Hallo Biggi,
meine Nun fast 9 Monate alte Tochter war bis zum 7. Monat ein absolutes Schreibaby. Zum Glück hat sich das geändert und ist mittlerweile besser geworden. Da meine Tochter lange Zeit nur gepuckt, hüpfend auf dem Pezziball mit Brust im Mund überhaupt erstmal zur Ruhe kommen konnte, war es für mich schon sehr schön als sie plötzlich neben mir liegend beim Stillen eingeschlafen ist. Jetzt habe ich aber das Problem, dass sie nicht mehr nur zum einschlafen an die Brust möchte sondern am liebsten die ganze Nacht über nuckeln würde. Solange sie nuckelt kann ich nicht schlafen und bin dementsprechend den Tag über müde. Außerdem reagiert sie total auf Geräusche, sobald mein Magen knurrt, wird sie schon unruhig. Ich kann mich weder bewegen noch bequem liegen. Deshalb versuche ich sie seit vier Tagen an ihr Bettchen zu gewöhnen. Das klappt soweit ganz ok, zumindest braucht sie Max eine Stunde bis sie eingeschlafen ist. Dabei lasse ich sie nicht schreien, aber meckern. Ich bin die ganze Zeit über bei ihr und halte ihre Hände, lege zur Beruhigung mein Gesicht auf ihre Wangen und sowas halt. Das klappt auch wirklich gut, nur dauernd es lange bis sie trotzdem zur Ruhe findet. Wenn sie schreit stille ich sie erneut lasse sie aber nicht an der Brust einschlafen.
Ich lese aber soviel verschiedene Sachen, dass man Babys das schlafen nicht antrainieren soll, da es eine reine Entwicklungssache ist und gleichzeitig heißt es oft, dass Babys an das einschlafen gewöhnt werden müssen. Ich bin total verwirrt und frage mich, ob ich die Beziehung zu meiner Tochter so „kaputt“ mache, wenn ich sie im Bettchen meckern lasse... oder ob es doch der richtige Weg ist, dass sie eventuell lernt ohne Brust einzuschlafen und so dann auch besser in den Schlaf wiederfindet, wenn sie wach wird?
Ich liebe sie sehr und habe ein sehr inniges Verhältnis zu ihr, nur ich brauche auch etwas Schlaf, vor allem muss ich so gesehen zudem noch 7 Monate Schlaf nachholen (von ihrer Schlafphase).
Was denkst du über die Situation? Sollte ich sie jetzt schon an ihr Bettchen gewöhnen (achja, spätestens um zehn Uhr, wenn ich selbst ins Bett gehe und sie wach ist, nehme ich sie mit zu mir ins Bett und dann darf sie wie gewöhnt an der Brust schlafen, weil ich dann einfach zu kaputt bin)?
Verwirre ich sie eventuell dadurch noch mehr?
Lg
Inna
von
InnaAlina
am 13.02.2019, 20:26
Antwort auf:
Baby das Einschlafen ohne Brust antrainieren?
Liebe Inna,
Dein Kind muss nicht alleine weinen und wird nicht alleine gelassen und DAS ist wichtig :-).
Dein Kind spürt Deine Liebe und wenn es ein paar Stunden in seinem Bett schläft, ist das sicher nicht schlimm.
In diesem Alter verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt!
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich.
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch!
Und hast Du es schon einmal mit dem Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen...
Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein.
Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-).
Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby.
• Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ...
• Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun.
• Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss.
• Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten.
Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 13.02.2019