Hallo,
meine Tochter ist nun fast 12 Wochen alt. Sie war schon bei der Geburt ein sehr grosses Kind (> 4Kg) und kam nach 24 Stunden Wehen per Kaiserschnitt zur Welt.
Bereits nach der Geburt hat sie sehr viel geweint und durch Saugen am Fäustchen suggeriert, dass sie Hunger hat bzw. an die Brust will. Sie nahm die ersten 3 Tage 10% Körpergewicht ab, so dass die Kinderärztin ein Zufüttern medizinisch verordnet hat.
Die Hebammen haben gesagt, "anlegen, anlegen, anlegen", was ich auch getan habe.
Nun bin ich im Prinzip noch immer bei dem Stillverhalten meines Kindes von den Tagen nach der Geburt. Ich muss zufüttern (1x vor der Nacht ein Fläschchen zum sattwerden damit sie wenigstens 3 Stunden am Stück schläft) und tagsüber hängt sie mir fast ununterbrochen an der Brust. Sie trinkt, schläft ein, trinkt, schläft ein, ... Die Phasen an welchen ich sie beschäftigen kann, mit singen oder spielen sind meist sehr kurz. Dann wird sie wieder unruhig und will an die Brust. Dies macht sie nicht mit meckern sondern mit Brüllen (!) deutlich. Ich habe schon versucht ihr den Schnuller zu geben (da meine Brustwarze - vor allem die rechte - zeitweise wund wird, da die Saugstärke meiner Tochter sehr hoch ist - es bilden sich zeitweise schmerzhafte Blasen auf der Brustwarze). Doch den Schnuller spuckt sie immer wieder aus. Auch den Finger nimmt sie nur selten und nur kurz. Manchmal kann sie sich mit ihrem Fäustchen oder mit einer Mullwindel einige Zeit selbst beruhigen. Dies aber auch meist nur kurz. Die Gewichtsentwicklung zeigt eine völlig normale Gewichtszunahme und das Zufüttern kann ich manchmal mit abgepumpter Muttermilch (welche ich hin und wieder mal in der Nacht gewinnen kann, da sie durch das Fläschchen grössere Trinkpausen hat) kompensieren.
Gottseidank habe ich bislang nur ein Kind und einen sehr kleinen Haushalt. Aus dem Grund kann ich das Sitzen im Stuhl mit Stillkissen und Kind auf dem Bauch noch ganz gut organisieren. Ich muss allerdings zugeben, ich habe langsam die Schnauze voll. Es ist sehr anstrengend, da ich die Hausarbeit und sonstige Tätigkeiten immer nur sehr schnell in sehr kurzen Phasen zwischen dem Stillen einschiebe. Im Tragetuch getragen werden, möchte sie im Haus gar nicht. Hinlegen zum schlafen kann ich sie auch nicht, da sie dabei jedes Mal anfängt zu brüllen. Sehr selten klappt es, wenn sie auf dem Arm oder an der Brust einschläft, sie mit Stillkissen auf die Couch zu legen. Dies aber dann meist nur 30 Minuten (sehr selten mal eine Stunde).
Meine Frage nun, wie kann ich mein Kind wenigstens zeitweise von der Brust bekommen? Wird die Situation mit zunehmendem Alter des Kindes besser? Und vor allem wann??? Ich bin echt schon verzweifelt und bereue es schon fast mit dem Stillen angefangen zu haben.
Danke
von
omarla
am 29.12.2011, 11:12
Antwort auf:
Baby tagsüber ununterbrochen an Brust
Liebe omarla,
das von Ihnen beschriebene Verhalten entspricht schon fast „lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen).
Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem „non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: „Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen.
Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm.
Sie können sich und auch dem Baby das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Sie sich auf Ihr Kind einlassen. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es Ihnen möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa zwölf Wochen zu erwarten.
Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht.
Außerdem schlafen die meisten Babys sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird. Babys sind soziale Wesen, die die Welt, in die sie hineingeboren wurden erkunden und kennenlernen wollen und das geht nicht im Schlaf. Lassen Sie Ihr Kind an Ihrem Leben teilnehmen. Integrieren Sie Ihr Kind in Ihr Leben und versuchen Sie nicht, Ihr früheres Leben einfach wieder aufzunehmen.
Es gibt auch noch weitere Gründe, warum Ihr Kind aufwacht, sobald Sie es hinlegen. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Das gemeinsame Schlafen hat eine ganze Reihe von Vorteilen und verhilft der Mutter zu mehr Schlaf.
Möglicherweise wird Ihr Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen.
Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Die Abstände zwischen den Stillzeiten können mit zunehmendem Alter des Kindes durchaus länger werden, doch in der Regel will ein Baby in diesem Alter im Durchschnitt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Am besten lassen Sie sich von Ihrem Kind leiten. Ein gesundes, voll ausgetragenes Kind weiß im Normalfall selbst am besten, wie viel und wann es etwas braucht.
Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Es kommen auch wieder einfachere Zeiten.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 29.12.2011
Antwort auf:
Baby tagsüber ununterbrochen an Brust
Ich kann dich verstehen, mein Kleiner war am Anfang auch so, er war auch sehr groß und kräftig bei Geburt (4010g und 57cm) und wollte auch fast alle 30 min an die Brust. Er ist mein 3.Kind und zuweilen hatte ich mich auch gefragt, wie ich das mit drei Kindern und Haushalt schaffen soll. Doch ich muss sagen, ich habe mich darauf eingelassen. Es ist mein drittes und vielleicht auch letztes Baby und wollte dieses kleine Mäuschen einfach nur genießen. Hab auch mal alle fünfe grade sein lassen und dem Kleinen einfach nur die Zeit gegeben. Auch bei uns hat es ca. 12-14 Wochen gedauert und ab da wurden die Stillabstände länger (anfangs steigerte sich der Abstand auf 1 Std. bis nun fast 2 1/2 Std.) Klar, in Wachstumsphasen wieder häufiger, aber er trinkt dann auch kräftiger und dadurch kürzer. Er ist dafür ein sehr ausgeglichenes und liebes Baby. Ich schiebe es darauf, da ich ihm die Still-/Kuschelzeit gegeben habe wann immer er das wollte.
Nur Mut und genieß die Zeit mit deiner Maus!
Alles Gute!
Michèlle mit little Ben
von
Mama_von_zwei
am 30.12.2011, 22:20