Baby nuckelt nur anstatt zu trinken

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby nuckelt nur anstatt zu trinken

Hallo liebe Stillberaterinnen Ich wette mein Problem verdammt oft, aber trotzdem verzweifle ich gerade am Stillen. So ist meine Situation: Mein Sohn ist jetzt 12 Tage alt. Bei der Geburt wog er 3570 g. Vom aller ersten Mal Anlegen im Krankenhaus hat er nur an der Brustwarze genuckelt, aber nicht wirklich getrunken. Jeder hat mir Bisher versichert, dass es nicht an der Form oder Größe meiner Brustwarzen liegt. Die Hebammen im Krankenhaus, Kinderschwestern und meine Hebamme haben mir versichert, dass damit alles bestens in Ordnung ist. Ich war 4 Tage im Krankenhaus und hatte eine normale Geburt. In diesen 4 Tagen spielte er nur an der Brust, obwohl er hörbar großen Hunger hatte. Er verlor in einem normalen Rahmen Gewicht. Da war wohl noch kein Grund zur Sorge. Zu mir kamen die Kinderschwestern und eine Hebamme um mich beim Stillen zu beraten. Anscheinend sollte alles gut sein. Ich hatte genug Milch, mit uns war körperlich alles in Ordnung, aber niemand brachte mein Baby zum Trinken. Er verlor immer die Geduld, baute kein Vakuum auf, wurde frustriert und weinte schließlich nur noch. Am 3. Tag gab ich ihm einen Schnuller, weil meine Nerven sehr angespannt waren. Dann sah ich einmal einmal einen kleinen Lichtblick, weil er es endlich für 10 Minuten an einer Brust normal trank. Aber leider nicht mehr. Doch am Abend des selben Tages war auch ich schon wieder frustriert. Der Erfolg blieb ein einmaliges Erlebnis und ich bekam harte, schmerzende Brüste, die ich unter der warmen Dusche ausreiben musste. In der folgenden Nacht war es ganz schlimm. Gegen 4 Uhr hatte ich noch keine Minute geschlafen und er schrie die ganze Zeit und ließ sich immer nur kurz beruhigen. Da gab ich ihm wieder den Schnuller damit ich selbst kurz Zeit zum Weinen hatte. Ich wusste ganz genau wo das Problem war. Er hatte Hunger. Und ich konnte den Gedanken nicht ertragen ein Grundbedürfnis meines Babys nicht erfüllen zu können, obwohl mir doch jeder versicherte, dass ich ihn richtig anlegte und alles andere auch richtig machte. Die Nachtschwester fand mich weinend und brachte mir ein Paar Brusthütchen. Damit klappte es auf Knopfdruck. Er kam sofort ins Vakuum und er wurde endlich satt! Ich dachte ich könnte jetzt einfach ein Jahr so stillen, aber das glaube ich mittlerweile nicht mehr. Erstens sorgten die Hütchen dafür, dass meine Brustwarzen beim Ansaugen sehr weh taten. Zu sehr, um das so im Raum stehen lassen zu können. Zweitens hatte mein kleiner am 8. Tag immer noch kein Gramm zu genommen... Zur Info, ich ließ ihn sehr lange an der Brust und wechselte brav die Seiten. Das Stillen dauerte über eine Stunde. Trotzdem schien er abzunehmen. Dann brachte mir die Hebamme eine Milchpumpe vorbei. So konnte ich meine Milchproduktion weiter anregen. Am Anfang konnte ich nur 20 ml/Seite abpumpen. Jetzt bin ich bei 70 bis 80 ml insgesamt. Ich bin froh darüber, denn gleichzeitig bemerkte meine Hebamme, dass er immer noch sehr gelb aussah. Sie schickte uns zum Kinderarzt. Dort wurde festgestellt, dass sein Wert bei 19 lag. 4 Tage lang wurde der Wert kontrolliert. Hier reichte es mir! Mein Kind musste trinken. Also bekam er Milch abgepumpt in der Flasche (Calma Sauger). Jetzt weiß ich wieviel er trinkt. Vor jedem abpumpen versuche ich aber doch noch normal (jetzt ohne Hütchen) zu stillen. Das normale stillen hat in 12 Tagen 3x kurz an der linken Seite funktioniert. Er verhält sich sonst an der Brust immer noch so wie im Krankenhaus. Ich möchte so gerne einfach Stillen. Ohne Pumpe, ohne Hütchen. Der Kinderarzt hat sogar schon sein Zungenbändchen angeschnitten, aber das hat auch nichts verändert. Ich pumpe die Brust sogar schon vor dem Stillen an, damit er es vllt leichter hat. Aber nein. Mein Kleiner will nicht. Hat jemand einen Tipp, Hinweis oder Vorschlag für mich? ??? Ich bin über alles dankbar, was nützlich sein könnte. Danke im Voraus schon mal! Liebe Grüße!

von Whistle am 04.06.2019, 15:51



Antwort auf: Baby nuckelt nur anstatt zu trinken

Liebe Whistle, die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Nun kann ich aber weder Sie noch das Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und Ihnen auch nichts zeigen. Wenden Sie sich deshalb unbedingt an eine Kollegin vor Ort! Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Evtl. wäre das Brusternährungsset eine gute Lösung für Euch. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Es tut mir leid, dass ich aus der Ferne nicht mehr helfen kann…. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 04.06.2019



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