Baby schreit während des Stillens plötzlich los was kann das sein?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby schreit während des Stillens plötzlich los was kann das sein?

Hallo! Mein kleiner ist nun 9 Wochen alt. Seit 3 Wochen trinkt er ohne Stillhütchen, welches er anfangs benötigte, weil er die Brustwarzen nicht fassen konnte. Die ersten beiden Wochen ging das Trinken gut aber seit ca. einer Woche trinkt er 5 Minuten und fängt dann fürchterlich zum weinen an. Er will dann nicht mehr an die Brust und weint bei jedem neuerlichen Anlegeversucht wieder los. Da er sehr hastig trinkt, tippe ich auf Bauchschmerzen. Ich habe schon versucht, ihn so zu stillen, dass er von oben nach unten schaut um weniger Milch zu bekommen, auch liegend stillen hab ich versuch aber es hilft nichts. Ich gebe ihm Antiflat Tropfen und nun auch ein paar Schlucke Fencheltee. Stuhlgang hat er eher selten, alle paar Tage nur und er drückt und pupst auch sehr viel. Ich habe auch schon versucht auf meine Ernährung zu achten, blähende Nahrungsmittel und Milchprodukte weglassen, hat aber auch nichts geholfen. Gibt es sonst noch Tricks? Wir das wieder besser oder muss ich am Ende wieder auf Stillhütchen unsteigen? Zunehmen tut er brav und wenn ich ihm nach 5 Minuten trinken den Schnuller gebe, beruhigt er sich wieder, möchte dann aber erst nach 2-3 Stunden wieder trinken. Hat er nach 5 Minuten schon genug? Wenn ich ihm allerdings eine Flasche (mit abgepumpter Milch) anbiete, trinkt er noch bis zu 80ml nach. Zugenommen hat er in der letzten Woche ca. 200g, in der Woche davor 170g. Danke und mfG, loopi83

Mitglied inaktiv - 04.10.2011, 17:25



Antwort auf: Baby schreit während des Stillens plötzlich los was kann das sein?

Liebe loopi83, es gibt zwei Hauptursachen für ein solches Verhalten: Saugverwirrung und übermäßig starker Milchspendereflex. Falls Ihr Kind einen Schnuller oder auch (gelegentlich) Flasche bekommt, sollten Sie diese künstlichen Sauger für eine Weile weglassen und schauen, ob sich das Verhalten bessert. Wenn die Saugverwirrung noch nicht zu stark ausgeprägt ist, kann das schon ausreichen, dass das Baby wieder lernt die Brust gut anzunehmen. Beobachten Sie in den nächsten Tagen die Stillzeiten einmal ganz genau. Können Sie sehen, wie Ihre Milch in einem kräftigen Strahl aus Ihrer Brust herauskommt? Verschluckt sich Ihr Baby? Läuft Milch aus seinem Mundwinkel? Möglicherweise haben Sie einen sehr starken Milchspendereflex, mit dem Ihr Baby nicht zurecht kommt und er protestiert deshalb so. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das "Berg auf Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten bei einem starken Milchspendereflex sind: erhöhen Sie die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Sie die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößern, verschlimmert sich das Problem noch weiter. bieten Sie nur eine Brust pro Mahlzeit an. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Ihr Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Sie ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbieten, bevor Sie die Seite wechseln Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollten Sie gerade soviel Milch ausstreichen, dass Sie sich wohlfühlen, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stillen Sie Ihr Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuchen Sie verschiedene Stillpositionen (auch das Berg auf Stillen, dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen im Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Eventuell kann Ihr Baby auch schon an ihrer Brust trinken während es auf Ihrem Bauch liegt. So könnten Sie im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Ihrem Bauch einschlafen lassen.) lassen Sie das Baby oft aufstoßen. vermeiden sie den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Falls Ihr Baby eine Flasche oder einen Schnuller bekommt, kann es auch sein, dass es mit dem Wechsel zwischen den beiden Saugtechniken nicht zurecht kommt und nun deshalb an der Brust frustriert reagiert. In jedem Fall ist es empfehlenswert, dass Sie sich mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe in Verbindung setzen und sich beim Stillen zuschauen lassen. Aus dem, was die Kollegin sieht, kann sie Rückschlüsse ziehen und Ihnen dann gezielte Tipps geben. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 04.10.2011



Antwort auf: Baby schreit während des Stillens plötzlich los was kann das sein?

Hallo! Danke für die rasche und sehr ausführliche Antwort! Das mit dem Milchspendereflex hab ich zuerst auch gedacht, da ich einen starken habe, allerdings trinkt er ja die ersten 5 Minuten ganz normal (aber auch sehr hastig) und erst dann fängt er plötzlich zu schreien an In diesen 5 Minuten rinnt ihm auch immer wieder Milch aus dem Mund. Ich merke auch, wie es in seinem Bauch rumort wenn er trinkt. Leider wurde uns am Anfang zu einem Stillhütchen geraten, die ersten 6 Wochen saugte er absolut nicht an der Brust. Dann hat es plötzlich super funktioniert. Würde er bei einer Saugverwirrung 5 Minuten gut saugen und dann aufhören? Wenn ja, hab ich harte Zeiten vor mir, wir haben ein richtiges Schnullerkind :) Und die Flasche (Avent) hat er auch von Anfang an 1x täglich bekommen, da er am Anfang abends zu wenig getrunken hat und wir nur so die Menge kontrollieren konnten (wurde uns so vom KH geraten), bisher kam er mit dem Wechsel von Flasche zur Brust aber gut klar. Ich gebe ihm derzeit nur eine Brust, nur nachts trinkt er zwei, da haben wir das Problem aber auch nicht, da trinkt er 15 Minuten und schläft dann ohne Probleme weiter. Leider sind die LLL Stillberaterinnen alle recht weit weg von mir, aber ich werde auf jeden Fall mal eine telefonisch kontaktieren. Danke für Ihre Hilfe! Lg loopi

Mitglied inaktiv - 04.10.2011, 20:59



Antwort auf: Baby schreit während des Stillens plötzlich los was kann das sein?

Liebe loopi, eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist. Ein Versuch wäre es daher immer wert, die künstlichen Sauger wegzulassen. Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. • Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. • Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. • Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. • Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch einLutschetuch an. Schnuller sind auch nicht „kiefergerecht“, wie es immer wieder behauptet wird. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 04.10.2011