Frage: Baby im Elternbett

Liebe Biggi, unser Sohn schläft bei uns im Bett (3 1/2 Monate alt). Ich habe immer Angst, dass er mal keine Luft mehr bekommt, wenn ich ihm im Schlaf die Decke über den Kopf zu ziehen, weil ich während des Stillens eingeschlafen bin. Wie liegt er denn am sichersten bei uns im Bett? Außerdem wird uns immer wieder gesagt, dass unser Sohn wohl nie mehr freiwillig in einem eigenen Bett schlafen wird, wenn wir ihn immer noch bei uns schlafen lassen. Wie lange soll/darf denn deiner Meinung nach ein Baby bei den Eltern schlafen? Danke und viele Grüße, Sabine

Mitglied inaktiv - 15.04.2005, 23:25



Antwort auf: Baby im Elternbett

Liebe Sabine, schauen wir die Sache doch einmal anders herum an: wo leben die zufriedensten Menschen, in unserer Gesellschaft, in der von Baby an alles sehr reglementiert wurde und Nähe zwischen den Menschen ein Fremdwort ist oder in anderen Kulturen, die mehr aufeinander eingehen und die ihren Kindern die Nähe und Geborgenheit Körper der Mutter (der Eltern) Tag und Nacht geben? Eine Kollegin von mir hat lange in Afrika gelebt. In den Ländern, in denen sie gelebt hat, war es selbstverständlich, dass Babys getragen wurden und immer mit der Mutter zusammen geschlafen haben. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland hat sie mir erzählt, wie erstaunt sie war, dass hier sie hier so viele Babys und Kleinkinder weinen hörte. Sie war das häufige Weinen von kleinen Kindern nicht mehr gewohnt, weil es dort wo sie einige Jahre verbracht hat, so selten zu hören war. Ich denke, diese Erfahrung meiner Kollegin spricht Bände darüber, was Babys zufrieden macht und zufrieden heranwachsen lässt. Dr. Urs Hunzicker vom Kinderspital in Zürich hat eine Studie zur „Epidemiologie des Schreiverhaltens" durchgeführt. In dieser Studie zeigte sich ganz eindeutig, dass vermehrtes Tragen und die damit verbundene Zuwendung und Körperkontakt das Schreiverhalten des Kindes positiv beeinflusste und auch die Phasen des zufriedenen Wachverhaltens verlängerte. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Solange Du dich mit deinem Kind zusammen wohl fühlst, gibt es keine Grund etwas an der Situation zu ändern und die Kritiker und Mahner, die dir Schlimmstes prophezeien kannst Du ja mal fragen, ob sie gerne alleine schlafen und ob sie schon einmal ein Kind gesehen haben, dass noch die eigene Hochzeitsnacht zusammen mit seiner Mutter im Bett verbracht hat. Ich kenne viele Kinder, die vom ersten Lebenstag an mit den Eltern das Bett geteilt haben und problemlos in ihr eigenes Bett umgezogen sind, als sie dazu bereit waren (meine eigenen eingeschlossen). Die meisten dieser Kinder wären weiterhin willkommen im Familienbett, aber sie brauchen es nicht mehr. Genauso kenne ich aber auch Kinder, die verzweifelt versucht haben, sich einen Platz im Bett der Mutter zu „erkämpfen" und dies noch lange Jahre versuchen, wenn die „Familienbettkinder" längst schon nicht mehr das Bedürfnis danach haben. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Ich gebe dir hier nun die von LLL International herausgegebene Presseerklärung wider: „Studien haben ergeben, dass das gemeinsame Schlafen mit dem gestillten Baby die Bindung fördert, das Schlafmuster von Mutter und Baby aneinander anpasst, der Mutter hilft besser auf die Bedürfnisse des Babys reagieren zu können und sowohl der Mutter als auch dem Baby hilft, zu der von beiden benötigten Ruhe zu kommen. Das gemeinsame Schlafen unterstützt die Mutter beim Stillen nach Bedarf, ein wichtiger Aspekt, um die Milchmenge der Mutter aufrechtzuerhalten. Dr. James McKenna, Professor für Anthropologie an der Universität von Notre Dame, Mitglied des Medizinischen Beirates der LLL International und Experte zum Thema „Gemeinsames Schlafen“ ist überzeugt, dass es gefährlicher ist, ein Baby alleine in einem Kinderbett oder einer Wiege schlafen zu lassen, als in einer sicheren Umgebung mit ihm gemeinsam zu schlafen. Er sagt: „Wir stimmen mit den Autoren und anderen überein, dass es notwendig ist, Vorsorge zu treffen, um schreckliche Unfälle so weit wie möglich zu verhindern. Trotzdem ist die Notwendigkeit solcher Vorsorgemaßnahmen ebenso wenig ein Argument gegen das gemeinsame Schlafen in einem Bett generell, wie die Tatsache, dass Babys sich durch unglückliche Umstände strangulieren oder ersticken oder am Plötzlichen Kindstod sterben während sie alleine im Bett liegen ein Grund ist, immer Einwände dagegen zu erheben, dass Babys alleine und unbeaufsichtigt schlafen. Es gibt bestimmte Dinge bei Betten von Erwachsenen, die Gefahren für das Baby mit sich bringen und es ist wichtig, darauf zu achten. Aber dass diese Gefahren bestehen, bedeutet weder, dass sie nicht beseitigt werden können, noch, dass das gemeinsame Schlafen generell gefährlich ist.“ Außerdem betrachtet Dr. McKenna die Schlussfolgerungen und Empfehlungen der Studie als unangemessen, da die Autoren ihre Schlüsse mehr aus unvollständigen und anekdotenhaften Berichten als aufgrund von harten, wissenschaftlich nachvollziehbaren Daten gezogen haben. Dr. McKenna glaubt, dass das gemeinsame Schlafen für die Familie mit einem gestillten Kind eine positive Erfahrung sein kann und nicht als gefährlich angesehen werden sollte, wenn die Eltern sich an die folgenden Sicherheitsrichtlinien halten: • Eltern sollten nicht mit ihren Kindern in einem Bett schlafen, wenn sie rauchen oder Alkohol oder Drogen konsumiert haben. • Das Bettzeug sollte zur Größe der Matratze passen. • Die Matratze sollte genau in das Bett passen (keine Lücken zwischen Matratze und Bettgestell). • Das Gesicht des Babys darf nicht durch lose Kissen oder Decken verdeckt werden. • Es darf kein Spalt zwischen dem Bett und der angrenzenden Wand sein, so dass das Baby hinunterrollen und eingeklemmt werden könnte. • Das Baby sollte nicht auf dem Bauch liegen.“ Auch von Penelope Leach (Kinderärztin und Autorin) gibt es einen interessanten Artikel zu dieser Studie, in der sie darauf hinweist, wie die Autoren der Studie zu ihren Ergebnissen gekommen sind: sie haben aufgrund von Totenscheinen, Polizei und Zeitungsberichten zusammengezählt wie viele Kinder unter zwei Jahren in der Zeit von 1990 bis 1997 in den USA gestoben sind während sie im Bett der Eltern geschlafen haben (515 Kinder). Sie haben aber keine Untersuchung über die Todesursache oder die näheren Umstände des Todes durchgeführt. Sie haben nicht nachgefragt, ob die Eltern zum Beispiel unter Drogen standen oder betrunken waren. (Kinder die unglücklicherweise zwischen Wand und Bett eingeklemmt wurden und so zu Tode kamen, sind in diesen Zahlen ebenfalls enthalten) Studien aus Neuseeland belegen, dass es keinen Zusammenhang für eine erhöhte Rate von Fällen plötzlichen Kindstodes und dem gemeinsamen Schlafen mit den Eltern gibt. Ich hoffe, ich konnte dich beruhigen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 16.04.2005



