Liebe Frau Welter,
mit meiner Tochter, 15 Wochen, habe ich seit Beginn der Geburt folgendes Problem bei Stillen: Ich lege sie an, sie saugt (laut Kinderarzt und Stillgruppen/Stillberatermeinung) richtig, schluckt die ersten 2 Minuten ca. jedes 3. Mal, dann weniger aber schon immer wieder mal. Jedoch ist sie nach 45-60 min. stillen immer noch nicht satt. Die Stillprobe zeigte, dass sie in dieser Stunde auch nie mehr wie ca. 60 ml trank. Wie frustierend!
Deswegen lege ich sie nun nur noch 20 min. pro Seite an und gebe ihr dann ein Fläschen mit ca. 80-100 ml welches sie immer ganz austrinkt. Dafür benötigt sie aber auch ca. 20-30 min (mit zwischenzeitlichem Aufstoßen)
D.h. ich bin ca. 1 1/4 Stunden alle 3-4 Stunden mit Füttern beschäftigt.
Nach dem Fläschen pumpe ich ab, und es kommen noch mal ca. 80 ml Milch, die ich bei der nächsten Mahlzeit verfüttere. So sind dann gut 1 3/4 STunden um. 1,5-2 Stunden geht dann das gleiche nochmal von vorne los.
Abends habe ich dann immer sehr wenig Milch, sie schluckt kaum trotz starken Saugens. Da muss dann immer PRe-Milch helfen, ca. 200 ml, falls ich keine abgepumpte Milch mehr habe.. Habe einige Tage versucht, sie abends nur anzulegen, aber nach 2-3 Stunden Stillen war der Hunger immer noch sehr groß und Mama wollte ins Bett, so dass ich zugefüttert habe.
Ich würde sehr gerne 6 Monate stillen, aber das ständige Abpumpen macht mich fertig.
Wenn ich nicht abpumpe, bilden sich sofort harte Knoten und die nächste Brustentzündung dauert nicht mehr lang. Wärmekompressen bei Stillen haben bislang nichts geholfen, Ruhe und vorherige Entspannung vor dem Stillen auch nichts. Ohne Abpumpen kam meine Maus nie auf mehr wie 300 ml am Tag und dementsprechend hungrig und unleidig war sie dann. Zugenommen hatte sie auch nicht.
Zwischenzeitlich war meine Milch mal fast komplett weg, als ich mit der Kleinen ins KH musste, aber untertags kam sie zumindest wieder.
Was mache ich falsch?
"Nehme" ich meiner Tochter die Milch durch das Abpumpen der nächsten Mahlzeit bei der aktuellen Mahlzeit "weg" oder produziert der Körper diese Milch wieder nach? Volle Brüste habe ich nur morgens nach 8 Std. Schlaf ohne Stillen, (wenn ich mal nachts nicht zum Abpumpen aufstehe), und da wird meine Maus dann tatsächlich satt, jedoch bleiben die Knoten so dass ich wieder abpumpen muss. Deswegen stelle ich mir fast jede Nacht den Wecker auf 4 h um abzupumen.Ich hoffe, Sie können mir noch ein paar wertvolle Tipps geben. Eine Saugverwirrung schließe ich eigentlich aus, ich denke eher, es liegt an meinen Brüsten, dass der Milchfluß nicht richtig funktioniert.
Vielen Dank und liebe Grüße
skunki
von
skunki
am 03.01.2012, 14:45
Antwort auf:
Baby wird von Brust nicht satt trotz mehrstündigen Stillens
Liebe skunki,
leider schließe ich die Saugverwirrung ganz und gar nicht aus und ich befürchte, dass dein Kind immer mehr lernt, effektiv und korrekt an der Brust zu trinken.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern.
Auch das sog Wechselstillen könnte jetzt helfen. Es hilft, das Interesse des Kindes an der Brust aufrecht zu erhalten. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Gleichzeitig solltest du möglichst wenig Flasche geben. Eher mit dem Löffel oder einem Becherchen die Milch geben, und auch keinen Schnuller anbieten, so dass alles Nuckeln und Saugen ausschließlich an der Brust passiert.
Außerdem solltest Du auf jeden Fall die Unterstützung einer Stillberaterin vor Ort suchen, die dich ganz nah begleiten kann. Im Internet findest du Stillberaterinnen unter http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 03.01.2012