Frage: Baby windet sich beim Stillen

Hallo, mein Sohn ist nun fast 5 Monate alt und wird noch voll gestillt. Seit ca. 2 Monaten ist er nicht nur extrem ablenkbar, er zappelt und windet sich regelrecht beim Stillen. Er will trinken nur schiebt er sich durch die heftigen Bewegungen immer selbst von der Brustwarze weg. Es wirkt fast, als würde er sich gegen das Stillen wehren oder als ob er Schmerzen hat. Die Bewegungen sind oft so heftig, dass ich ihn kaum mehr halten kann. Dann fängt er oft das weinen an, weil er ja eigentlich trinken will. Zu erst dachte ich, er würde nebenzu "drücken" und hab ihm daher vor dem Stillen den Bauch so lange massiert, bis nichts mehr kam. Aber er zappelte weiter so schlimm. Gelegentlich hilft es wenn ich die Stillposition wechsle, aber meist ist auch das erfolglos. Ich stille ihn nun nur noch ganz allein in Schlafzimmer, damit er keine Ablenkung mehr hat, aber das Zappeln und Winden ist geblieben Über ein paar Tipps wäre ich sehr dankbar. Ich stille gern und will meinem Kind damit was gutes tun, nur weiß ich einfach nicht, wie ich ihm helfen kann, in Ruhe zu trinken.

von DieA am 27.08.2013, 21:04



Antwort auf: Baby windet sich beim Stillen

Liebe DieA, hat Ihr Sohn in der letzten Zeit einen Schnuller oder eine Flasche bekommen? Wenn ja, kann dies dazu geführt haben, dass er nicht mehr weiß, wie er korrekt an der Brust trinken soll. Dieses Verhalten heißt Saugverwirrung und ist leider nicht gerade selten. Falls Sie künstliche Sauger verwenden, lassen Sie diese bitte weg und lassen Sie Ihren Sohn ausschließlich an der Brust saugen. Kann es sein, dass Ihr Sohn eine Soorinfektion hat? Soor ist für die Kinder im Mund oft unangenehm und das Trinken an der Brust ist ihnen dann ebenfalls unangenehm, so dass sie beißen, auf der Brust herumkauen, immer wieder los lassen usw. Lassen Sie deshalb vorsichtshalber Ihr Kind von der Kinderärztin/arzt anschauen, nicht dass es eine medizinische Ursache gibt und wir hier nach Lösungsmöglichkeiten suchen, die nicht wirklich helfen können. Ist Ihr Sohn gerade in einer „Entdeckerphase"? Manche Babys sind bereits so früh extrem an ihrer Umwelt interessiert und haben einfach keine Zeit ordentlich an der Brust zu trinken. Sie könnten ja etwas verpassen von dieser interessanten Welt. Hier hilft es, sich zum Stillen in eine ruhige, eventuell abgedunkelte Umgebung zurückzuziehen, so dass es wenig gibt, was das Kind ablenken könnte. Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu „bündeln". Dazu wickeln Sie das Kind gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Baby auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein. Zu wenig Milch könnte dazu führen, dass das Kind an der Brust unruhig ist, doch das können Sie einfach feststellen, indem Sie Ihr Baby in Hinblick auf die folgenden Punkte anschauen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Sind diese Punkte alle erfüllt? Dann gedeiht ihr Baby gut und bekommt auch die Milch, die es braucht. Sollten diese Punkte wider erwarten nicht erfüllt sein, besteht Handlungsbedarf, um Ihre Milchmenge wieder an den Bedarf Ihres Babys anzupassen. Ganz allgemein kann ich Ihnen nur wärmstens empfehlen, sich an eine Stillberaterin vor Ort zu wenden und in einem direkten Gespräch mit einer Kollegin, die verschiedenen Möglichkeiten, warum Ihr Kind sich an der Brust so unruhig verhält durchzusprechen. Im direkten Kontakt lässt sich sehr viel einfacher eine Lösung finden. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 27.08.2013



Antwort auf: Baby windet sich beim Stillen

Liebe Frau Welter, vielen Dank für die schnelle Antwort. Fläschchen bekommt er garnicht und den Schnuller meist nur zum schlafen. Wenn er hungrig ist, kann ich ihn mit dem Schnuller auch nicht kurz vertrösten, weil wir z.B. gerade unterwegs sind. Manchmal trinkt er auch richtig schön, drum glaub ich kaum, dass es eine Saugverwirrung ist. Nein, Snoor hat er keinen. Wir waren erst beim Kinderarzt und da er schon Zähnchen hat, hat dieser sich den Mund auch gründlich angeschaut. Er ist sehr leicht ablenkbar, daher stille ich auch nur noch ganz allein. Manchtmal lässt er sich trotzdem ablenken, dass ist dann aber ganz anders, wie wenn er sich so windet. Ihm fällt dann oft ein, dass er ja auch noch interessante Finger hat, oder versucht meine Tattoos weg zu zupfen oder registriert jede Veränderung im Schlafzimmer und vergisst dabei das Trinken. Wenn er sich windet WILL er ja trinken, KANN es aber vor lauter Bewegung nicht. Zu wenig Milch hab ich denke ich auch nicht. Er ist schon 67 cm groß und 7,8 KG schwer (bei der Geburt war er nur 49 cm und 3150 g), wir haben sehr viele volle Windeln, ca. 4 mal Stuhlgang am Tag, er ist total fit und aufmerksam - ich glaube kaum, dass er da zu kurz kommt. Das mit dem Bündeln hört sich sehr gut an. Das werde ich mal ausprobieren. Aber allgemein währe eine Stillberatung vor Ort glaub ganz sinnvoll. Wir wohnen in 87527 Sonthofen. Über eine Adresse wäre ich sehr dankbar! Liebe Grüße Anja

von DieA am 28.08.2013, 16:30



Antwort auf: Baby windet sich beim Stillen

Liebe Anja, eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist. Ein Versuch wäre es daher immer wert, die künstlichen Sauger wegzulassen. Ich finde jetzt keine Kollegin in der Nähe, am besten schauen Sie selbst einmal, er für Sie günstig liegt. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC) Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 28.08.2013