Antwort auf: Baby im Elternbett

Hi Sabine, mach Dir nichts aus dem Gerede :) Unsere Kleine hat fast genau 2 Jahre bei uns im Bett geschlafen, weil sie einfach die Nähe gebraucht hat. Dann haben wir ihr ein grosses Bett gekauft, sie durfte beim Aufbauen helfen und von dem Tag an weigert sie sich sogar, bei uns zu schlafen. Wir wollten sie letzt, als sie krank war, überreden, sicherheitshalber noch mal bei uns zu schlafen - aber nein - eigenes Bett und eigenes Zimmer - Punkt. Dagegen stöhnen sehr viele Bekannte, die ihr Kind schon von Anfang an ans eigene Bett 'gewöhnt' haben, darüber, dass die Kleinen jede Nacht bei ihnen landen würden. Ich denke, je mehr Sicherheit Ihr Euerem Kind gebt, desto einfacher wird es für dieses, in seinem eigenen Bett/ Zimmer zu schlafen. Also - lasst Euch bitte, bitte, nicht von anderen verunsichern, sondern macht, was Ihr für richtig haltet. LG Tina

Mitglied inaktiv - 16.04.2005, 13:47



Antwort auf: Baby im Elternbett

...genügend Nähe bekommen haben, gehen sie sowieso irgendwann in ihr eigenes Bett. Anthony(19 Mon.) schläft bei uns im Bett,wir kommen damit alle drei gut klar.Und ich werde ihn solange bei uns behalten,wie er es braucht. Ich habe mich am Anfang leider auch beirren lassen,von anderen oder von irgendwelchen Büchern.Aber zum Glück noch rechtzeitig auf mein Gefühl gehört. LG v.Peggy

