseerklärung La Leche League International erwähnt werden an. Zum derzeitigen Zeitpunkt gibt es keine korrekt durchgeführte Studie, die tatsächlich gegen das gemeinsame Schlafen von Eltern und Kindern spricht. Es gibt keinen Schnuller (oder künstlichen Sauger), der wie die Brustwarze funktioniert, gleich, was die Hersteller behaupten und wenn Du dich mit dem Thema „Kiefergerechter Sauger" auseinander setzen magst, kann ich dir nur wärmstens die Vorträge und Veröffentlichungen von Dipl.-Logopädin Mathilde Furtenbach und Gudrun von der Ohe, Ärztin und Still- und Laktationsberaterin IBCLC empfehlen. Der (angeblich) kiefergerechte Sauger wurde aufgrund einer Beobachtung an einem (!) Baby und seiner Mutter entwickelt. Dieses Baby hat nicht korrekt an der Brust gesaugt und die demzufolge entsprechend unmittelbar nach dem Stillen „deformierte" Brustwarze wurde als Muster für den Sauger genommen. Es besteht auch kaum ein Grund zur Annahme, dass der Schnuller deinem Kind Bauchprobleme erspart. Statt dessen solltest Du dich an eine Kollegin in den USA wenden (1-800-LaLeche), die dir zeigen kann, wie Du dein Baby optimal anlegst und woran Du erkennst, dass es korrekt saugt. Blähungen sind in vielen Fällen die Folge von nicht optimalem Anlegen und/oder Saugen. Ein gut angelegtes und gut saugendes Kind schluckt deutlich weniger Luft und somit erledigt sich auch das Problem des Aufstoßens meist von ganz alleine. Es lässt sich keineswegs sagen, dass die Farbe des Stuhlgangs sich in „gut" und „nicht so gut" oder gar „schlecht" unterteilen lässt. Muttermilchstuhl variiert in der Farbe von gelb über grünlich bis hin zu bräunlich und keine dieser Farbveränderungen bedeutet zwingend, dass etwas nicht in Ordnung ist. Es kommt auf dein Kind an, wie schnell und oft Du es wickeln musst. Wenn dein Sohn nicht eine sehr empfindliche Haut hat, kannst Du versuchen, ob es ihm nichts ausmacht, ihn erst wieder zu wickeln, wenn er wach ist. Ich hoffe, die lange Antwort hat dich nicht erschlagen und ruf wirklich einmal bei einer LLL-Stillberaterin in deiner Nähe an, sie kann dir sehr viel gezielter weiterhelfen und dir vor allem auch zeigen, wie ein Kind gut angelegt ist. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 29.11.2001