Baby 9 Wochen alt - stillen will einfach nicht klappen...

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby 9 Wochen alt - stillen will einfach nicht klappen...

Hallo, Ich habe diese Frage schon im Stillforum gestellt und hoffe, dass ich hier vllt den entscheidenden Tipp bekommen kann, wie ich mein Baby doch noch stillen kann..! Die Stillbeziehung zu meinem Sohn (geboren am 20.12.18) fing eigentlich gut an. Er ging sofort an die Brust (wobei er mit der linken Brust von Anfang an Schwierigkeiten hatte, da die Brustwarze dort komplett flach ist). Jedoch war er immer unzufrieden und weinte im Krankenhaus sehr viel, war permanent am Suchen (und ich hatte ihn sehr viel an der Brust), woraufhin er noch im Krankenhaus Fläschchen bekam. Zuhause stillte ich ihn dann. Am 4. Tag hatte ich meinen Milcheinschuss und da fing er an, die Brust zu verweigern. Sie war sehr prall und er bekam sie dadurch wohl nicht zu fassen. Nach zwei Tagen versuchten wir es mit Stillhütchen und es klappte wieder. Jedoch nahm er immer weiter ab, und er war nach 1-2 Wochen nach der Geburt bei 3120g (Geburtsgewicht 3482g). So mussten wir zufüttern und er bekam 2x am Tag eine Flasche abgepumpte Muttermilch. Nun nahm er jedoch weiter ab und der Verdacht kam auf, dass er aus der Brust kaum Milch zieht. Meiner Hebamme fiel auf, dass er immer nur nach mehreren Zügen an der Brust leise schluckt, was wohl zu wenig sei. Außerdem nimmt er immer nur wenige Züge an der Brust, bevor er aufhört, ins Nuckeln übergeht oder einschläft. Die Male an denen er 5 Minuten am Stück getrunken hat, kann ich an einer Hand abzählen. Wir haben ihn dann also zu jeder Mahlzeit angelegt und danach eine Flasche gegeben. Mittlerweile pro Mahlzeit (alle 4 Stunden) ca 140ml. Zum Glück nimmt er nun endlich zu, jedoch nicht durchs Stillen. Wir waren bereits beim Osteopathen (ohne Befund), und sind seit Freitag zur Krankengymnastik nach Castillo Morales. Hier kam raus, dass er seine Zunge nicht korrekt bewegt und wohl auch etwas \\"unkoordiniert\\". Sein Unterkiefer liegt etwas zurück, was wohl auch nicht förderlich ist. Tipps wie die Brust wie ein Sandwich zu halten, Füttern per Sonde, erst ein wenig mit Flasche füttern dann anlegen, Haut an Haut Kontakt, Stilltee damit die Milch besser fliest, haben leider nichts genützt. Dann kamen auch noch zwei Krankenhausaufenthalte mit ihm dazu (beim ersten war er 11 Tage alt und hatte Fieber und Schmerzen im Magen/Darm und er war viel zu schwach zum stillen. Beim zweiten Mal vor einer Woche, als ihn der RS-Virus erwischt hatte. Auch hier war stillen dadurch nicht möglich...). Nun bekomme ich ihn aktuell gar nicht mehr an die Brust. Wenn ich Glück habe und er andockt, schreit er nach wenigen Sekunden, weil natürlich nicht sofort die Milch fließt wie bei der Flasche. Ich weiß wirklich keinen Rat mehr bin aber nicht Willens, das Stillen aufzugeben... Danke fürs Lesen < 3

von Spooky_Jenna am 26.02.2019, 23:53



Antwort auf: Baby 9 Wochen alt - stillen will einfach nicht klappen...

Liebe Spooky_Jenna, dein Baby ist saugverwirrt und KANN nicht korrekt und effektiv saugen. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Du hast das Pech gehabt, schlecht beraten worden zu sein, doch tatsächlich besteht Hoffnung. Dazu möchte ich dich zu allererst ermutigen, nach einer Stillberaterin in eurer Nähe zu schauen. "Nah" kann auch 1 Stunde entfernt sein - es lohnt sich allemal!! Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps, wie dein Kleines vielleicht doch mehr trinkt: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 27.02.2019