Mitglied inaktiv - 18.04.2005, 10:29



Antwort auf: Baby im Elternbett

Hallo zusammen. Also ich denke, es ist keine gute Idee, Kinder im elterlichen Bett schlafen zu lassen. Bei unserer ersten Tochter haben wir das so gemacht und jetzt schläft sie immer noch in unserem Bett. Sie ist aber mittlerweile 12 Jahre alt. Es muss ja jeder selbst beurteilen ob es gut ist oder nicht. Bei unserem Sohn, den hatten wir nur die ersteen 2 Monate bei uns im Schlafzimmer, aber in seinem eigenem Bettchen klappt das jetzt wunderbar in seinem eigenem Bett und eigenem Zimmer. Ich persönlich würde also die Kinder im elterlichem Bett nicht empfehlen.

Mitglied inaktiv - 06.04.2008, 17:42



Antwort auf: Baby im Elternbett

Hallo, das ist eindeutig jedem seine Entscheidung! Meine Meinung und Erfahrung tendiert aber zu einem eigenen Bettchen, neben dem Elternbett. Unsere Tochter ist jetzt 2 Monate alt und schläft sehr gut im eigenen Bett, sie freut sich mittlerweile richtig, wenn ich sie abends dort hineinlege. Natürlich muss ich mich dann nachts auch mal aus der waagerechten in die senkrechte begeben um sie zum Stillen herüber zu holen, aber dass muss ich sowieso, um ihr während und nach des Stillens beim Bäuerchen zu helfen! Frage mich sowieso wie das die ganzen Mütter machen die angeblich liegen bleiben und weiterschlafen können...wo bleibt dann das Bäuerchen? Meine kriegt ganz furchtbare Blähungen wenn ich das nicht mache. Zudem kann ich selber einfach nicht schlafen, wenn sie neben mir liegt. Damals nach der Geburt im Krankenhaus habe ich nächtelang nicht geschlafen, weil ich sehr geschwächt war und nicht aufstehen konnte, die Hebamme mir meine Tochter auch partout nicht abnehmen wollte, "weil Baby das ja so wunderbar finden, neben ihren Eltern zu schlafen". Ich kann einfach nicht schlafen, aus Angst, sie zu erdrücken. Die kann ich auch nicht abbauen. So war es von Anfang an bei mir, und es ist auch nicht weg gegangen. Sorry, wenn ich frage, aber was ist mit mir? Darf ich nun, nur weil ich Mutter geworden bin, nicht mehr an mich denken? Und dürfen wir, nur weil wir Eltern geworden sind, nicht mehr an unsere Intimität zu zweit im Bett denken? Besonders lustig finde ich es ja, wenn die gleichen Leute, die so fanatisch fürs Babys im Elternbett eintreten, dazu beraten, dass man nach der Geburt möglichst die Liebe und den Sex nicht vergessen sollte...wie soll das gehen, wenn das Kind jeden Abend mit im Bett schläft? Man bekommt ja vielleicht geraten, einfallsreich zu sein, Sex müsse ja nicht nur im Bett stattfinden, aber seien wir doch mal ganz ehrlich, wenn Mann nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt und man selber sich den ganzen Tag ums Baby gekümmert hat, dann ist es doch das Schönste, sich abends zu zweit ins Bett kuscheln zu können. Die Antwort von Biggi finde ich höchst manipulativ und zudem auch sehr naiv. So nach dem Motto: wenn eure Babys schreien, seid ihr selber schuld, nu gugge doch mal, die Mütter in Afrika, die machen das alles viel besser und natürlicher... manche Mütter in Afrika lassen ihre Töchter aber auch beschneiden und mit 13 oder noch jünger verheiraten. Also bitte... Also unsere Tochter ist einsehr glückliches Kind, sie lacht viel, ist neugierig, und ja, sie schreit auch mal, aber das gehört nunmal dazu. Aber ich lasse sie dann nicht schreien, sondern nehme sie auf den Arm und versuche sie zu beruhigen. Alles in allem: ich kann nur wiederholen, es ist jedem seine Sache. Es gibt Eltern, die haben sehr gute Erfahrungen gemacht mit dem Familienbett, andere haben sich für ein eigenes Bett entschieden und fahren damit auch sehr gut. Diese Bindungsfanatiker kann ich aber auf den Tod nicht ab, dass sind auch die, die sagen, dass früher alles ganz schlimm und schrecklich war und damit alles anzweifeln, was unsere Mütter und Großmütter für richtig hielten.

von Shorena am 16.02.2013, 06:37